Was macht dich bloß so resilient?
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Titel: Olga
Autor: Bernhard Schlink
Verlag:
Wie viele Enttäuschungen verzeihen wir dem Leben ohne dabei zu verbittern oder in Vorwürfen zu ertrinken? Wie gut wir Niederlagen überwinden lernen und dann anschließend nach vorne schauen, ist sehr individuell und hängt von vielen Faktoren ab. Resilienz ist aber auch erlernbar und wenn wir früher leicht einknickten, muss das nicht auch in Zukunft so sein. Der begnadete Erzähler Bernhard Schlink skizziert uns in “Olga” die Lebensgeschichte einer Frau, die trotz Widrigkeiten und Schicksalsschlägen immer wieder ihren Weg geht.
Resilienz stärken
“Resilienz”, ein Begriff, der aus der Psychologie kommt und unsere psychische Widerstandskraft bezeichnet. Wer resilient ist, besitzt die Fähigkeit, “schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.” (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Resilienz_(Psychologie))
Die Erzählungen und Romane von Bernhard Schlink habe ich erst vor einigen Jahren während einer langen und gemütlichen Silvesternacht so richtig für mich entdeckt. Damals lag “Liebesfluchten” oben auf meinem Bücherstapel. Ich begann und konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Bald schon folgten “Sommerlügen” und ein Werk, das ich seitdem oft und gerne verschenkt habe: “Die Frau auf der Treppe”.
Vom Feuilleton und der Literaturkritik wird Schlink oft stiefmütterlich behandelt. Mit “Olga” sollte es nicht anders sein. Da wird vom Spiegel gefragt, “Was taugt Olga?”.
Wie unschön, eine Buchvorstellung so zu beginnen!
Wir können fragen, was taugt dieses Messer oder jener Tisch, aber Literatur?
Müssen literarische Werke denn etwas taugen und bestimmten Anforderungen entsprechen?
Die Kritik beispielsweise, Schlink habe “in seinen Roman, der immer wieder starke Passagen enthält, viel zu viel hineingepackt.” (Quelle: „Was taugt Olga?“) kann ich für mich nicht bestätigen:
Es ist eine ruhige, langsame Geschichte, die in kleinen Schritten vorangeht und erst rückblickend so manche Abgründe auftut. Das ist Bernhard Schlink so eigen und das macht ihn für mich besonders. Neben der gefassten und zugänglichen Sprache.
Schlinks Werke bedeuten für mich Entspannung, gelassene Nachdenklichkeit und so eine Art warmen Wohlgefühls. Sie vermitteln eine Rückbesinnung auf das Ursprüngliche und Menschliche.
“Ich wollte auch mehr über ihre Liebe zu Herbert erfahren. Ich wollte wissen, wie ihre Liebe zu ihm und ihre Ablehnung seiner Phantasien zusammengingen, und lernte, dass Liebe nicht die Summe aus den guten und den schlechten Eigenschaften des anderen zieht.”
Möglicherweise liegt hier das Geheimnis der Resilienz: Da sind Menschen noch anderen Menschen wichtig und soziale Beziehungen werden mit Respekt gelebt. Herausforderungen werden angenommen und Probleme offen angesprochen. Urteile werden gefällt, aber Türen bleiben trotzdem offen.
Resiliente Menschen
Wir erfahren auch, wie und warum es der Protagonistin Olga gelingt, immer wieder ihren Weg zu gehen. Denn Olga ist stark und lässt sich nicht abhängen.
Sie ist eine Frau, die nicht an den Herausforderungen und Enttäuschungen des Lebens zerbrochen ist und das, obwohl diese durchaus so manchen Menschen in die Knie gezwungen hätten.
“Wie habe ich mich als Kind nach einer Familie gesehnt, in der ich geliebt bin und die mich stärkt und mir hilft. Ich hatte sie nicht und habe alles alleine machen müssen.”
Olga fordert nicht, jammert nicht und manchmal kommt sie einem sogar etwas zu pragmatisch vor, zu brav und zu wenig aufbegehrend. Augenscheinlich. Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich auch in diesem Roman vieles erst ganz zum Schluss auflöst und erkennbar wird.