Wohin mit den ganzen Büchern?
„Nein.“
So hatte ich obigen Satz kürzlich mal bei Twitter gelesen, musste sehr lachen und habe ihn dann meinerseits bei Facebook geteilt.
Zuviele Bücher – geht denn das?
Wohin mit alten Büchern, die wir zum einen nicht mehr lesen und die zum anderen Lebensraum in unseren eigenen vier Wänden besetzen? Bücher strahlen eine wunderbare Atmosphäre aus. In unserer süßen Neuköllner Wohnung brauche ich Bücher in jeder Ecke, zumindest aber in jedem Zimmer. In der Küche sind die Kochbücher, im Flur welche zum Bookcrossen (Was das ist, erzähle ich dir auch noch in diesem Artikel), im Bad ein paar zum Blättern, im Wohnzimmer der Löwenanteil und im Schlafzimmer dann die, die woanders nicht mehr hin passten.
Ich bin aber auch keine Sammlerin.
Ich mag Marie Kondos “Magic Cleaning” und brauche meine Freiräume zu Hause. Unendlich Bücher sammeln geht also nicht. Und mir sind Bücher so wichtig, dass ich sie gerne wieder in Umlauf bringe. Bücher erfüllen schließlich nicht nur einen dekorativen Zweck, sondern sind zum Lesen da.
Wohin also mit den Büchern, die du selbst nicht mehr brauchst?
#1 alte Bücher verkaufen
Ja, dieser Markt boomt. Ich selbst kaufe sehr oft gebrauchte Bücher online, verkaufe aber keine. Für mich würde sich das nicht lohnen. Ich möchte an dieser Stelle keine Werbung machen (auch wenn ich natürlich meine Lieblingsplattformen habe). Okay, ich nenne einfach meine Lieblingsplattform – Booklooker – aber wisse, dass es andere gibt, die du leicht bei Google findest, wenn du zum Beispiel einfach nur “Bücher gebraucht kaufen” eingibst. Meistens kann man dort auch selbst ohne Probleme verkaufen. Es ist dann ganz unterschiedlich, wieviel du für deine Bücher bekommst.
Aktualität, Beliebtheit und der Zustand deiner Bücher spielen dabei eine Rolle.
Ein bisschen Arbeit macht das natürlich auch, denn du musst dich dort anmelden, dein Buch beschreiben und hinterher noch versenden. Manchmal lohnt sich das. Oft leider aber nicht. Es gibt ja noch andere Wege, gebrauchte Bücher auf den Markt zu bringen: Und zwar offline. Manche Antiquaritate kaufen gebrauchte Bücher an und auf Flohmärkten sehe ich immer viele Menschen in Bücherkisten rumwühlen und stöbern. Du kannst also auch ein kleines Event aus deinem Verkauf machen. Kleiner Tipp: Preise lassen sich schnell im Internet vergleichen. Dann hast du zumindest eine ungefähre Vorstellung davon, was dein gebrauchtes Buch wert ist und kannst abschätzen, ob sich die Mühe für den Preis überhaupt lohnt.
#2 Bücher im Müll entsorgen
Dieser Abschnitt wird kurz: Tu’s nicht. Egal ob du ein Buch mochtest oder nicht. Sollte der Inhalt nicht gegen Gesetze verstoßen oder Menschengruppen wissentlich verletzen, dann ist es eigentlich immer gut, ein Buch anderen zum Lesen zur Verfügung zu stellen. Ich habe mich schon oft gewundert, wie manche Bücher, die ich selbst nicht mochte, bei anderen wunderbar angekommen sind. Die Geschmäcker sind einfach verschieden und loswerden kannst du die Bücher immer anderweitig. Lies einfach weiter!
#3 Bücher spenden
In meiner Lieblingsstadt Berlin gibt es den Berliner Büchertisch. Eine tolle Institution, die aktiv Leseförderung betreibt und wirklich schöne Bücher preiswert in wunderschönen kleinen Buchläden vertreibt. Der Berliner Büchertisch bietet auch an, Bücher bei dir zu Hause abzuholen. Bücherspenden nehmen aber auch einige Bibliotheken, Gebrauchtbuchläden, Kindergärten und Schulen, Asylbewerberunterkünfte und viele andere soziale Einrichtungen dankbar an. Wenn du Bücher loswerden möchtest, halte beim nächsten Spaziergang durch deinen Kiez einfach mal die Augen offen. Die Inspiration kommt sicher schnell. Und dann frag einfach nach, ob Bücherspenden erwünscht sind und wo du sie abgeben kannst.
#4 Bücherkisten
Wohin ich auch trete – in Berlin sind die Kartons mit gebrauchter Kleidung und alten Büchern, sogenannte „free boxes“ einfach überall. Manchmal auch mit einem kleinen Schild “Zu verschenken”. Wahre Schätze habe ich so schon in Hauseingängen und auf Bürgersteigen ergattert. Pack‘ deine Lektüre einfach dazu oder stelle selbst einen Karton auf. Du wirst überrascht sein, wie schnell sich neue Besitzer finden.
#5 Bücher verbauen
Ich habe ja schon geschrieben, dass ich persönlich Bücher gerne wieder in Umlauf bringe. Musst du aber nicht. Bücher sind auch nützliches Baumaterial. Anregungen wie du Regale nicht nur mit, sondern auch aus Büchern bastelst, findest du im Internet. Als Studentin hatte ich lange Zeit ein Schuhregal, dessen Säulen nur aus Büchern bestanden. Etwas wacklige Angelegenheit, aber sehr dekorativ in meinen Augen.
#6 Bücher verschenken
Oft erzählen mir Freunde, dass sie bestimmte Romane, Biographien, Sachbücher usw. niemals hergeben könnten. Diese Bücher haben sie verändert und sie gehören zu ihnen. Das versteh ich, auch wenn es mir anders geht. Ein Buch, das ich gerne lese, muss ich einfach verschenken. Mir fällt bei der Lektüre immer eine Person ein, für die dieses Buch einfach gemacht ist. Auf Partys in meiner Wohnung sind Bekannte und Freunde dann manchmal etwas enttäuscht, weil so wenige Schätze in den Regalen stehen. Die vorhandenen Schätze gehören dann entweder meiner besseren Hälfte oder warten noch auf ihre Gelegenheit. Ich verschenke einfach wahnsinnig oft Bücher. Es macht mich total glücklich, Menschen die ich mag mit einem schönen Buch zu versorgen. Mir ist dann auch gar nicht wichtig, dass dieses Buch bald gelesen wird. Es einfach in anderen Händen zu wissen, reicht mir schon.
#7 Bookcrossing
Last but not least: Das Beste hebe ich mir für den Schluss auf. Bookcrossing gehört einfach zu meinem Leben und zu meinem Lesen. Die Idee, die ganze Welt zu einer großen Bibliothek zu machen, hat in dieser Community engagierte und wunderbare Buchliebhaber gefunden. Mit einem Schmunzeln sage ich manchmal “Wir sind gegen Bücher in Regalhaltung”. Viele öffentliche Bücherschränke, zu Bücherboxxen umgebaute Telefonzellen und Regale in Cafes und Restaurants werden von Bookcrosserinnen und Bookcrossern betreut. Bei Bookcrossing werden Bücher registriert und erhalten eine Art Logbuch in welches jeder Leser und jede Leserin eintragen kann, wo und wie sie zu diesem Buch gekommen ist. Nach der Lektüre kann ein Buch dann wieder freigelassen werden oder auch nicht. Die Bücher sind quasi frei und folgen keinem strengen Reise-Schema. Diese Bücher stehen allen Menschen zur Verfügung – egal ob aktiver Bookcrosser oder nicht. Es gibt aber auch sogenannte Buch-Ringe, die innerhalb der Community verschickt und gelesen werden. Es gibt noch soviel mehr, was an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde, aber schau gerne mal rein. Bisher waren noch alle Menschen, die auf Bookcrossing gestoßen sind, begeistert von der Idee und Umsetzung. https://www.bookcrossing.com
Es gibt so wahnsinnig viele Bücher. Vor einiger Zeit waren es bereits über eine Milliarde Bücher und dann kommen noch unzählige Exemplare eines jeden Buches dazu. Google hatte das 2010 einmal ausgerechnet. Wenn man will, kann man also schon zu viele Bücher haben. Ich finde Bibliotheken gut und die Möglichkeit immer wieder bei Bedarf Bücher auszuleihen und hinterher zurückzugeben (auch wenn ich dabei nicht immer sehr pünktlich bin). Das was du als angenehm empfindest, entscheidest du selbst. Sollte es dir dennoch mal zu viel werden, weißt du ja jetzt wohin mit den aussortierten Büchern.
