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Veranstaltungen für Buchmenschen: Wo ist was los?

Diese wichtigen Veranstaltungen für Buchmenschen, AutorInnen, LeserInnen und alle Kulturinteressierten solltest du nicht verpassen! | Gastartikel von Autorin Jasmin Zipperling

Reichweite auf den Social Media-Kanälen zu generieren ist toll. Aber wenn man die Menschen aus der Buchbranche wirklich kennenlernen und sich mit ihnen vernetzen möchte, geht nichts über den persönlichen Kontakt. Man fühlt sich einander eher verbunden, wenn man „den richtigen Mensch“ im realen Leben getroffen hat. Okay … Wie mache ich das? Wo kann ich anderen Buchmenschen begegnen? Gastautorin Jasmin Zipperling erzählt euch von ganz besonderen Veranstaltungen und Treffen.

müde AutorInnen auf der Buchmesse

müde AutorInnen auf der Buchmesse | © Kaddy KD

1. Die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt

Klar, das sind die Klassiker. Große Hallen gefüllt mit Ständen von Vereinen, Verlagen sowie Autorinnen und Autoren. Jede Menge Bücher. Jede Menge Veranstaltungen. Jede Menge Menschen. Frankfurt ist die größte Buchmesse der Welt, Leipzig kleiner und familiärer.

Do: Stände und Veranstaltungen besuchen, sich mit anderen austauschen.
Don’t: Mit dem Manuskript unterm Arm auf LektorInnen oder AgentInnen lauern. / Auch suboptimal: Nicht klar definierte Treffpunkte vereinbaren („an der Rolltreppe“ – Alter Falter! An WELCHER Rolltreppe, verdammte Axt?!).

2. LitBlog Convention

Jasmin Zipperling bei der LitBlog

© Jennifer Hilden

Die LitBlog Convention ist primär für BloggerInnen, eher weniger für AutorInnen gedacht. Es ist aber die ideale Veranstaltung, wenn man BloggerInnen kennenlernen möchte. Einige Verlage organisieren diese Veranstaltungen im Zusammenschluss. Veranstaltungsort ist Bastei Lübbe in Köln (liegt zwar auf der falschen Rheinseite, aber da kann man ja mal tolerant sein). Mehrere Panel zu verschiedenen Themen finden gleichzeitig statt – man muss sich also entscheiden, woran man wann teilnehmen möchte. Pluspunkt: Im Foyer gibt’s WLAN.

Do: Ohne Hintergedanken Kontakt zu BuchbloggerInnen suchen, zusammen Spaß an Büchern haben und aufmerksam zuhören.
Don’t: BuchbloggerInnen direkt mit dem eigenen Buch überfallen. / Sich als Autorin oder Autor darüber auskotzen, dass die ach-so-bösen-Buchblogs das eigene Buch nicht besprechen.

3. Self-Publishing-Day

Der Self-Publishing-Day ist eine Veranstaltung für verlagsunabhängige AutorInnen, die in jedem Jahr in einer anderen Stadt stattfindet. 2019 wird es Nürnberg sein. Es gibt interessante Vorträge und Workshops – und dadurch, dass die Veranstaltung kleiner ist, als zum Beispiel eine Buchmesse, kann man die Distributoren und VereinsvertreterInnen vor Ort ausführlicher zu ihren Angeboten befragen. Der Eintritt ist allerdings dreistellig. Je früher man sein Ticket kauft, desto günstiger ist es. Mit der Zeit und mit immer mehr feststehenden Programmpunkten steigen die Ticketpreise. Dadurch sind allerdings auch nur die Menschen vor Ort, die sich wirklich professionell mit dem Thema Selfpublishing auseinandersetzen möchten.

Do: Informationen einholen, sich austauschen, Kontakte knüpfen und Wochen vorher mal nachschauen, ob in der Stadt im Rahmen des Selfpublishing Day noch andere Veranstaltungen stattfinden. 2017 in Hamburg gab es zum Beispiel am Abend vorher eine Produktionsführung bei BoD. Da hat sich eine frühere Anreise definitiv gelohnt.
Don’t: Sich nicht rechtzeitig anschauen, in welche Workshops man gehen möchte – nachher ist alles ausgebucht und man kann nur noch teilnehmen, wo Platz ist. / Selfpublishing belächeln. Viele Selfpublisher arbeiten hochprofessionell und entscheiden sich bewusst für mehr Entscheidungsfreiheit und somit die Veröffentlichung ohne Verlag.

