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In diesem Artikel und in dem vorgestellten Buch “Restwärme” werden Themen und Traumata behandelt, die möglicherweise schmerzhafte Erinnerungen auslösen können. Bitte lies nur weiter, wenn du glaubst aus der bewussten Auseinandersetzung mit diesem Thema Nutzen ziehen zu können. Ansonsten schau dir gerne die Seite zu Hilfsangeboten an und überlege, inwiefern professionelle Hilfe für dich sinnvoll ist.

Was bringt die Wut

Diesen Artikel möchte ich ausnahmsweise mit einer kurzen Leseprobe beginnen.

“Die Wut, die dabei entsteht, ist das Einzige, was noch mithalten kann, aber sie macht gleichzeitig blind, weil sie den Blick verengt und einen nur das sehen lässt, was bereits geschehen ist. Gar nichts wird damit vergolten, nur immer wieder neuer Schaden angerichtet, bis schließlich niemand mehr weiß, was man sich eigentlich antut mit dem ständigen Aufrechnen dessen, was man sich angetan hat.”

Dies sind Gedanken der Protagonistin Marianna aus dem Roman “Restwärme” von Kerstin Preiwuß.

Das Werk der Autorin wurde schon vor ein paar Jahren, 2014, veröffentlicht und ich hätte auch einen aktuelleren Roman von Preiwuß zur Verfügung gehabt. “Nach Onkalo” treibt derzeit durch die Medien und macht von sich reden.

Mir hat aber “Restwärme” besser gefallen und ich glaube, dass dieses Werk besser zu Literaturpower passt.

Was ist das, “Restwärme”?

Wikipedia hält folgende Erklärung bereit: “Umgangssprachlich die Nachzerfallswärme als Leistungserzeugung eines Kernreaktors nach Abschaltung durch andauernde radioaktive Zerfälle kurzlebiger Spaltprodukte.

Ich habe diesen Satz nun einige Male gelesen und verstehe ihn immer noch nicht. Ein paar meiner Freunde sind Physiker. Vielleicht frage ich sie bei Gelegenheit mal.

Marianna ist Geologin, erforscht Vulkanausbrüche und Erdbeben. Mit Restwärme könnte jedoch auch ganz pragmatisch das Gefühl gemeint sein, das sie mit Heimat und Familie verbindet.

Wenn ich nun diesen Begriff ein paar mal leise vor mich hin ausspreche (Restwärme, Restwärme, Restwärme) dann erhalte ich ein dumpfes Gefühl von Beklommenheit. Wärme – das ist positiv, angenehm, geborgen. Aber Rest? Das ist, was übrig bleibt und hat etwas von Verbrauchtsein und zurücklassen.

Zurückgelassen hat Marianna nach einer schweren Kindheit und Jugend das Heimatdorf in dem sie aufgewachsen ist. Auch ihre Eltern und den Bruder ließ sie hinter sich, um in Berlin zu leben und vieles zu vergessen.

“Irgendwas würde sich schon ergeben.”

So Mariannas Gedanke als sie nach ihrem Heimatbesuch zu ihrer Tochter Marie zurückkehrt. Vielleicht beleuchten wir an dieser Stelle einmal, was Heimat bedeutet oder bedeuten kann.

Ich glaube ja, mal festgestellt zu haben, dass der Begriff “Heimat” gar nicht selbstverständlich ist in allen Sprachen der Welt. Heimat wird bei uns meist mit einem Raum verbunden, in den wir hineingeboren werden. Oder ein Ort, den wir schon lange bewohnen und der ein Wohlgefühl in uns auslöst.

Manchmal widersprechen sich diese Herangehensweisen.

Der Ort, in dem wir geboren sind, muss nicht zwangsweise ein Ort des Wohlfühlens und Aufgehobens sein. Für nicht wenige Menschen verbinden sich viele verschiedene Gefühle mit dem Wort Heimat. Im Roman wird das ähnlich beschrieben:

“Man musste wohl einen Ort finden für all die widersprüchlichen Gefühle, und da hatte das Herz gewonnen, denn hier ging das arme Blut rein und kam reich wieder raus, während der Magen bloß verschob, was am Ende den Körper verließ, vielleicht war die ganze Heimatsehnsucht nur so etwas wie eine Herzmetapher für den Bauch.”