Was erwartest du eigentlich von mir?
So ein schönes Cover. Hatte ich gedacht.
Das strahlt gleich soviel Optimismus und Leichtigkeit aus. Hatte ich gedacht. Und schon war es in meinem Korb.
Nichts – weder die Aufmachung, noch die kleinen Textfetzen, die das Buch auf der Rückseite beschreiben und bewerben – deuteten auf das hin, was mich bei meiner Lektüre erwarten sollte.
Von Erwartungen und anderen Lastern
Ich rolle jetzt mit den Augen und schmunzele dabei ein bisschen. “Der Dichter der Familie” von Grégoire Delacourt ist ein schönes Buch, kein zartes, träumerisches wie ich vielleicht erwartet hatte, aber ein nachdenkliches, kluges und trotz allem inspirierendes.
Und schließlich geht es auch um Erwartungen.
Darum, diese nicht erfüllen zu können. Sie nicht erfüllen zu wollen. Und darum, Erwartungen anderer ausgesetzt zu sein, sich ihnen nicht entziehen zu können und unter ihrer Last zu leiden.
Wenn ich ein Buch hier auf Literaturpower vorstelle, dann immer mit einem bibliotherapeutischen Fokus. Ich überlege schon beim Lesen, welche Aspekte im Buch unterstützen meine Leserinnen und Leser bei einer bestimmten Herausforderung (manchmal gibt es keine, dann lege ich das Buch wieder weg).
Ich sehe mich in diesem Sinne nicht als Literaturkritikerin. Und dennoch lese ich vor jedem eigenen Artikel, was andere Menschen von diesem Buch halten und darüber schreiben. Mit Erwartungen muss auch der französische Autor Delacourt kämpfen.
Sein Werk “Der Dichter der Familie” ist laut Wikipedia seine erste Veröffentlichung in Frankreich, die jedoch erst nach seinen neusten Erfolgen auch in Deutschland veröffentlicht wurde. Inwiefern nun eine Entwicklung stattfand, kann ich leider nicht beurteilen, da ich die anderen Werke nicht gelesen habe.
Menschen, die diese Werke kennen, äußern im Internet jedoch eine gewisse Enttäuschung über “Der Dichter der Familie”. Ihre Erwartungen wurden nicht erfüllt. Ich lasse an dieser Stelle einfach mal außen vor, welche Erwartungen das sind. Meine bibliotherapeutischen Erwartungen wurden nicht enttäuscht und darum soll es ja schließlich an dieser Stelle gehen.
Wenn Erwartungen dein Leben bestimmen
Also zurück zum Buch. Unsere Hauptfigur Édouard kommt als Siebenjähriger in den Genuss große Bewunderung für ein eigenes Gedicht auf sich zu ziehen. Sein Talent wird von der Familie erkannt und mit diesem Moment ist alles besiegelt.
“Mit sieben erlebte ich meinen ersten literarischen Erfolg. Die erwähnte Mama schloss mich in die Arme. Der Papi, die Oma und der Opi applaudierten. […] Mit vier armen Reimen war ich zum Dichter der Familie geworden. Mit acht hatte ich nichts mehr zu schreiben.”
Den Erwartungen der Familie möchte Édouard sich nicht beugen, er kann es vielleicht gar nicht. Im Internat fällt er negativ auf, zu Hause leidet er unter den Familienverhältnissen. Die Psychoanalyse, die den jungen Edouard stärken soll, nützt wenig:
“Unsere zwei halben Stunden pro Woche verliefen mit derselben höflichen Langeweile; ich warf ihm ein paar abgenutzte Worte hin, er machte sich ein paar erschöpfte Notizen.”
In den letzten Wochen habe ich eine Vielzahl an Büchern über Probleme in der Familie gelesen und vorgestellt. Auch “Der Dichter der Familie” gibt für jene familiären Herausforderung viel her, aber dieses eine Mal werde ich darauf nicht näher eingehen.
Es soll um Édouard gehen und sein Verhältnis zu den eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Träumen. Es geht sehr viel ums Geben und darum, dass Édouard schreiben soll. Das Wörtchen “um” spielt hier eine wichtige Rolle.
Immer schreiben, “um” etwas zu tun: Den Vater von der Depression heilen, die Mutter über den Verlust des Großvaters hinwegtrösten, der Freundin zu Ruhm und Ehre verhelfen.
“Papa, sucht man sich sein Leben aus, oder sucht das Leben sich einen aus? Antworte mir, das ist wichtig.”
Aber der Vater antwortet nicht, er kann es nicht und so fehlt immer eine Beziehung in seinem Leben, die für ihn doch so wichtig gewesen wäre. Er bekommt keine Antworten, dafür bleiben die Erwartungen: Der Vater “erwartete weinend ein Buch, das ich nicht geschrieben hatte. Er hoffte, ich hätte das letzte Wort.”
Die Kommunikation mit dem Vater ist beklemmend, seine Beschreibungen der Ehe mit Monique trübsinnig. Die ganze Geschichte wird von einer Melancholie beherrscht, die – das sage ich an dieser Stelle einfach ganz frech – von der Verkopftheit des Autors zeugt.
Das kenne ich schon gut von der französischen Literatur. Ich mag sie – viel mehr als französisches Kino zu dem mir leider trotz intensiven Romanistikstudiums der Zugang fehlt.
Beim Verfassen dieses Artikels fühle ich mich immer noch etwas beklommen. “Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.” Schrieb einst Franz Kafka.
Für mich ist “Der Dichter der Familie” so eine Axt. Ich kann gar nicht im Detail beschreiben, warum und es ist auch nicht immer angenehm mit so einer Axt drauflos zu hämmern. Doch je mehr gehämmert wird, desto deutlicher wird die dicke Kruste an Erwartungen, die wir selbst schüren, die unsere Umwelt schürt und die wir zugelassen haben, unser Leben zu ummanteln.
Es ist schwierig eigene Erwartungen loszulassen. Ich würde jedoch behaupten, dass es noch viel schwieriger ist, die Erwartungen anderer zu hinterfragen und beiseite zu tun. Und wie ist es erst um unsere ganz eigenen Erwartungen an andere bestellt?
Wen drängen und bedrängen wir mit unseren Ansprüchen, Hoffnungen und Forderungen?
Ein Buch vermag kaum, all das aufzuheben, was Sozialisierung, Familienleben, Schule und Berufswelt in uns geprägt haben. Es kann dir deine Erwartungen nicht nehmen und auch nicht verhindern, dass du unter der Last der Erwartungen anderer leidest. Es kann aber trotzdem sehr viel und dich auf den richtigen Weg bringen.
Lesen sensibilisiert die Wahrnehmung.
Manchmal vermag es ein Buch so zu berühren, dass wir bereit sind, auch auf das eigene Erleben zu schauen und “Der Dichter der Familie” ist in meinen Augen ein solches Werk.
Ohne Kitsch, Pathos und Rührseligkeit – ja vielleicht sogar mit übertriebener Härte an manchen Stellen – wird hier die Axt geschwungen.
Trotz meiner enttäuschten Erwartungen über das Cover bleibt nach der Lektüre ein Stück Beseeltheit zurück. Fremde Erwartungen lassen sich nicht gänzlich ausblenden, aber sie wahrnehmen und mit ihnen einen bewussten Umgang pflegen – das wäre doch schon eine Leistung.
Wenn du deine eigenen Bedürfnisse noch nicht ausgemacht hast, dann begib dich jetzt auf die Suche. Ich hoffe, dass “Der Dichter der Familie” dir dabei helfen kann.
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Was ist Heimat für dich?
Was bringt die Wut
Diesen Artikel möchte ich ausnahmsweise mit einer kurzen Leseprobe beginnen.
“Die Wut, die dabei entsteht, ist das Einzige, was noch mithalten kann, aber sie macht gleichzeitig blind, weil sie den Blick verengt und einen nur das sehen lässt, was bereits geschehen ist. Gar nichts wird damit vergolten, nur immer wieder neuer Schaden angerichtet, bis schließlich niemand mehr weiß, was man sich eigentlich antut mit dem ständigen Aufrechnen dessen, was man sich angetan hat.”
Dies sind Gedanken der Protagonistin Marianna aus dem Roman “Restwärme” von Kerstin Preiwuß.
Das Werk der Autorin wurde schon vor ein paar Jahren, 2014, veröffentlicht und ich hätte auch einen aktuelleren Roman von Preiwuß zur Verfügung gehabt. “Nach Onkalo” treibt derzeit durch die Medien und macht von sich reden.
