Du musst das nicht ertragen
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Egal ob wir an Schicksal glauben oder nicht: Früher oder später kommt jede Person in eine Situation, die sich nicht gut anfühlt. Und manchmal fühlen wir uns dieser Situation einfach irgendwie ausgeliefert. Ohnmacht überkommt uns dann. Aber Ohnmacht ist auch eine Täuschung, denn einen Ausweg gibt es immer. In ihrem Roman “Der Zopf” skizziert Autorin Laetitia Colombani die Schicksale dreier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und die doch etwas Entscheidendes eint.
Lebenswege und Herausforderungen
Laetitia Colombani lebt in Frankreich und kennt sich mit Geschichten aus. Hauptsächlich aber mit dem Film. Die Regisseurin steht auch selbst häufig als Schauspielerin vor der Kamera und es verwundert nicht, dass ihr erster Roman wie ein Episodenfilm wirkt. Das Schöne an Episodenfilmen ist für mich die Vernetzung der einzelnen Protagonisten, die manchmal sogar erst am Ende aufgelöst wird.
Im Roman “Der Zopf” verfolgen wir das Schicksal dreier Frauen, die aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kommen, in unterschiedlichen Ländern Leben und deren Lebenswege sehr unterschiedlich verlaufen sind.
Was Frauen oft durchstehen
“Sie ist eine Amazone, ganz genau. Eine Kriegerin, eine Kämpfernatur. Eine Amazone lässt sich nicht gehen. Sie setzt sich bis zu ihrem letzten Atemzug zur Wehr. Sie gibt niemals auf.”
Ich werde jetzt nicht schreiben, dass Smita, Giulia und Sarah “Powerfrauen” sind. Erst kürzlich las ich in dem wunderbaren Buch von Manuel Möglich, wie abwertend dieser Ausdruck eigentlich ist. Möglich schreibt darin, dass der Begriff vermittle, “dass es Frauen im Allgemeinen an Durchschlagskraft fehlen würde”. Mir leuchtete das schnell ein, denn wenn wir jene Frauen als “Powerfrauen” bezeichneten, würden andere schlecht dastehen. Das darf nicht passieren.
Die Schicksale dieser drei Protagonistinnen sind erst auf den zweiten Blick ineinander verflochten, wie ein Zopf eben. Aber es eint sie noch eine weitere Eigenschaft. Ihr Leben ist an einem Punkt angekommen, an dem sie nicht weiter ertragen können und wollen, wie mit ihnen umgegangen wird. Die Erwartungen der Umwelt sind dermaßen erstickend geworden. Der Lebenshunger ist stärker und alle drei treffen weitreichende Entscheidungen.
“Lass dich nicht von deinem Weg abbringen, sagt der Vater, von niemandem. Du musst dir deine Überzeugung bewahren. Du hast einen starken Willen. Ich glaube an deine Durchsetzungskraft und an deine Fähigkeiten. Du musst die Sache weiterverfolgen. Das Leben hat große Dinge mit dir vor.”
Es ist nicht wirklich der Vater, der diese Worte zu seiner Tochter Giulia sagt. Denn dieser liegt längst im Sterben und sie sitzt bei ihm und hat diesen besonderen Tagtraum, der ihre Ängste endlich lähmt und dafür ihren Mut beflügelt.
Gehe deinen Weg, er gehört dir
Deine Zukunft gehört dir. Nur dir. Egal in welcher Familienkonstellation du bist, egal welchem Beruf du nachgehst und egal wie schwer die letzten Jahre vielleicht gewesen sind. Wir alle unterliegen Einschränkungen und kennen Erwartungen.
Wir fühlen uns manchmal schwach, müssen hin und wieder uns selbst und andere belügen. Es ist leicht, sich etwas vorzumachen, wenn die Außenwelt uns so oder so haben will. Aber unser Leben und unsere Zukunft gehört uns und ich danke Laetitia Colombani für ihren inspirierenden und einfühlsamen Roman.
Zum Schluss sei noch eine besondere Charakteristik des Romans erwähnt, die zweifelsohne auf den beruflichen Hintergrund der Autorin zurückzuführen ist: Laetitia Colombani ist eine Meisterin des Cliffhangers. Selten habe ich Romane gelesen, die so ruhig und gleichzeitig eben so spannend waren.
Aber mach dir am Besten selbst ein Bild: