Wie schön muss ich sein?
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Titel: Im Spiegelsaal
Autorin: Liv Strömquist
Verlag: Avant-Verlag
Spieglein, Spieglein, muss ich mir wirklich die Beine rasieren? Oder die Augenbrauen zupfen? Soll ich meine Fingernägel lackieren oder besser meinen Po trainieren? Wie steht es eigentlich um meine Brüste und meine Haare … oje … meine Haare!!!
Zur Zeit kann mensch in Instagram-Reels einen Trend verfolgen, bei dem bestimmte Gesichtsfilter vorgeführt und kritisiert werden: Gezeigt wird zuerst das eigene Gesicht mit einem Filter und dann wird auf den nicht unerheblichen Unterschied zur Realität verwiesen.
Dass Filter das können, finde ich gar nicht so überraschend. Aber dass wir tagtäglich in den sozialen Medien, im Fernsehen und Zeitschriften unzählige solcher stark verfälschten Bilder sehen und das nicht realisieren – was macht das mit uns?
Schön und fuckable sein
“Die Folge davon ist jedenfalls erhöhter Druck, konstant, das ganze Leben hindurch vorzüglich fuckable zu sein (…)”
Liv Strömquists neuestes Graphic Essay “Im Spiegelsaal” dreht sich um Schönheit. Warum sind wir von ihr so besessen? Wer profitiert von der gesellschaftlichen Erwartung schön zu sein? Wie hat sich das historisch aufgebaut? Und welche Rolle spielen die sozialen Medien und Influencer*innen dabei heute? Auf diese Fragen bekommen wir Antworten.
Spieglein, Spieglein, wie steht es um meine Fuckability?
Ich bin eine Cis-Frau. Und Frauen – zumindest dieses Privileg haben wir laut Meike Stoverock (“Female Choice. Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation”) – kontrollieren die Ressource Sex. Alle? Vermutlich nicht alle. Ich selbst bin 35 Jahre jung, finde mich hübsch, rasiere meine Beine nicht und mache mir um meine Fuckability nur sehr eingeschränkt Sorgen. Schönheitsideale nicht an mich ranzulassen – davon bin ich jedoch weit entfernt. Wie könnte es auch anders sein?!!
Suche nach Liebe und Anerkennung
Unsere Suche nach Liebe und Anerkennung hat sich leider viel zu tief in unser Bewusstsein hineingefräst und manchmal können wir nur noch versuchen, die Auswirkungen dessen im Zaum zu halten. Ich kann beispielsweise achtsam hinterfragen, welche Rolle ich Schönheit beimessen möchte und welchen Idealen ich mich unterwerfe. Aber gänzlich frei von eitlen Unsicherheiten, Komplexen und Ängsten – das ist für mich schwer vorstellbar.
Margarete Stokowski schreibt: „Liv Strömquist entzaubert nicht nur Sexualität, sondern auch das Patriarchat. Und das tut sie auf sehr schlaue, lustige und schöne Art.“
Schönheit ist ja per se auch nichts Schlechtes. Wir streben nach dem Schönen. Schönes umschmeichelt die Seele und streichelt das Gemüt. Jedoch, was wir als schön empfinden – das haben wir stärker in der Hand als uns Social Media und Patriarchat glauben machen wollen. “Im Spiegelsaal” macht das noch einmal mehr deutlich. Viel Freude beim Lesen!