Mir hat aber “Restwärme” besser gefallen und ich glaube, dass dieses Werk besser zu Literaturpower passt.
Was ist das, “Restwärme”?
Ich habe diesen Satz nun einige Male gelesen und verstehe ihn immer noch nicht. Ein paar meiner Freunde sind Physiker. Vielleicht frage ich sie bei Gelegenheit mal.
Marianna ist Geologin, erforscht Vulkanausbrüche und Erdbeben. Mit Restwärme könnte jedoch auch ganz pragmatisch das Gefühl gemeint sein, das sie mit Heimat und Familie verbindet.
Wenn ich nun diesen Begriff ein paar mal leise vor mich hin ausspreche (Restwärme, Restwärme, Restwärme) dann erhalte ich ein dumpfes Gefühl von Beklommenheit. Wärme – das ist positiv, angenehm, geborgen. Aber Rest? Das ist, was übrig bleibt und hat etwas von Verbrauchtsein und zurücklassen.
Zurückgelassen hat Marianna nach einer schweren Kindheit und Jugend das Heimatdorf in dem sie aufgewachsen ist. Auch ihre Eltern und den Bruder ließ sie hinter sich, um in Berlin zu leben und vieles zu vergessen.
“Irgendwas würde sich schon ergeben.”
So Mariannas Gedanke als sie nach ihrem Heimatbesuch zu ihrer Tochter Marie zurückkehrt. Vielleicht beleuchten wir an dieser Stelle einmal, was Heimat bedeutet oder bedeuten kann.
Ich glaube ja, mal festgestellt zu haben, dass der Begriff “Heimat” gar nicht selbstverständlich ist in allen Sprachen der Welt. Heimat wird bei uns meist mit einem Raum verbunden, in den wir hineingeboren werden. Oder ein Ort, den wir schon lange bewohnen und der ein Wohlgefühl in uns auslöst.
Manchmal widersprechen sich diese Herangehensweisen.
Der Ort, in dem wir geboren sind, muss nicht zwangsweise ein Ort des Wohlfühlens und Aufgehobens sein. Für nicht wenige Menschen verbinden sich viele verschiedene Gefühle mit dem Wort Heimat. Im Roman wird das ähnlich beschrieben:
“Man musste wohl einen Ort finden für all die widersprüchlichen Gefühle, und da hatte das Herz gewonnen, denn hier ging das arme Blut rein und kam reich wieder raus, während der Magen bloß verschob, was am Ende den Körper verließ, vielleicht war die ganze Heimatsehnsucht nur so etwas wie eine Herzmetapher für den Bauch.”
Mariannas widersprüchliche Gefühle sind Resultat ihrer eigenen Familiengeschichte. Der Vater war Alkoholiker und gewalttätig; die Mutter schützte ihre Kinder nicht ausreichend. Sie ließ geschehen und bat noch darum, nicht zuviel nach außen dringen zu lassen.
Gänsehaut bekomme ich bei solchen Szenen. Und weiß doch um ihre Wirklichkeit. Wie ich selbst, ist die Schriftstellerin Kerstin Preiwuß in einem kleinen Dorf in Mecklenburg aufgewachsen. Vielleicht kennst du das: In einem Dorf sieht und erlebt man vieles. Erst später lässt die Erinnerung zu, Erlebtes zu reflektieren und womöglich auch zu verstehen.
Ein Freund meines großen Bruders lief immer mal wieder von zu Hause weg, weil er von seinen Eltern geschlagen wurde. Im Dorf wurde darüber gesprochen. Eingemischt hat sich niemand.
Preiwuß’ verdichtete Sprache trägt die Leserin und den Leser durch ähnliche Szenen. Bitterkeit kommt dabei auf, auch Traurigkeit und Schmerz. Informationen über die Autorin selbst sind im Internet spärlich gesäht. Auf Social Media Plattformen habe ich sie nicht gefunden. Ihre Webseite informiert, dass Preiwuß in Leipzig lebt, arbeitet und lehrt. Auf der Leipziger Buchmesse im März werde ich die Augen offenhalten. Vielleicht begegne ich ihr ja. Dann lasse ich eine Ausgabe dieses besonderen Romans von ihr signieren.
„Besonders“ schreibe ich, denn es ist ein Talent so tiefreichende Gefühle beim Lesen zu berühren und dabei so leise und behutsam vorzugehen. Ich als Leserin verfolge Mariannas Gedanken und werde mitgerissen in diesen Strudel aus Erinnerungen, Ängsten und Hoffnungen.
Ohne Gewalt und Lärm
Das vollzieht sich jedoch ohne Gewalt und ohne Lärm. Beinahe könnte ich behaupten, dass dieses Buch mich beruhigt. Es ist eine beruhigende Melancholie, die mich lesend umgibt. Am besten lässt sich das mit einem Zitat verdeutlichen:
“Im Zimmer oben war es kühl, und die Luft roch nach Erde, aber das Bett war frisch bezogen. Auch der alte Kachelofen stand noch da. Im Winter hatte sie immer die Decke für einige Minuten dagegengepresst, bevor sie daruntergekrochen war. Beim Einschlafen bäumten sich Bilder auf, oder saß jemand unter ihnen und stemmte sie an die Wand?”
Von solchen Widersprüchen zehrt “Restwärme”. Heimat ist nicht einfach schlecht, böse oder wird gewaltvoll gemieden.
Preiwuß gelingt es eine innere Zerissenheit in ihrer Geschichte so zärtlich in Bilder zu verwandeln, dass uns selbst, als Leserinnen und Leser, eine eigene Innenschau gelingt. Das Gute ist nicht immer gut, das Schlechte nicht immer schlecht. Und manchmal können wir nicht nur mit Vernunft die Dinge beurteilen und entsprechend handeln.
“Es war unversehens über sie gekommen. Das Wort Zuhause hatte sich in hier gebildet, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Es passte nicht mehr. Es passte immer noch.”
Von einer Umarmung, der man den “Würgegriff aber nur nicht gleich ansah” ist an dieser Stelle auch die Rede. So sehr hängt dieses Zuhause an ihr. Ob und wie ein solches Zuhause zu dir passt oder ungewollt an dir hängt, das kannst du mit der Lektüre von “Restwärme” möglicherweise herausfinden.
Ich wünsche dir, dass du einen Frieden mit deiner Vergangenheit schließen kannst. Um deiner selbst willen. Und ich hoffe, dass dir die Literatur helfen wird, diesen Frieden zu benennen und zu verstehen. Familie und Vergangenheit hinterlässt Spuren und so hilfreich an mancher Stelle das Verdrängen sein kann, so hilfreich ist an anderer die bewusste Auseinandersetzung. Entscheide selbst, was für dich das Richtige sein kann.
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Vorsicht, Lesen!
Lesesucht
Diesen Begriff gibt es tatsächlich und er hat seinen Ursprung im 18. Jahrhundert, als darüber debattiert wurde, ob es ein richtiges und ein falsches Lesen gäbe. Wikipedia hält dazu ein paar fun facts bereit. Parallel zum Begriff sprach man wohl sogar von einer “Lesewut”.
Gemeint ist damit begieriges Lesen, wobei andere Beschäftigungen vernachlässigt werden. Freilich ging die Kritik gegen Frauen, die mit der aufkommenden schöngeistigen Literatur angeblich ihre Haushaltspflichten und die Kindererziehung vernachlässigten. Das möchte ich am liebsten unkommentiert lassen.
Schlaflosigkeit
Viele Menschen lesen regelmäßig auf einem Tablet oder einem E-Book-Reader. Das ist praktisch. In wenige Gramm Elektronik passen viele, viele Romane, Sachbücher oder Papers. Ich habe meinen kleinen Kindle auch immer dabei.
Aber auf richtige Bücher kann ich nicht verzichten. Von denen muss ich umgeben sein, sie fühlen.
Studien haben belegt, dass das Bildschirmlesen tatsächlich einen Einfluss auf unsere Schlafgewohnheiten hat und sich nicht unbedingt positiv auswirkt. Das hat etwas mit der Beleuchtung und dem Melatoninwert zu tun. Die Schlafqualität leidet.
Menschen, die vor dem Schlafen noch auf einem Bildschirm lesen, sind morgens der Studie zufolge unausgeschlafener und schlafen abends später ein, als die Vergleichsgruppe, die nur in Papierbüchern las. Wenn dich das interessiert, kannst du hier gerne mehr über die Studie erfahren.