Mariannas widersprüchliche Gefühle sind Resultat ihrer eigenen Familiengeschichte. Der Vater war Alkoholiker und gewalttätig; die Mutter schützte ihre Kinder nicht ausreichend. Sie ließ geschehen und bat noch darum, nicht zuviel nach außen dringen zu lassen.

Gänsehaut bekomme ich bei solchen Szenen. Und weiß doch um ihre Wirklichkeit. Wie ich selbst, ist die Schriftstellerin Kerstin Preiwuß in einem kleinen Dorf in Mecklenburg aufgewachsen. Vielleicht kennst du das: In einem Dorf sieht und erlebt man vieles. Erst später lässt die Erinnerung zu, Erlebtes zu reflektieren und womöglich auch zu verstehen.

Ein Freund meines großen Bruders lief immer mal wieder von zu Hause weg, weil er von seinen Eltern geschlagen wurde. Im Dorf wurde darüber gesprochen. Eingemischt hat sich niemand.

Preiwuß’ verdichtete Sprache trägt die Leserin und den Leser durch ähnliche Szenen. Bitterkeit kommt dabei auf, auch Traurigkeit und Schmerz. Informationen über die Autorin selbst sind im Internet spärlich gesäht. Auf Social Media Plattformen habe ich sie nicht gefunden. Ihre Webseite informiert, dass Preiwuß in Leipzig lebt, arbeitet und lehrt. Auf der Leipziger Buchmesse im März werde ich die Augen offenhalten. Vielleicht begegne ich ihr ja. Dann lasse ich eine Ausgabe dieses besonderen Romans von ihr signieren.

„Besonders“ schreibe ich, denn es ist ein Talent so tiefreichende Gefühle beim Lesen zu berühren und dabei so leise und behutsam vorzugehen. Ich als Leserin verfolge Mariannas Gedanken und werde mitgerissen in diesen Strudel aus Erinnerungen, Ängsten und Hoffnungen.

Ohne Gewalt und Lärm

Das vollzieht sich jedoch ohne Gewalt und ohne Lärm. Beinahe könnte ich behaupten, dass dieses Buch mich beruhigt. Es ist eine beruhigende Melancholie, die mich lesend umgibt. Am besten lässt sich das mit einem Zitat verdeutlichen:

“Im Zimmer oben war es kühl, und die Luft roch nach Erde, aber das Bett war frisch bezogen. Auch der alte Kachelofen stand noch da. Im Winter hatte sie immer die Decke für einige Minuten dagegengepresst, bevor sie daruntergekrochen war. Beim Einschlafen bäumten sich Bilder auf, oder saß jemand unter ihnen und stemmte sie an die Wand?”

Von solchen Widersprüchen zehrt “Restwärme”. Heimat ist nicht einfach schlecht, böse oder wird gewaltvoll gemieden.

Preiwuß gelingt es eine innere Zerissenheit in ihrer Geschichte so zärtlich in Bilder zu verwandeln, dass uns selbst, als Leserinnen und Leser, eine eigene Innenschau gelingt. Das Gute ist nicht immer gut, das Schlechte nicht immer schlecht. Und manchmal können wir nicht nur mit Vernunft die Dinge beurteilen und entsprechend handeln.

“Es war unversehens über sie gekommen. Das Wort Zuhause hatte sich in hier gebildet, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Es passte nicht mehr. Es passte immer noch.”

Von einer Umarmung, der man den “Würgegriff aber nur nicht gleich ansah” ist an dieser Stelle auch die Rede. So sehr hängt dieses Zuhause an ihr. Ob und wie ein solches Zuhause zu dir passt oder ungewollt an dir hängt, das kannst du mit der Lektüre von “Restwärme” möglicherweise herausfinden.

Ich wünsche dir, dass du einen Frieden mit deiner Vergangenheit schließen kannst. Um deiner selbst willen. Und ich hoffe, dass dir die Literatur helfen wird, diesen Frieden zu benennen und zu verstehen. Familie und Vergangenheit hinterlässt Spuren und so hilfreich an mancher Stelle das Verdrängen sein kann, so hilfreich ist an anderer die bewusste Auseinandersetzung. Entscheide selbst, was für dich das Richtige sein kann.

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