Gar nicht so einfach immer einen Platz zu bekommen … und dann sitzt man so und alle um einen herum schauen auf ihr Smartphone.

Manchmal sehen die Menschen dann super konzentriert aus und man fragt sich, welche wichtigen Termine sie gerade vorbereiten, ob sie E-Mails lesen oder was für Papers da durchgearbeitet werden. Und dann stehe ich auf, erhasche einen kurzen Blick aufs Display und sehe es ist nur Candycrush…

Nicht nur Candycrush

Aber nicht wirklich alle sind mit ihrem Smartphone beschäftigt.

Manche schauen andächtig aus dem Fenster – so wenig es da auch zu sehen gibt (zumindest in der U7, die vollständig unterirdisch fährt) – und ein paar Menschen halten ein Buch in ihren Händen und lesen.

Mich treibt dann immer die Neugier um und ich verrenke mich regelrecht, damit ich den Buchtitel erkenne.

Schaffe ich leider nicht immer.

Zum Glück musste ich mich diesen Samstag nicht verrenken. Ganz mutig habe ich die Lesenden angesprochen und gefragt, ob sie uns für Literaturpower ein paar Fragen zu ihrer Lektüre beantworten.

Vier Menschen und ihre U-Bahn-Lektüre

Marian, 42 Jahre

Marian traf ich ziemlich früh am Morgen. Eigentlich hatte ich mir noch gar keine Fragen überlegt und wusste nur, dass ich den Nachmittag für die Recherche nutzen wollte.

Die U-Bahn war aber gerade recht leer und hinter mir saß der lesende Marian. Ich fasste mir ein Herz und setzte mich zu ihm.

Ein paar Worte zu dem was ich so mache später, zückte ich schon mein Notizbuch und stellte Fragen, die ich ja noch gar nicht vorbereitet hatte.

Also erstmal aufs Buch schauen. Das geht immer. Gerade hielt Marian “Jenseits des silbernen Flusses” von Jimmy Burns in den Händen und erzählte mir, dass er zwar sehr breite Leseinteressen habe (“was mir so zwischen die Finger kommt”), aber besonders gern Reiseliteratur mag.

Rucksackreisen sind seine Leidenschaft.

Zuletzt zog es ihn im November nach Laos. In den Hostels findet Marian auch oft Taschenbücher von deutschen Touristen. In Deutschland – und da wurde ich plötzlich mehr als aufmerksam – besorgt er sich seine Lektüre in der Wünsdorfer Bücherstadt.

Von diesem Ort hatte ich noch nie gehört, weiß aber jetzt dass ich dort demnächst unbedingt mal hin muss. Ein bisschen südlich von Berlin verrät mir Google und mit einer kleinen Wanderung lässt sich das auch gut verbinden. Klingt nach einem super Ausflugsziel! Danke, Marian.

Christina, 32 Jahre

Am Nachmittag traf ich dann (endlich mit ein paar vorbereiteten Fragen im Schlepptau) auf Christina, die sich mir sofort als Vielleserin outete.

Pro Woche zwei Bücher.

Oft in der Bahn, aber auch zu Hause. Standardmäßig hat Christina eigentlich immer ein Buch dabei und fühlt sich auch komisch, wenn dem mal nicht so ist.

Über besonders gute Bücher tauschen wir uns auch im Freundeskreis gerne aus.

Von ihren Freunden leihe sie sich oft Bücher oder sie kauft Remittenden in Buchläden. Yeay! Buchläden sind einfach auch ein toller Ort.

Gerade liest sie ”Der Liebesverrat” von Ingrid Bachér. Lesen bringe Christina Entspannung und Ausgeglichenheit. Manchmal greift sie auch zum Thriller, der dann eben nicht ganz so entspannend ist.

Wow, ich glaube vor Literaturpower habe ich zwar auch schon viel gelesen, aber sicher nicht zwei Bücher pro Woche! Danke, Christina, für das angenehme Gespräch.

Günther, 37 Jahre

Zugegeben – diesen Samstag war die U7 nicht sehr voll und ein bisschen musste ich bei jedem Halt von Abteil zu Abteil springen, um die Menschen zu finden, die nicht nur konzentriert auf einen Bildschirm tippten, sondern ein richtiges Buch lasen.

Günther war so einer.