Das heißt aber nicht, dass du vor dem Schlafen nicht mehr lesen solltest (im Gegenteil, Lesen beruhigt). Aber ein Buch aus Papier tut es dann manchmal auch oder eben ein Gerät mit passivem Hintergrund, das deine Augen entspannt.
Wer liest ist unglücklich
Das ist natürlich falsch. Mit dieser bewussten Provokation möchte ich auf einen mir wichtigen Sachverhalt aufmerksam machen. Im Studium und auch danach habe ich mich viel mit der zeitgenössischen Philosophin Martha Nussbaum beschäftigt. Nussbaum ist bekannt geworden für ihren Fähigkeitenansatz, der sich an der Aristotelik orientiert und stark reduziert Folgendes aussagt:
Zum Menschen gehören eine Vielzahl an Möglichkeiten und Fähigkeiten und es ist Aufgabe der Gesellschaft, die Ausbildung und Ausübung dieser Fähigkeiten zu fördern. Literatur spielt in der Philosophie Nussbaums eine herausragende Rolle, denn sie eröffnet Perspektiven und informiert über Lebenswege. Das scheint einleuchtend.
Nun der interessante Gesichtspunkt, der sicher viel Diskussionspotential bietet: Menschen, selbst wenn sie aufgrund der äußeren Umstände eine bestimmte Perspektive nicht wählen können, sind nach Nussbaum besser dran, wenn sie über diese Perspektiven informiert sind.
Schreibe deine Meinung dazu gerne in die Kommentare. Sicher diskussionswürdig, aber ich finde es super spannend.
Lesen schadet der Dummheit
Das klingt jetzt aber wirklich nicht gefährlich. Dumm sein wollen wir alle nicht.
Bist du auch nicht. Und wenn du gerne liest schon gar nicht. Menschen, die lesen sind informierter. Sie lernen viel Neues kennen, beginnen womöglich zu hinterfragen und schon gibt es kein Zurück mehr in die Geborgenheit der Unwissenheit.
Warst du ungebildet vielleicht mit banaleren Dingen glücklich zu machen, wächst mit deiner Informiertheit auch der Anspruch.
Lesen bildet und schadet der Dummheit. Das ist klar, aber wollen wir das immer?
Der englische Philosoph John Stuart Mill drückte das folgendermaßen aus: „Es ist besser, ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedenes Schwein; besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr. Und wenn der Narr oder das Schwein anderer Ansicht sind, dann deshalb, weil sie nur die eine Seite der Angelegenheit kennen. Die andere Partei hingegen kennt beide Seiten.“
Wer Sokrates nicht kennt: Das ist der griechische Philosoph, der auf dem Markt herumgeirrt ist und die Menschen mit den großen Fragen des Lebens gepiesackt hat. Oft wird er deshalb auch liebevoll mit einer Stechmücke verglichen.
Die Tücken des Straßenverkehrs
Gott behüte. Lass dich bitte nicht lesend von einem Auto anfahren. Lass dich bitte überhaupt nicht anfahren. Die Pokémon Go-Bewegung lässt sich damit sicher gut vergleichen: Der Blick auf ein Buch oder eben das Smartphone geheftet und schon vergessen die Stadtwandler alles, was um sie herum passiert.
Ich oute mich an dieser Stelle: Über ein Jahr lang habe ich auch intensiv mit vielen anderen Pokémon Go gesuchtet und ja, manchmal bin ich in gefährliche Situationen gekommen. Wenn nämlich das Pokemon auf der anderen Straßenseite nur noch wenige Sekunden wartete und ich mir den Eintrag in den Pokedex nicht entgehen lassen wollte.
Lesende Menschen sieht man sicher seltener rumlaufen, aber auch sie gibt es und sie laufen ebenfalls Gefahr unter die Räder zu kommen. So fesselnd eine Geschichte, so selten ein Pokemon sein kann: Bitte passt auf euch auf!
Klapprige Regale, lose Bücherbretter
Bücher sind schwer. Spätestens beim nächsten Umzug wirst du daran erinnert und ich hoffe, du packst deine Kisten ausgeglichen: Immer nur ein paar Bücher mit leichterem Füllmaterial. Sonst geht das Schleppen auf den Rücken.
Worauf ich aber eigentlich hinaus möchte: Die Schwerkraft hat es in sich und genau dreimal haben in meiner Anwesenheit bereits Bücherbretter den Kampf gegen die Last aufgegeben und sind unter großem Lärm weggebrochen.
Ob es an der Qualität meiner Bohrung, den Dübeln oder eben doch der Menge an Büchern lag, die obenauf saßen – ich weiß es nicht. Ich bringe jedenfalls keine Bretter mehr über meinem Bett oder einer Sitzgelegenheit an. Ich liebe Bücher, meine Gesundheit ist mir aber auch sehr wichtig.
Du siehst – die Gefahr beim Lesen hält sich in Grenzen und lässt sich nur mit einem Augenzwinkern thematisieren. Lies soviel du magst und soviel dir gut tut. Ich glaube nicht daran, dass Lesen unglücklich macht und gegen Dummheit vermeiden habe ich erst recht nichts einzuwenden. In diesem Sinne wünsche ich dir immer ein gutes Buch zur Hand.
Deine Trude
Genießt du die Einsamkeit?
Was ist Einsamkeit?
Einsam ist jemand, der sich sozial isoliert fühlt. Einsamkeit ist auch der Name einer unbewohnten russischen Insel. Und wenn du bei Wikipedia die ersten Sätze liest, die “Einsamkeit” definieren, dann wird zwar eingeräumt, dass der Begriff oft negativ konnotiert wird, aber – und das finde ich sehr erfreulich – auch die positiven Aspekte finden Erwähnung.
Gedanken ordnen und Kreativität entwickeln wird dort beispielsweise genannt. Manchmal entscheiden wir uns für Einsamkeit, um Klarheit zu gewinnen, zu uns selbst zu finden, etwas zu genießen, das nicht durch den Einfluss unserer Mitmenschen verfälscht wird.
Einsamkeit kann somit ein Verhängnis sein, oder eine selbstgewählte Phase.
Ein bisschen zwischen beiden Seiten verstehe ich den Roman “Das ganze Leben da draussen” von Nina Sahm. Die Handlung spielt auf Island und nach Sibirien kann ich mir keine bessere Region vorstellen, die ausdrucksstärker ein Gefühl von Einsamkeit widerspiegelt.
Ich war aber noch nie dort und entschuldige mich, wenn ich mich mit dieser Behauptung zu weit aus dem Fenster lehne. Island soll ein wunderschönes Land sein und in unserem heimischen Bücherregal steht die Gesamtausgabe von Hálldor Laxness (ich habe sie nur noch nicht gelesen).
Alfa und Elín
Die beiden Frauen um die es geht, Alfa und Elín, sind Außenseiterinnen.
Teilweise nehmen sie diese Rolle bewusst ein, es ist aber nicht ganz klar, inwiefern ein gewisser Trotz im Wesen der Figuren über den unfreiwilligen Kampf mit der Einsamkeit hinwegtäuschen soll. Es ist ein Kampf mit der Einsamkeit, aber auch mit der Umwelt.
Betrachten wir beide einmal genauer. Die 16-Jährige Elín lebt ihre Pubertät aus. Sie provoziert die entspannten Eltern und leidet an ihrem Dasein. Ihr bester Freund hat sich mit ihrem größtem Feind verschworen; Bäume, die ihr am Herzen liegen, wurden gefällt und der Unterricht interessiert sie nicht.
Alfa ist ihre Lehrerin. In einem Gespräch mit Alfas Bruder, der noch nicht weiß, dass es um seine Schwester geht, erzählt Elín:
“Meine Lehrerin bekommt rote Flecken am Hals, wenn ein Schüler sich widersetzt. Sie verknotet ihre Beine, wenn sie an der Tafel steht und uns etwas erklären soll, und dann bin ich so abgelenkt, dass ich ihr nicht mehr zuhören kann. Sie ist irgendwie in ihrer eigenen Welt, es kommt mir so vor, als ob wir für sie in einer Glaskugel sitzen, und wie es uns wirklich geht und was für uns wichtig ist, dringt überhaupt nicht zu ihr durch, weil sie so sehr mit sich selbst beschäftigt ist.”
Diese Einschätzung von Elín gibt so ziemlich die Stimmung wieder, die das Buch für mich hat.
Wir können manchmal sehr zielgenau einschätzen, dass unser Gegenüber nicht in der Lage ist, unsere Einsamkeit und Probleme zu erkennen. Wir machen uns aber im Gegenzug auch oft nicht die Mühe die andere Seite auszuleuchten.
Zu erkennen, dass der oder die andere mit sich selbst beschäftigt ist, ist dann oft schon eine Leistung.
