“Komm schon. Ich weiß, du hast Tuberkulose, aber es könnte schlimmer sein. Es ist ja nicht so, als wäre jemand gestorben!”

“Was glaubst du, warum hast du denn Magenkrebs?”

“Oh, Meningitis. Na ja, eigentlich ist es doch eine Willensfrage.”

Matt Haig, der Autor von “Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben” hat eine kleine, aber feine Liste aufgestellt. Davon, was Leute Dir sagen, wenn du depressiv bist, sie aber nie in anderen lebensbedrohlichen Situationen sagen würden.

Eine Depression ist ja auch nicht so schlimm wie Tuberkulose, denkst du jetzt?
Und schon gar nicht so lebensbedrohlich?

Du irrst dich und solltest unbedingt in Erwägung ziehen, Haigs autobiographische Auseinandersetzung mit seiner Krankheit zu lesen.

Warum schreibt man so ein Buch?

Literarisch, das muss ich einräumen, finden Matt Haig und ich mit diesem Buch nicht zueinander.

Es wird aber schnell klar, dass der Autor ein ganz pragmatisches Ziel mit seinem Werk verfolgt: Aufklärung.

Nach der Lektüre bin ich sicher, dass ich bislang nicht verstanden habe, was es bedeutet, wenn Menschen sagten, dass sie eine Depression haben.

Die Fehler im Umgang mit depressiven Menschen, die Haig beschreibt: Als hätte er mich beobachtet, um es mir jetzt unter die Nase zu reiben. Unheimlich.

Liebevolle Strenge, Ungeduld, ungefragte Ratschläge …

Ratschläge über Ratschläge. Zwar habe ich noch niemandem ins Gesicht gesagt, dass er sich jetzt mal zusammenreißen muss.

Ich habe es aber gedacht. Oft. Ich nehme mir das nicht übel. Es ist eben wie wir funktionieren.

Leistungsdenken habe ich mir nicht ausgesucht. Aber ich hinterfrage es. Reflexion ist meine Geheimwaffe. Die schlägt nichts.

Matt Haigs Buch hilft dabei. Er räumt auf mit Vorurteilen und Missverständnissen. Und er macht dabei sehr deutlich, warum das so wichtig ist.

Die Krankheit selbst ist ein Albtraum. Aber die Angst vor den Menschen, die nicht verstehen, was in dir vorgeht – das ist die Hölle.

Der ewige Druck zu funktionieren und die unsichtbare Gewalt, die dich daran hindert. Wer soll das verstehen, wenn er es nicht selbst erlebt hat?

Ich werde nicht versuchen, Matt Haigs Eindrücke hier im Einzelnen wiederzugeben. Es ist besser, gleich das Buch zu lesen. Unverfälschter.

Depressionen müssen professionell behandelt werden

An dieser Stelle möchte ich auch darauf hinweisen, dass die Lektüre eines Buches keine mittlere oder gar schwere Depression heilen kann. Wenn du jetzt akut Hilfe benötigst, bitte ich dich auf dieser Seite das für dich passende Hilfsangebot zu suchen und in Anspruch zu nehmen.

Auch ist Haigs veröffentlichte Innenschau, wie er gleich zu Anfang betont, die Niederschrift seiner eigenen, persönlichen und subjektiven Erfahrungen.

Depression sieht für jeden anders aus. […] Aber um nützlich zu sein, muss ein Buch nicht exakt unsere eigene Erfahrung der Welt beschreiben, [….] Doch ich habe über die Jahre herausgefunden, dass es mich tröstet, von anderen Menschen zu lesen, die Verzweiflung erlitten, überlebt und überwunden haben.”

Literatur und Bücher im Allgemeinen nehmen nach Ausbruch der Krankheit eine wichtige Rolle in Haigs Leben ein.

Er schreibt, dass er sie nicht einfach konsumiert, sondern regelrecht inhaliert.