Kurz spielte ich meine drei Sätze zu mir und meinem Artikel ab. Mit einem freundlichen Lächeln nahm er meine Karte entgegen, packte seine Sachen (Koffer, Buch und co.), verriet mit, dass er gerade von einer Dienstreise komme und nun gleich aussteigen müsse.

Shit.

Ich hatte mich schon auf ein Gespräch über Neurolinguistisches Programmieren gefreut (sein Buch darüber konnte ich trotz der Eile ausfindig machen).

Ich finde nämlich, dass es immer viel her macht, wenn man behauptet, dass man davon ja eigentlich nicht so viel halte (es aber trotzdem korrekt auszusprechen weiß).

Meine verzweifelt hingeworfenen Fragen beantwortete er wieder sehr freundlich damit, dass er mir eine Nachricht schreibe. Das tat er tatsächlich und per Mail konnte ich dann auch noch ein bisschen mehr erfahren.

Nämlich, dass Günther allgemein gerne Sachbücher „aus einem psycho-sozialen Kontext“ lese und in der Literatur einen Schatz sehe, von dem er einen ganz kleinen Teil berge. Seine Bücher bekommt er aus der Bibliothek und von Freunden.

Aber – und damit unterscheidet er sich von meinen anderen Interview-Partnerinnen und Partnern – ein Buch gehört nicht zu seiner Standardausstattung. Nur phasenweise, so schreibt er.
Danke, Günther.

Nele, 18 Jahre

Nele traf ich im U-Bahnhof Rathaus Neukölln.

Entspannt saß sie mit ihrem Buch auf einer Bank, so konzentriert, dass ihr der ganze Trubel der ein- und aussteigenden Gäste nichts auszumachen schien.

Das ist dann auch nicht leicht für mich, Menschen, die so eins zu sein scheinen mit ihrem Buch, bei der Lektüre zu stören. Ich bin aber froh, dass ich es trotzdem gemacht habe.

Für meine Unhöflichkeit wurde ich sogar belohnt: mit der Bekanntschaft der überaus sympathischen Nele. Sie hielt ”Marlena” von Julie Buntin in ihren Händen und erzählte mir offen von ihren Lesegewohnheiten und der Rolle, die Bücher in ihrem Leben spielen. Als Buchquelle nannte sie mir die Amerika-Gedenkbibliothek am Halleschen Tor und als Lesevorliebe Belletristik, Krimis und Fantasy. Gerne liest Nele in der U-Bahn, aber auch vorm Schlafengehen, um dann nicht so lange aufs Handy zu gucken. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, liebe Nele und danke auch dir für das schöne Gespräch.

Lesende Menschen in der U-Bahn sind zur Zeit nicht die einzigen, die von mir bei ihrer Lektüre gestört werden. Unter dem Hashtag #humansofbooks veröffentliche ich bei Instagram Bilder von Menschen, die in der Öffentlichkeit lesen.

https://www.instagram.com/literaturpower/

Es ist toll, wie viele interessante Begegnungen ich dabei habe und ich freue mich, diese mit dir, liebe Leserin und lieber Leser, teilen zu können. Wenn du Lust hast, kommentiere unten gerne, ob du in der U-Bahn, S-Bahn oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln liest.

Mit diesem Artikel möchte ich eine kleine Serie von Artikeln einleiten und falls du bestimmte Fragen hast, von denen du möchtest, dass ich sie meinen zukünftigen Interviewpartnerinnen und Partnern stelle, dann lass es mich wissen.

Alles Liebe
Deine Trude

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2 Kommentare

  1. Inge

    Ich fahre viel Zug, ein Buch ist mein wichtigstes Gepäckstück.
    Wenn ich lese, vergesse ich all die schnaufenden, schnarchenden und schnupfenden Fahrgäste um mich herum.
    Sehr selten – aber es kommt vor – vergesse ich mein Buch. Dann rettet mich meistens die Buchhandlung am Bahnhof! ?

    Antworten
  2. Wurm 666

    Ohne Buch fühle ich mich fast Nackt!

    Zu Konzerten geh ich dann doch lieber Ohne und hab ein Hörbuch auf meinem Telefon!

    Für mich es auch ein Echtes Buch sein, kein E-Book.

    Besten dank für deine Interviews!

    Beste grüße Wurm 666

    P.s: Einen Bericht über dein LBM Wochenende wäre toll!

    Antworten

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