Insgesamt lebt dieser Roman von einer Vielzahl an klugen Beobachtungen und treffenden Beschreibungen. Die Geschichte fand ich schön, nachvollziehbar und einnehmend, aber die Fülle an Gedanken und einzigartigen Formulierungen sind wahrlich beachtlich.
Bei Sahm verbindet sich schriftstellerisches Talent mit echtem Verstehen.
Einige Autoren und Autorinnen konstruieren Charaktere, die dann eben auch konstruiert wirken, weil sie erdacht sind und eine bestimmte Funktion erfüllen sollen. Nina Sahms Texte hingegen sind sehr gut recherchiert und kommen mit einer Authentizität daher, die mich (und ich entschuldige mich schon jetzt für diese Aussage) bei einer so jungen Frau überrascht und in gleicher Weise fasziniert.
Manche Autorinnen sucht man im Netz vergeblich, andere hingegen sind leicht auffindbar. Und Nina Sahm gehört glücklicherweise zu den Letzteren. Die Schriftstellerin, die für ihren Broterwerb auch Werbetexte für große Unternehmen verfasst, betreibt mit Elan die ganze Bandbreite der Social Media Kanäle: Facebook, Instagram und sogar auf Twitter tweetet die junge Münchner Autorin vor sich hin.
Warum erwähne ich das?
Nina Sahm geht mit der Zeit und das spiegelt sich auch in ihren Geschichten wieder. Mich würde sehr interessieren, welchen realen Figuren die Wesenszüge von Alfa und Elín nachempfunden sind.
Ich glaube an die Macht der Phantasie, aber manches muss man doch erlebt haben, um so lebensecht zu beschreiben wie zum Beispiel das Frühstück matschig wird: ”Elín rührte mit dem Löffel in ihrer Müslischale, bis die Cornflakes so viel Milch aufgesogen hatten, dass sie ihre Form verloren und zu einem schleimigen Brei wurden.”
Elín und Alfa sind auf ihre Art einsam, es geht aber auch darum, einen Helden zu haben und diesem Raum für Inspiration zu geben.
Das ist für Alfa ihr Großvater Magnús und für Elín der Fuchs, der um Reykjavík herumstromert und dessen Spuren sie folgt.
Die zunehmende Demenz von Magnús bedrückt. Für Alfa war er die wichtigste Person in ihrem Leben und als er sich das Leben nimmt, ist sie gezwungen selbst zu ihrer Stärke zu finden. Magnús hatte sie unterstützt, motiviert und geschoben. Ohne ihn fehlt ihr die Richtung.
Eine Richtung sucht auch Elín. Ein Fuchswaise wurde um Reykjavík herum gesichtet und die naturliebende Elín begibt sich auf seine Spuren. Die Eltern lassen sie nachsichtig gewähren. Es wird schnell deutlich, dass nicht Gleichgültigkeit das Verhalten ihrer Mutter und des Vaters bestimmt. Sie gehen sehr gelassen mit ihrer Tochter um und schaffen damit im Buch eine verständnisvolle und warme Atmosphäre.
Eines Morgens beispielsweise entscheidet sich Elín nicht mehr zu sprechen:
“Warum sie nicht mehr reden wollte, konnte sie nicht mit wenigen Worten erklären. Es war ihr eingefallen, als sie von der Kneipe aus nach Hause gelaufen war, und dann hatte sie den Gedanken nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Ein Fuchs sprach schließlich auch nicht.”
Elín trägt oft einen Rucksack vollgepackt mit Camping-Zubehör und Survival-Utensilien. Dieser Rucksack steht in meinen Augen auch irgendwie für die Möglichkeit, immer spontan wegzukönnen.
Die wahre Herausforderung
Die wahre Survivalherausforderung stellt sich für sie jedoch nicht im Wald und in der freien Natur, sondern in Gesellschaft ihrer Mitschüler, ihrer Eltern und anderer Mitmenschen. Manchmal wünschen wir uns die Einsamkeit und die Ruhe, und manchmal müssen wir sie uns auch nehmen.
Ein Buch wie “Das ganze Leben da draussen” ist wie ein stiller, anspruchsloser Dialogpartner, ein Freund gewissermaßen. Ich freue mich sehr über diese Entdeckung und werde im Auge behalten, was Nina Sahm als nächstes schreibt und veröffentlicht.
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So wertvoll ist dein Leben
Um diesen Roman soll es jetzt aber nicht gehen, sondern um einen aktuelleren Titel einer deutschen Jungautorin: “Club der letzten Wünsche” von Tamy Fabienne Tiede.
Einen Zugang schaffen
Zum Zeitpunkt dieses Artikels haben wir Februar und der Februar steht voll im Zeichen der Krebsaufklärung.
Der Weltkrebstag war am 4.Februar und die Medien und Verbände schlagen Purzelbäume hinsichtlich der Aktionen und Aufklärungskampagnen.
Bislang (zum Zeitpunkt des Schreibens) findet sich in der Kategorie Krebs erst ein Werk auf Literaturpower. Nämlich “Halt auf Verlangen” von Urs Faes. Wie im Artikel ausführlich beschrieben, hat dieses literarisch anspruchsvolle Werk sicher eine sehr wertschätzende Zielgruppe.
Es war mir jedoch wichtig, zeitnah noch ein zweites Werk vorzustellen, welches der Tatsache gerecht wird, dass auch viele junge Menschen an Krebs erkranken.
Mit “Club der letzten Wünsche” hat Tamy Fabienne Tiede einen Zugang zur Problematik geschaffen, der jung, unverklärt und beinahe spritzig wirkt.
Ist das nicht makaber, mag nun die ein oder der andere fragen?
Sicher nicht.
Es gibt in der Kunst eine gewisse Ausdrucksfreiheit und ebenso wichtig ist die Wahlfreiheit von betroffenen Menschen, eben jenes Buch auszusuchen, das sie persönlich anspricht.
“Bei einer meiner ersten Sitzungen hatte ein Mädchen, das viel zu bleich war, um überhaupt lebendig zu sein, mich angesprochen. Ich gruselte mich etwas vor ihr, denn ich hatte die Befürchtung, bald selbst so auszusehen. Aber ich war höflich geblieben und hatte ein wenig mit ihr geplaudert. Sie schien wirklich schrecklich krank.”
Mir fallen auf Anhieb ein paar Menschen ein, die sicher sehr positiv auf die freche, offensive Art unserer 19jährigen Protagonistin Jesslyn reagieren.
Jesslyn hat in ihrem jungen Leben bereits einiges durch und stellt fest, dass der drohende Tod ihr verwehrt, einmal wirklich glücklich gewesen zu sein. Es ist nicht ganz einfach Sympathie mit Jesslyn zu empfinden.
Mitgefühl ja, aber Sympathie?
Sie beschreibt sich sogar selbst als “unpassend” und weiß um ihre harsche und teilweise aggressive Art.
“Mein Bruder war die einzige Person, der ich vertraute – voll und ganz und ohne Einschränkungen. Doch erst in diesem Moment erkannte ich, wie sehr ich ihn an meiner Seite brauchte. Denn auch wenn ich immer so getan hatte, ich würde diesen Scheißkrebs nicht alleine bezwingen können.”
Ein Kampf beginnt
Je näher Jesslyn den Leser und die Leserin an sich, ihre Vergangenheit, ihre Emotionen und ihre Wünsche heranlässt, desto eher vollzieht sich die für solch ein Buch wichtige Identifikation.
Jesslyn will nicht sterben.
Schon gar nicht ohne ihr Leben gelebt zu haben. Der Kampf ums Überleben und gegen den Krebs beginnt. Es geht aber nicht nur um Kampf, sondern auch um Auseinandersetzung, Reflexion und vor allem um Liebe.
Liebe darf natürlich in solchen Geschichten nicht fehlen. Für mich persönlich gilt das jedenfalls. Da habe ich eine romantische Ader.
Für Jesslyn gibt es James. Über James werde ich an dieser Stelle jedoch nicht viele Worte verlieren. Diese Spannung möchte ich nicht trüben.
Aber mit wenigen Zeilen soll die Autorin selbst zu Wort kommen: “James Hand war warm und weich. Seine Berührung fühlte sich überhaupt nicht unangenehm an, vielmehr wirkte es ganz natürlich, als wären unsere Finger dafür geschaffen, um perfekt ineinanderzugreifen wie zwei Zahnräder. Wir redeten eine ganze Weile lang überhaupt nicht, sondern hielten uns nur an den Händen und betrachteten den klaren Nachthimmel.”
