Bücher: Warum ich nie Amazon-Bewertungen lese

Amazon-Bewertungen über Bücher helfen mir nicht bei der Entscheidung, ob ein Buch lesenswert ist oder nicht. Das möchte ich dir gerne erklären und deshalb hier meine drei wichtigsten Gründe, warum ich nicht mehr als erstes Bewertungen auf Amazon lese, bevor ich ein Buch kaufe.

 

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Der Titel ist mal wieder sehr dramatisch?!? Okay, das ist ja so auch nicht ganz wahr. Ich lese schon Amazon-Bewertungen. Zum Beispiel, wenn es um eine neue elektrische Zahnbürste geht, eine Kamera zum Skypen oder irgendein Smartphone-Gadget.

Das hast du doch bestimmt auch schon mal getan: Du hast ein Produkt vor der Kaufentscheidung auf Amazon geöffnet und dir erstmal in Ruhe die Nutzerkommentare und Bewertungen durchgelesen, oder? Wenn es jedoch um Bücher geht, also quasi eines meiner wichtigsten mentalen Grundnahrungsmittel, sieht die Sache schon anders aus.

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#1 Das ist doch nicht wahr! Wenn Reviews lügen …

Nicht alle Rezensionen sind echt. Das ist jetzt sicher keine wahnsinnig große Überraschung für dich und trifft auch nicht nur auf Amazon zu. Und trotzdem ist die Tatsache, dass Unternehmen und Privatanbieter Bewertungen kaufen können (egal ob bei Amazon oder irgendeinem anderen Portal), nicht unerheblich.

Woher weiß ich denn, welche Bewertung authentisch ist und welche inszeniert? Möchte ich mir die schönsten Märchengeschichten erzählen lassen über ein Buch, das ich keine 5 Seiten lang ertrage? Es ist mir auch ehrlich gesagt zu aufwendig, immer alle Menschen, die Bewertungen schreiben, zu überprüfen.

Inzwischen gibt es ja sogar Tools, die ich als Userin nutzen kann, um Bewertungen auf ihre Echtheit hin zu prüfen. Das ist mir aber ehrlich gesagt viel zu umständlich.

Bücher lesen und entspannen#2 Lass uns nicht streiten! Aggressive Bewertungen …

Lesen ist hier intim und da sozial, aber meist ist es in irgendeiner Form persönlich und damit subjektiv. Wie unterschiedlich die Wahrnehmung von Büchern ist, lässt sich nicht zuletzt in den Reviews auf Amazon nachverfolgen. Um dieses Phänomen mal genauer unter die Lupe zu nehmen, habe ich mir ein paar Bücher rausgesucht, die ich dir auch schon hier auf Literaturpower vorgestellt habe.

Sehr unterhaltsam fand ich die Kundenbewertungen von “Tief im Land” von Neil Ansell. Es gibt derer nicht viele, doch diese haben es in sich:

 

“Es tut mir wirklich leid…aber ich muss das Buch völlig verreißen. Ich habe NOCH NIE etwas so Langweiliges gelesen. Vögel, Vögel, Vögel. Nichts passiert. NICHTS. Spaziergänge, Vögel beobachten. Das war’s. 270 Seiten lang. Ein Albtraum. Dieses Buch ist aktive Sterbehilfe. Es wäre so viel aus diesen Jahren im Cottage herauszuholen gewesen, aber der Autor ist eben kein begabter Autor. Nur ein Kerl, der irgendwo rumsaß und Vögel anstarrte. Der langweiligste Mensch der Welt an einem wunderschönen Flecken Erde. Bloß nicht lesen – außer Sie LIEBEN Vögel.”

Naja, ich habe auf alle Fälle Vögel lieben gelernt. Hättest du bei der Bewertung das Buch gelesen? Ich vielleicht nicht. Und das obwohl diesem Kommentar mehrere sehr positive Bewertungen gegenüber stehen. Aber die negativen Eindrücke sind ja manchmal leider nachhaltiger.

Bücher werden bewertetDas Buch hatte mich eher zufällig erreicht, ich habe ohne zu überlegen reingelesen und mich verliebt. Es tat einfach gut. Mehr dazu kannst du gerne im Artikel “Was du lesen musst, um in der Großstadt zu entspannen” lesen, aber hätte ich mich bei meiner Recherche nur auf Amazon verlassen, hätte mir ein wichtiges Buch in meinem Leben gefehlt.