4. Literaturcamps

Ein Barcamp ist eine so genannte „Unkonferenz“, ein Litcamp hat einen Bücherschwerpunkt. Alle TeilnehmerInnen sind potentielle TeilGEBERInnen. Denn jede und jeder weiß etwas. Das Programm des Litcamps entsteht erst vor Ort. Nach der Vorstellungsrunde (ja, auch mit 200 Leuten – so will es das Gesetz!) reihen sich die Leute in eine Schlange, die eine Session anbieten möchten:

„Hallo, mein Name ist Jasmin und ich möchte gerne eine Session dazu anbieten, wie cool der Blog von Literaturpower ist. Wer hätte daran Interesse?“

– Woooooosh! Alle Hände schießen in die Höhe. Da muss mir das Orgateam des Litcamps wohl einen großen Sessionraum zuweisen. So entsteht der Sessionplan und schließlich muss man sich entscheiden, an welchen Sessions man teilnimmt.

Nehmt alle mal an einem Litcamp teil, es ist ein dynamisches Veranstaltungsformat und saucool. Es gibt Litcamps in Bonn, Hamburg, Heidelberg und ab 2019 auch in Berlin. Alle Litcamps außer Bonn dauern zwei Tage. Und wenn ihr einem meiner Lifehacks folgen wollt: Meldet euch als freiwillige HelferInnen (so genannte „Engel“ bzw. in Hamburg „die freundlichen Punks aus der Nachbarschaft“) und baut die Veranstaltung am Tag zuvor mit auf. Dann kennt ihr auf dem Litcamp nämlich schon einmal die anderen HelferInnen und das Orga-Team. So steht ihr am nächsten Tag nicht in einem Raum mit lauter Fremden, weil ihr schon längst dazugehört – das ist viel angenehmer. Nachteil: Wenn man nach dem Litcamp wieder heimfährt, hat man das Gefühl, man verlässt seine Familie.

Do: Die Ticketwellen rechtzeitig abpassen, um ein Ticket zu ergattern. Wenn möglich, ein Förderticket kaufen, da sich das Orgateam immer den ist-ja-gut-ich-sag’s-ja-nicht aufreißt, um das Litcamp auf die Beine zu stellen. / Sessions besuchen oder sogar selbst anbieten, mit Menschen ins Gespräch kommen – Litcamps sind die perfekten Veranstaltungen, um das eigene Netzwerk zu erweitern. / Twittern und posten – denn Regel Nummer 1 lautet: Du redest über das Barcamp! Und benutzt den Hashtag, verdammte Axt!
Don’t: Auf andere TeilnehmerInnen herabschauen, weil sie noch nicht so viele Bücher veröffentlicht haben wie ihr oder in einem anderen Genre schreiben oder oder oder … Auf einem Litcamp begegnet man sich auf Augenhöhe!

Frauen auf einem aufblasbaren Einhorn

Autorinnen Kathy Wild und Jasmin Zipperling

5. Genre-bezogene und Ereignis-abhängige Veranstaltungen

Es gibt einige Genre-bezogene Veranstaltungen, bei denen es sich sicher lohnt, das eine oder andere Mal dabei zu sein. Man vertieft die eigenen Kenntnisse und lernt Kolleginnen und Kollegen kennen, die im selben Genre unterwegs sind.

Liebesromane

In Berlin gibt es die Loveletter Convention. Es ist eine zweitägige Veranstaltung (die Tage sind auch einzeln buchbar), an denen man Liebesroman-Autorinnen und -Autoren (auch international) treffen oder Workshops besuchen kann. Ich habe einmal an einem Workshop teilgenommen, bei dem es darum ging, eine Kussszene zu schreiben. Allerdings hat meine Szene damit geendet, das jemandem ein Messer in der Kehle – na ja, es gibt noch andere Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt Liebesroman. Die LitLove in München zum Beispiel. Auch hier trifft man Liebesroman-Autorinnen und -Autoren. Es gibt Lesungen, Podiumsdiskussionen und Workshops. Ausgerichtet wird die Veranstaltung von Random House. Auch hier kann man sich Tickets für das ganze Wochenende oder für einen einzelnen Tag kaufen.

Krimis

Die Criminale ist das größte Krimi-Branchentreffen Europas. Das Syndikat (eine Krimi-Vereinigung) organisiert die Veranstaltung jedes Jahr. Sie dauert mehrere Tage und bietet Workshops und Podiumsdiskussionen an. Schreibt man gerne Krimis, sollte man die Criminale definitiv besuchen. Höhepunkt ist übrigens immer die Verleihung des Glauser-Preises.

Fantasy

Ich gebe zu, dass Fantasy nicht mein Spezialgebiet ist, aber wenigstens möchte ich erwähnen, was es so gibt: die Phantastika, verschiedene Conventions (dort trifft man auch Autorinnen und Autoren, aber nicht nur) oder zum Beispiel das PAN-Branchentreffen, an dem ich 2018 selbst sehr gerne teilgenommen habe.