Das klingt nicht nur sehr romantisch. Es ist auch sehr romantisch und ich kann nicht behaupten, dass ich auf diesen Kitsch gerne verzichtet hätte.
Insgesamt sind es die Kontraste im Buch, die Authentizität vermitteln. Auch Jesslyns Welt ist nicht schwarz-weiß und echten Gefühlen gegenüber ist sie nicht ignorant. Bereits im ersten Drittel des Buches erfährt Jesslyn, dass sie keine Chance auf Heilung hat.
Ich habe keine Ahnung wie es sich anfühlen muss, das Ende des eigenen Lebens spürbar nah zu sehen. Aber ich kann ihre Motivation sehr gut nachvollziehen, Erlebnisse nachholen zu wollen und sich nicht aufzugeben.
Die Liste
Gemeinsam mit ihrem Bruder verfasst Jesslyn eine Liste: “Jesslyns Das-muss-ich-noch-dringend-machen-bevor-ich-an-Scheißkrebs-sterbe-Liste”. Die Liste ist “jederzeit erweiterbar”.
“Jederzeit” ist an dieser Stelle leider ein Euphemismus, denn Zeit ist für Jesslyn eine endliche Ressource.
Ich glaube, es ist okay an dieser Stelle zu schreiben, dass Jesslyn stirbt. An der Intensität der Lese-Erfahrung wird sich für dich durch diese Einsicht sicher nichts ändern.
Der Roman “Club der letzten Wünsche” ist letztlich ein ehrliches und trauriges Buch, das den Lesenden Offenheit und Empathie abverlangt, aber auch jene Eigenschaften vermittelt.
Danke, Tamy Fabienne Tiede für diesen besonderen Roman. Die junge Autorin hat mit ihrem Erstlingswerk sogar den “Piper-Award” auf Wattpad gewonnen. Hoffentlich folgen noch viele weitere Bücher.
Der Leserin oder dem Leser wünsche ich mit der Lektüre des Buches, Worte zu finden für das was manchmal unaussprechlich scheint. Oft sind es Worte, die unsere Gedanken formen. Der nötige Widerstand ist umso stärker, je besser wir uns und unsere Umstände erkennen und bezeichnen können. Möge dir das Lesen eine Stütze sein.
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So gewinnst du sofort mehr Zeit zum Lesen
Bei meiner Recherche musste ich feststellen, dass einige der Strategien, um mehr Zeit fürs Lesen freizuschaufeln, auch auf eine zweite Zielgruppe (zu der ich nämlich auch gehöre) zutrifft: Läufer.
Na und sicher noch für viele andere. Aber in meinem Fokus sind jetzt die potentiellen Leserinnen und Leser.
Los geht’s!
Du möchtest ja eigentlich viel mehr lesen.
Doch die Wäsche wartet, die Kinder wollen versorgt sein, der Hund Gassi geführt und Netflix ist auch schneller angeworfen als die Entscheidung getroffen, welches Buch du als nächstes beginnst.
Eine Freundin hat dir neulich dieses Buch ausgeliehen und nun liegt es schon Wochen unbeachtet rum.
Ein bisschen schämst du dich dafür, aber was soll man machen, der Tag hat eben nur 24 Stunden. Richtig. 24 Stunden. 8 davon schläfst du. Lass uns mal zusammen schauen, wieviel Lese-Potenzial der Rest des Tages für dich bereit hält.
Tipp #1
Manche Menschen verschlingen Lektüre regelrecht. Für sie ist Lesen wie die Luft zum Atmen und ohne Buch geht einfach gar nichts. Was machen sie, was du nicht machst? Sie gönnen sich Spaß und Vergnügen mit gutem Gewissen. Sie genießen und haben herausgefunden, dass Lesen einen beträchtlichen Anteil an ihrer Lebensqualität hat. Und jetzt kommt der Punkt, der für dich relevant sein sollte.
Menschen, die Spaß am Lesen haben, lesen was ihnen Spaß macht.
Lies, was zu dir passt und dich interessiert! Probiere auch mal andere Genre aus oder vielleicht ein Graphic Novel. Neues ausprobieren ist doch sowieso immer spannend! Wenn dich ein Buch nicht begeistert – leg es weg und versuch ein anderes. An der Auswahl soll es nicht scheitern.
Und wenn du Inspirationen brauchst, dann spaziere doch einfach mal durch die Bibliothek oder einen schönen Buchladen; abonniere coole Buchbloggerinnen und Buchblogger bei Instagram oder frage deine Freunde nach Empfehlungen.
Wichtig dabei ist aber eines: Wenn dir ein Buch nicht gefällt, vertraue auf dein Bauchgefühl und lies es nicht weiter. Das richtige Buch für dich wartet da draußen. Ganz sicher.
Tipp #2
Liest man im Internet andere, ähnliche Artikel über Zeitmanagement, dann begegnet einem oft der Ratschlag, man solle sich einfach die Zeit nehmen und alle anderen Ablenkungen vermeiden.
Puh. Ich behaupte jetzt einfach mal das Gegenteil. Greif dir ein Buch und lass alle Ablenkungen zu. Wenn das Buch gut genug ist, wirst du ganz automatisch weiterlesen wollen, wenn die Wäsche zusammengelegt ist oder die Lieblingsserie konsumiert wurde.
Oft klappt es eh nicht, wenn du dir sagst: “Jetzt lese ich und mache nichts anderes.” Ich glaube, dass wir es gar nicht nötig haben, so dogmatisch zu sein. Ich mache das Handy auch nicht immer aus beim Lesen. Nur manchmal.
Wenn ich nach einer Ablenkung nur noch schwer zum Lesen zu bewegen bin, ist das einfach hin und wieder ein Indiz für mich, zu einem anderen Buch zu greifen.
Tipp #3
Jetzt kommt der Tipp, der definitiv auch fürs Laufen und schlechthin für jede Betätigung zutrifft, die du gerne mehr in dein Leben integrieren möchtest. Gewohnheit ist das Schlüsselwort.
Verhalten ändern ist schon eine wirklich schwierige Herausforderung. Wenn dann jedesmal dazu kommt, dich immer wieder aufs Neue für dies oder jenes entscheiden zu müssen, dann siegt oft der Schweinehund über unsere ehrenvollen Vorhaben.
Indem du dir Routinen zulegst, verlagerst du die Entscheidung.
Entscheide dich jetzt für eine Routine und stell sie später nicht mehr in Frage. Wenn es für dich dazu gehört, jeden Abend vorm Einschlafen ein paar Seiten zu lesen, dann wirst du das einfach machen.
Wenn dreimal die Woche Laufen dein Ziel ist und du immer einen Tag Pause zwischen den Läufen brauchst, na dann ist doch klar, dass du jetzt die Turnschuhe anziehst und losjoggst, oder?
Mach es dir nicht schwerer als nötig. Niemand hat die Motivation immer und immer wieder ganz von vorne anzufangen. Leg dir Routinen zu und der Rest kommt von selbst.
Tipp #4
Lücken füllen. Eingangs habe ich versprochen, dass wir noch mehr aus deinem Tag herausholen. Das machen wir jetzt.
Lesen auf der Couch mit Decke und Tee – das ist gemütlich und attraktiv. Das geht aber nicht immer.
Nutze Zeiten, die sowieso schon besetzt sind und integriere dort dein Lesen. Die Fahrt in der U-Bahn oder im Bus kannst du sinnvoll mit Lesen besetzen. Im Auto lässt du ein schönes Hörbuch laufen. Nur auf dem Fahrrad – da bitte ich dich, gut auf den Verkehr zu achten und ohne Stöpsel im Ohr sicher an dein Ziel zu kommen. Das ist mir wichtig.
Beim Spaziergang mit dem Hund jedoch bietet sich das Hörbuch wiederum an. Oder beim Abwasch, bei der Wäsche und allen anderen Arbeiten, die eher meditativ nebenbei laufen.
Apropos laufen: natürlich kannst du auch beim Joggen die Zeit für Hörbücher nutzen statt immer und immer wieder die gleichen Beats durchs Trommelfell zu jagen. Und für zu Hause: Leg dir ein Buch immer gut sichtbar parat. So kannst du zu jeder beliebigen Zeit danach greifen und immer mal ein paar Seiten Lesen. Viel Spaß!
Tipp #5
Tipp Nummer 5 und damit der letzte an dieser Stelle, ist weniger eine Handlungsempfehlung als vielmehr der Rat, deine Motivation zu hinterfragen.