Es helfe ihm, einen psychischen Zustand hinter sich zu lassen und Bausteine für Neues zu finden. Mit diesen Bausteinen möchte er sich etwas aufbauen: “[…] etwas, das ähnlich, aber besser ist, fast das Alte, aber mit stärkeren Fundamenten und häufig mit einer besseren Sicht.

Haig spricht mir hier aus der Seele.

Einer, der vielen Gründe, warum es sich aus Haigs Sicht zu leben lohnt, sind Bücher.

(Er nennt noch viele andere gute Gründe und lässt dabei auch andere Menschen mit Depressionen zu Wort kommen.)

“Es gibt das Klischee, dass Leute, die viel lesen, einsam sind, aber für mich waren Bücher der Weg aus der Einsamkeit heraus.

Einsam lässt einen die Krankheit oft sein, aber mit Depression bist du sicher nicht allein.

Haig hat in seinem Buch neben vielen Zahlen und wissenschaftlichen Fakten auch eine Liste mit Namen berühmter Menschen veröffentlicht, die an Depressionen leiden oder litten.

Die Liste hat mich nicht überrascht. Zumindest nicht, was die Länge anging.

Manche Namen darauf zu finden, fand ich dann wieder doch sehr überraschend.

Jim Carrey ist mein Lieblingsschauspieler. Ich mag seine ernsten Filme, wusste aber nicht um seine Prozac-Phase.

Vielleicht hilft dieses Wissen nicht, aber es hilft zu wissen, dass Depression jeden treffen kann und du nicht schuld an deiner Krankheit bist.

Premierminister, Präsidenten, Cricketspieler, Stückeschreiber, Boxer und die Stars aus Hollywood-Komödien.

Ruhm und Geld mache nicht gegen psychische Probleme immun, so Haig.

obwohl und weil

Damit wäre ich auch schon beim letzten Punkt, der mir wichtig scheint.

Es geht um die kleinen Wörtchen “obwohl” und “weil”. Der Autor schreibt dazu: “Oft wird das Wort “obwohl” verwendet, wenn die Rede von psychischen Krankheiten ist. So-und-so tat das-und-das, obwohl er an Depressionen/Phobien/Zwangsstörungen/Agoraphobie/ sonst was litt.”

Mit dieser Aussage möchte uns Haig nicht nur darauf hinweisen, wie schwer es ist, auf seine Krankheit reduziert zu werden und immer alles durch die “Er/Sie ist halt krank-Brille” zu sehen und zu bewerten.

Dieses Label durchzieht viele Bereiche und trübt oft das Selbstbewusstsein von Betroffenen.

Wer möchte schon hören, “du kochst gut, obwohl du ein Mann bist”. “Wow, du trainierst echt hart und das obwohl du eine Frau bist.”

Das Wörtchen “obwohl” hat eine einschränkende Funktion und die Frage ist, ob wir solch eine Einschränkung wirklich immer akzeptieren wollen und müssen.

Haig schreibt dazu ganz klar, dass es häufig sogar ein “weil” gäbe.

Die Fähigkeit zu schreiben hat ihm erst die Depression ermöglicht. “Vorher war ich kein Schriftsteller. Die Intensität, die ich brauche – um den Dingen mit unerbittlicher Neugier und Energie auf den Grund gehen zu können -, war vorher einfach nicht da.

Egal ob wir eine Fähigkeiten trotz, aufgrund oder völlig losgelöst von einer Krankheit, Marotte oder Schwäche haben – im Mittelpunkt steht doch immer ein Mensch und diesem gilt unser Respekt.

Wichtig ist dabei vor allem der Respekt sich selbst gegenüber.

Der ist notwendig, um helfende Maßnahmen einzuleiten.

Mit diesem Gedanken möchte ich gern schließen. Schau dir das Buch bei Amazon an und entscheide selbst, ob es für dich und in deiner gegenwärtigen Situation geeignet ist.

In jedem Fall, sei gut zu dir und keep reading!

Danke an Matt Haig, für diese mutige Auseinandersetzung mit dem Leben und der Krankheit. Viele werden davon profitieren.

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