Kinderbücher

Wer Kinderbücher schreibt und veröffentlicht, fliegt einmal im Jahr nach Italien! Denn die Kinderbuchmesse findet jedes Jahr im Frühjahr in Bologna statt. Möchte man lieber auf deutschem Boden bleiben, geht es in die nördliche Richtung zur Kinderbuchmesse, kurz „KIBUM“, nach Oldenburg. Übrigens haben sich die Kinder- und Jugendbuchautorinnen und -autoren Deutschlands in den letzten Jahren stark vernetzt und zu einem Bundeskongress zusammengeschlossen. Treffen finden immer einen Tag vor den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt statt.

Horror, Historische Romane und andere Genre

Hm … Rund um Horror gibt es sicher die eine oder andere Veranstaltung um Halloween. Aber für zum Beispiel historische Romane kenne ich tatsächlich noch keine Veranstaltung. Gibt es so etwas nicht? Wenn nein: Hallo?! Kann das bitte mal einer organisieren? Bedarf besteht sicher. Falls doch: Wieso weiß ich davon nichts? Pf …

Ereignis-abhängige Veranstaltungen

Manchmal findet eine Veranstaltung in keinem regelmäßigen Turnus statt, sondern aufgrund eines bestimmten Anlasses. 2018 hat der Distributor Books on Demand zum Beispiel sein 20-jähriges Jubiläum veranstaltet. Es gab Diskussionsrunden, WLAN, eine Ausstellung, WLAN, Workshops, eine Produktionsführung und hab ich das WLAN erwähnt?! Es war eine tolle Veranstaltung und ich bin froh, dass ich dabei sein durfte.

Do: Gerne auch mal eine Veranstaltung zu einem fremden Genre besuchen! Über den Tellerrand zu schauen ist immer super (Grüße gehen raus an Christian Milkus, der mich 2017 zu einem Fantasy-Vortrag von Elea Brandt geschleppt hat – an dem Tag habe ich verstanden, wie sehr Fantasy-AutorInnen schuften!).
Don’t: Sich solche Veranstaltungen dauernd durch die Lappen gehen zu lassen. Dort eröffnen sich Möglichkeiten!

Books on Demand Veranstaltung

© Jessica Halermöller, BoD

6. Autorenstammtische und sonstige Treffen

Okay, ich habe leider keinen Platz mehr, weil ich mich so gerne an die maximale Wortzahl für diesen Blogbeitrag halten möchte. Machen wir es einfach so: Falls ihr in der Nähe einer größeren Stadt wohnt, gibt es dort sicher auch einen Autorenstammtisch oder ein Regionaltreffen. Schreibt mir und ich kann schauen oder fragen, was es da gibt und euch einen Kontakt vermitteln.

7. Der Veranstaltungskalender auf Orbanism

Natürlich kann ich in diesem Blogbeitrag nur einige Veranstaltungen nennen, aber ihr könnt euch bei Interesse gerne mal durch das Eventverzeichnis von Orbanism wühlen. Da findet ihr noch viel mehr: Orbanism.

Abschließend …

Der persönliche Kontakt geht immer noch über alles. Veranstaltungen zu besuchen und sich mit Menschen aus der Branche zu vernetzen und auszutauschen eröffnet wunderbare Möglichkeiten. Auf Veranstaltungen habe ich meinen ersten Auftrag für einen Federwelt-Artikel und meinen Vertrag mit einer Literaturagentur ergattert. Ich wünsche euch, dass sich auf solchen Veranstaltungen auch Wege für euch ebnen. In diesem Sinne: Vielleicht sehen wir uns 2019 mal live.

Schreibt gerne in die Kommentare, wenn ihr noch andere tolle Veranstaltungen kennt! Welche Buchmenschen habt ihr auf solchen Treffen schon persönlich kennengelernt? Und welche Events wünscht ihr euch, die es so noch nicht gibt?

Gastautorin Jasmin Zipperling

Gastautorin Jasmin Zipperling

Jasmin „Zippi“ Zipperling ist Autorin, Bloggerin, bekennende Twitterina und kinderschokoladensüchtig. Seit Ende 2015 ist sie Teammitglied der „Autorenwelt“ und seit Mitte 2016 freies Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift „Federwelt“. Sie besucht für ihr Leben gerne buchbezogene Veranstaltungen und petzt ihrer Chefredakteurin hinterher, welche Neuigkeiten sie aufgeschnappt hat.

Ihr findet Jasmin auf ihrer Webseite, bei Twitter, Instagram, Facebook und Youtube.

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