Stell dir einfach mal die Frage, warum du denn wirklich mehr lesen möchtest. Gehört das für dich dazu und drängt dich ein gewisses Pflichtgefühl? Haben deine Freunde dir ein Buch mit Nachdruck empfohlen und du möchtest niemanden enttäuschen?
Lies bitte nicht für andere.
Daraus wird keine Leidenschaft entflammen. Verbringe deine Zeit mit Dingen, die dir gut tun und dich mit Freude erfüllen. Wenn das gerade nicht mit Lesen oder diesem bestimmten Buch klappt, dann zwing dich nicht. Lass es entspannt angehen und finde heraus, was zu dir und deinen Bedürfnissen passt.
Das gilt fürs Lesen wie auch für Sport und eigentlich fast alles im Leben.
Ich habe immer ein Buch dabei, führe kein Lesetagebuch und glaube an die 5-Sekunden-Regel, die besagt, dass ich manchmal einfach von 5 runter zählen muss, um jetzt genau das zu tun, woran ich soeben noch zweifelte.
Motivation ist kein großes Geheimnis. Unsere Verhaltensmuster haben kluge Wissenschaftler schon hinreichend erforscht und wenn du etwas wirklich willst, dann findest du leicht raus, wie du auch dahin gelangst.
Wichtig dabei ist vor allem eines: Du musst es dir wert sein. Und selbst das kannst du lernen. Danke fürs Lesen. Ich wünsche dir eine wundervolle Zeit in den fantastischen Welten der Literatur.
Wenn Familie weh tut
Knausgård.
Ich hielt das Buch in der Hand und zögerte. Den Namen hatte ich schon gehört und sogar einiges von einem Knausgård gelesen. Dann musste ich aber schon sehr suchen, um meine Vermutung bestätigt zu sehen.
Die Schriftstellerin Linda Boström Knausgård ist in der Tat die Ex-Lebensgefährtin des Schriftstellers Karl Ove Knausgård.
Zusammen haben sie vier Kinder und ich habe das Gefühl beide schon ein wenig zu kennen. Das bringt die bis ins Absurde reichende Authentizität und Offenheit der Karl-Ove-Knausgårdchen Bücher mit sich.
Ich habe mir, da muss ich ehrlich sein, nicht sehr viel erwartet. Ich war auch leider kein großer Fan von Karl geworden, gab Linda jedoch trotzdem eine Chance.
Eigentlich absurd so zu denken. Jeder Mensch steht doch für sich. Jetzt bin ich froh, das getan zu haben.
Das Buch hat mich überrascht und im gleichen Maße überwältigt. Ich hoffe, dir die Gründe dafür ein wenig nahe bringen zu können.
Familie.
Die Vielschichtigkeit dieses Begriffs muss nicht erwähnt werden. Den einen ist sie Freud, den anderen Leid und hin und wieder verschmelzen beide Ebenen, sodass sie kaum noch zu unterscheiden sind.
Wahrscheinlich liest du diesen Artikel, weil du diese Ambivalenz kennst. Manche Bücher berühren etwas in uns, weil sie Parallelen aufzeigen und in Worte fassen, was wir bislang nicht mal klar zu denken wagten.
“Willkommen in Amerika” ist in diesem Punkt gnadenlos ehrlich.
Hauptmotiv des Romans ist das Schweigen: Eine Handlung, die gemeinhin mit Wortkargheit oder sogar der Abwesenheit von Worten assoziiert wird.
Ellen, unsere junge Protagonistin, schweigt seit dem Tod ihres Vaters. Sie gibt sich selbst und ihrer Mutter Schuld an seinem Tod.
Worte und Gedanken sind jedoch nicht abwesend im Roman. Im Gegenteil. Durch Ellens Schweigen gewinnen die Vorwürfe, Ängste und Aggressionen eine Präsenz, die kaum auszuhalten ist.
Schweigen ist nicht nur Stille, sondern auch das Vermeiden einer Nachricht, die eigentlich vorhanden ist.
Die Familienkonstellation und die besondere Form der Kommunikation sind nicht einfach nur bedrückend. Der teils kindliche Blick mit den Worten einer Erwachsenen lässt sich womöglich am passendsten mit schmerzvoll und liebesuchend beschreiben.
Brutalität und Kontraste
Die Beziehungen in einer Familie sind eben sehr oft von Gegensätzen bestimmt und “Willkommen in Amerika” deckt die Brutalität dieser Kontraste schonungslos auf. Sehen wir uns zum Beispiel Ellens Verhältnis zur Mutter an.
Schönheit scheint hier ein wichtiges Thema. Es geht um Make-Up und Fassade. Aber auch um Bewunderung und Rücksicht, Frustration und Angst.
Ellens Schweigen wird skizziert als eine Aggression auf die Mutter. Es stellt einen Rückzug dar, ebenso jedoch auch eine Anklage und ein Kräfte messen.
Es geht sogar vordergründig um Macht und damit darum, Stärke zu beweisen, die immer, an jeder Stelle im Buch sogleich die Schwäche zulässt.
“Doch wenn Mama weinte. Dann stürzte die Welt ein, und nichts als das Weinen existierte mehr.”
Im Buch werden wir eines Mädchens gewahr, welches differenziert und reflektiert die Vorgänge um sie herum beschreibt, analysiert und auswertet.
Körperliche Gewalt und psychische Gewalt wechseln einander ab und bedingen sich. Der Kummer ist für Ellen und auch mich als Leserin bald kaum mehr zu ertragen.
Ellens Vater war zu Lebzeiten psychisch krank und brachte die Familie ein ums andere Mal in Gefahr.
Das Gefühl der Überlegenheit
Fast nebensächlich wird der Wohnungsbrand skizziert, der in einem Festessen mündet. Schließlich habe man überlebt. Die “helle” Familie sei nicht zu trüben, auch eine Trennung und schließlich der Tod könne daran nicht rütteln.
Psychisch fühlt sich Ellen überlegen. Wenn sie schweigt, kann niemand an sie ran. Es ist ihr Widerstand. Angst macht ihr das Körperliche.
“Wenn ich vor etwas Angst hatte, dann davor. Physische Gewalt. Der konnte ich nicht standhalten. Das war mein schwacher Punkt, und das wusste mein Bruder. Deshalb hatte er Macht über mich. Durch die anhaltende, unterschwellige Androhung von Gewalt. Jederzeit konnte er zuschlagen. Was sollte ich dann tun? Wie sollte ich das schützen, was mir gehörte, nur mir?”
Die Angst und Verzweiflung sind dem Wunsch nach Nähe sehr nah.
So beschreibt Ellen an anderer Stelle ihren einfachen Wunsch, den Bruder ganz für sich zu haben. Die Eifersucht auf die neue Freundin des Bruders kommt jedoch nur verhalten zum Ausdruck. Die Beziehung stört den Hausfrieden, der keiner ist, aber bewahrt werden muss.
Dass trotz der Anfeindungen und Verletzungen eine Form der Komplizenschaft zwischen Mutter, Bruder und Tochter bestand, kommt immer wieder zum Ausdruck.
Ellen wird so beispielsweise von ihrer Mutter zum Direktor begleitet. Dieser sucht in herablassender Art das Mädchen zu motivieren, wird von Ellen jedoch nur ignoriert und von ihrer Mutter zurechtgewiesen.
“Ellen, was meinst du? Kannst du nicken oder den Kopf schütteln? Willst du im Herbst in deiner Klasse bleiben? Ich starrte ihn weiter an. Er sollte verstehen, dass ich stärker war als er. Ich glaube, es hat keinen Sinn, dass wir weiter hier sitzen, hörte ich plötzlich Mama sagen. Ellen wird nicht mit Ihnen kommunizieren.”
Scham spielt im Bereich der Familie eine bedeutende Rolle.
Nähe und Verbundenheit aber auch. Ich möchte an dieser Stelle einen Schritt weg vom Roman und hin zu deiner persönlichen Situation.
Solltest du noch jung sein und in schwierigen Verhältnissen leben, dann mach dir bitte bewusst, dass es Hilfsangebote gibt, die du aufsuchen kannst.
Gewalt ist kein Zustand mit dem du lernen solltest umzugehen, sondern schlichtweg falsch. Unter diesem Link findest du hoffentlich eine erste Anlaufstelle.
Aber auch wenn du schon ein wenig Abstand zu den Problemen deiner Kindheit und den Verletzungen in der Familie hast, ist es manchmal gut Hilfe zu suchen.
Literatur hilft uns dabei die richtigen Worte zu finden und das Gefühl zu stärken, mit den eigenen Ängsten und Schmerzen nicht allein zu sein.