Es hat im Übrigen nach meiner Lektüre auch als Buchring die Runde gemacht und dort sehr erfreuliche Kommentare erhalten. Wir könnten uns jetzt ein Buch nach dem anderen ansehen, Kommentare über Kommentare wälzen und dabei feststellen: 1. Es ist sehr schwer einen roten Faden zu entdecken und 2. mit meinen eigenen Eindrücken decken sich die teilweise sehr ausführlichen Bewertungen kaum.

Vielleicht ist das so in der Literaturbranche: Bücher sind etwas sehr persönliches und wenn ich gezielt Lese-Empfehlungen suche, dann vielleicht dort, wo Menschen schreiben, denen ich vertraue und deren Einschätzungen ich gerne folge. Womit wir schon bei Punkt 3 wären:

#3 Sich die Empfehlung von Menschen holen, deren Meinung ich schätze

Bei über 100000 Neuerscheinungen jedes Jahr ist es quasi unmöglich selbst eine adäquate Auswahl zu schaffen. Alles kann ich einfach nicht selber sichten und eine Vorauswahl ist für uns alle nahezu überlebenswichtig. Es gibt viele Buchbloggerinnen und Buchblogger, deren Rezensionen ich sehr gerne lese und es gibt noch viele andere Portale, über die ich meine bibliotherapeutische Datenbank ergänze.

Amazon jedoch ist mir zu unstetig, willkürlich und manchmal sogar aggressiv – aggressive Rezensionen lehne ich kategorisch ab. Unkritisch sind auch die Literaturjournalist*innen, Kritikerinnen und Kritiker, Bloggerinnen und Blogger im Netz oder in den Literaturmagazinen und Feuilletons nicht, aber es fällt mir wesentlich leichter ihre Meinungen wertzuschätzen. Denn die meisten von uns eint eine Gemeinsamkeit auf die ich sehr viel Wert lege: Wir lieben Literatur und Menschen und es ist uns ein inneres Bedürfnis beide zusammenzubringen.

Klingt das pathetisch? Schon. Aber es ist in dieser Branche, die dringend einer Regenerationskur bedarf, wichtig, Literatur wertzuschätzen und besonders aufzuzeigen wo und wann sie bereichern und inspirieren kann. “Tief im Land” habe ich geliebt, weil es auch mir persönlich viel gegeben hat und ich sofort wusste, welchen Menschen es in einer besonders stressigen Phase Ruhe verschafft. Amazonbewertungen werden leider hin und wieder auch dann geschrieben, wenn jemand besonders unzufrieden war.

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Fazit zu Amazon-Bewertungen

Ich finde die Kommentare und Bewertungen auf Amazon wahnsinnig unterhaltsam. Sie sind manchmal witzig, manchmal dümmlich, hier und da überspitzt, manche sind gründlich und viele … naja.

Es kommt für mich auch gar nicht in Frage, diese wunderbare Quelle an (zumindest teilweise) ehrlichen Meinungen zu meiden, aber eines ist mir wichtig: Vorher, also vor der Kaufentscheidung, mache ich mir mein Bild entweder durch die kompetente Beratung einer freundlichen Buchhändlerin, einer tollen Rezension eines Buchbloggers oder einer fachkundigen Buchvorstellung einer Literaturkritikerin.

Nicht zu vergessen die vielen wunderbaren Lektüretipps von Verwandten, Freunden und Literaturpower-Leserinnen und -Leser. Und wenn ich mir so ein erstes Bild von einem Buch gebildet habe (durch eine Stimme, der ich gerne vertraue), dann luscher ich auch gerne mal in die Amazon-Kommentare. Aber wirklich erst dann. Amazon-Bewertungen bieten Orientierung. Sie sind jedoch, und das sollten wir niemals nie vergessen, subjektiv und präsentieren immer nur die persönliche Meinung eines Lesers oder einer Leserin.

Mich würde jetzt brennend interessieren, ob du Amazonbewertungen über Bücher auch mal vor der Lektüre liest. Lass es mich in den Kommentaren wissen.

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