Linda Boström Knausgård ist ein bemerkenswerter Roman gelungen, der seinesgleichen sucht und sich nicht hinter dem schwedischen Autor und Exmann der Autorin verstecken muss.
Mich persönlich lässt die Lektüre nicht gleichgültig. Aber zum Schluss überwiegt nicht der Kummer, der in den Zeilen steckt, sondern die Erkenntnisse und Einblicke, die Verständnis auslösen und damit reinigend wirken.
“Aufwachsen ist keine einfache Sache.” Persönliche Entwicklung ist es auch nicht, aber Lesen im Allgemeinen und dieses Buch im Speziellen, können dabei Unterstützung bieten.
Danke, Linda Boström Knausgård, für dieses sinnstiftende Buch.
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Wenn nichts mehr geht
“Was glaubst du, warum hast du denn Magenkrebs?”
“Oh, Meningitis. Na ja, eigentlich ist es doch eine Willensfrage.”
Matt Haig, der Autor von “Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben” hat eine kleine, aber feine Liste aufgestellt. Davon, was Leute Dir sagen, wenn du depressiv bist, sie aber nie in anderen lebensbedrohlichen Situationen sagen würden.
Eine Depression ist ja auch nicht so schlimm wie Tuberkulose, denkst du jetzt?
Und schon gar nicht so lebensbedrohlich?
Du irrst dich und solltest unbedingt in Erwägung ziehen, Haigs autobiographische Auseinandersetzung mit seiner Krankheit zu lesen.
Warum schreibt man so ein Buch?
Literarisch, das muss ich einräumen, finden Matt Haig und ich mit diesem Buch nicht zueinander.
Es wird aber schnell klar, dass der Autor ein ganz pragmatisches Ziel mit seinem Werk verfolgt: Aufklärung.
Nach der Lektüre bin ich sicher, dass ich bislang nicht verstanden habe, was es bedeutet, wenn Menschen sagten, dass sie eine Depression haben.
Die Fehler im Umgang mit depressiven Menschen, die Haig beschreibt: Als hätte er mich beobachtet, um es mir jetzt unter die Nase zu reiben. Unheimlich.
Liebevolle Strenge, Ungeduld, ungefragte Ratschläge …
Ratschläge über Ratschläge. Zwar habe ich noch niemandem ins Gesicht gesagt, dass er sich jetzt mal zusammenreißen muss.
Ich habe es aber gedacht. Oft. Ich nehme mir das nicht übel. Es ist eben wie wir funktionieren.
Leistungsdenken habe ich mir nicht ausgesucht. Aber ich hinterfrage es. Reflexion ist meine Geheimwaffe. Die schlägt nichts.
Matt Haigs Buch hilft dabei. Er räumt auf mit Vorurteilen und Missverständnissen. Und er macht dabei sehr deutlich, warum das so wichtig ist.
Die Krankheit selbst ist ein Albtraum. Aber die Angst vor den Menschen, die nicht verstehen, was in dir vorgeht – das ist die Hölle.
Der ewige Druck zu funktionieren und die unsichtbare Gewalt, die dich daran hindert. Wer soll das verstehen, wenn er es nicht selbst erlebt hat?
Ich werde nicht versuchen, Matt Haigs Eindrücke hier im Einzelnen wiederzugeben. Es ist besser, gleich das Buch zu lesen. Unverfälschter.
Depressionen müssen professionell behandelt werden
An dieser Stelle möchte ich auch darauf hinweisen, dass die Lektüre eines Buches keine mittlere oder gar schwere Depression heilen kann. Wenn du jetzt akut Hilfe benötigst, bitte ich dich auf dieser Seite das für dich passende Hilfsangebot zu suchen und in Anspruch zu nehmen.
Auch ist Haigs veröffentlichte Innenschau, wie er gleich zu Anfang betont, die Niederschrift seiner eigenen, persönlichen und subjektiven Erfahrungen.
“Depression sieht für jeden anders aus. […] Aber um nützlich zu sein, muss ein Buch nicht exakt unsere eigene Erfahrung der Welt beschreiben, [….] Doch ich habe über die Jahre herausgefunden, dass es mich tröstet, von anderen Menschen zu lesen, die Verzweiflung erlitten, überlebt und überwunden haben.”
Literatur und Bücher im Allgemeinen nehmen nach Ausbruch der Krankheit eine wichtige Rolle in Haigs Leben ein.
Er schreibt, dass er sie nicht einfach konsumiert, sondern regelrecht inhaliert.
Es helfe ihm, einen psychischen Zustand hinter sich zu lassen und Bausteine für Neues zu finden. Mit diesen Bausteinen möchte er sich etwas aufbauen: “[…] etwas, das ähnlich, aber besser ist, fast das Alte, aber mit stärkeren Fundamenten und häufig mit einer besseren Sicht.”
Haig spricht mir hier aus der Seele.
Einer, der vielen Gründe, warum es sich aus Haigs Sicht zu leben lohnt, sind Bücher.
(Er nennt noch viele andere gute Gründe und lässt dabei auch andere Menschen mit Depressionen zu Wort kommen.)
“Es gibt das Klischee, dass Leute, die viel lesen, einsam sind, aber für mich waren Bücher der Weg aus der Einsamkeit heraus.”
Einsam lässt einen die Krankheit oft sein, aber mit Depression bist du sicher nicht allein.
Haig hat in seinem Buch neben vielen Zahlen und wissenschaftlichen Fakten auch eine Liste mit Namen berühmter Menschen veröffentlicht, die an Depressionen leiden oder litten.
Die Liste hat mich nicht überrascht. Zumindest nicht, was die Länge anging.
Manche Namen darauf zu finden, fand ich dann wieder doch sehr überraschend.
Jim Carrey ist mein Lieblingsschauspieler. Ich mag seine ernsten Filme, wusste aber nicht um seine Prozac-Phase.
Vielleicht hilft dieses Wissen nicht, aber es hilft zu wissen, dass Depression jeden treffen kann und du nicht schuld an deiner Krankheit bist.
“Premierminister, Präsidenten, Cricketspieler, Stückeschreiber, Boxer und die Stars aus Hollywood-Komödien.”
Ruhm und Geld mache nicht gegen psychische Probleme immun, so Haig.
obwohl und weil
Damit wäre ich auch schon beim letzten Punkt, der mir wichtig scheint.
Es geht um die kleinen Wörtchen “obwohl” und “weil”. Der Autor schreibt dazu: “Oft wird das Wort “obwohl” verwendet, wenn die Rede von psychischen Krankheiten ist. So-und-so tat das-und-das, obwohl er an Depressionen/Phobien/Zwangsstörungen/Agoraphobie/ sonst was litt.”
Mit dieser Aussage möchte uns Haig nicht nur darauf hinweisen, wie schwer es ist, auf seine Krankheit reduziert zu werden und immer alles durch die “Er/Sie ist halt krank-Brille” zu sehen und zu bewerten.
Dieses Label durchzieht viele Bereiche und trübt oft das Selbstbewusstsein von Betroffenen.
Wer möchte schon hören, “du kochst gut, obwohl du ein Mann bist”. “Wow, du trainierst echt hart und das obwohl du eine Frau bist.”
Das Wörtchen “obwohl” hat eine einschränkende Funktion und die Frage ist, ob wir solch eine Einschränkung wirklich immer akzeptieren wollen und müssen.
Haig schreibt dazu ganz klar, dass es häufig sogar ein “weil” gäbe.
Die Fähigkeit zu schreiben hat ihm erst die Depression ermöglicht. “Vorher war ich kein Schriftsteller. Die Intensität, die ich brauche – um den Dingen mit unerbittlicher Neugier und Energie auf den Grund gehen zu können -, war vorher einfach nicht da.”
Egal ob wir eine Fähigkeiten trotz, aufgrund oder völlig losgelöst von einer Krankheit, Marotte oder Schwäche haben – im Mittelpunkt steht doch immer ein Mensch und diesem gilt unser Respekt.
Wichtig ist dabei vor allem der Respekt sich selbst gegenüber.
Der ist notwendig, um helfende Maßnahmen einzuleiten.
Mit diesem Gedanken möchte ich gern schließen. Schau dir das Buch bei Amazon an und entscheide selbst, ob es für dich und in deiner gegenwärtigen Situation geeignet ist.
In jedem Fall, sei gut zu dir und keep reading!
Danke an Matt Haig, für diese mutige Auseinandersetzung mit dem Leben und der Krankheit. Viele werden davon profitieren.
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5 Gründe, warum uns Lesen zu noch besseren Freunden macht
In unseren Breiten und in den allermeisten anderen Ländern der Welt auch, heißt das: Es ist Valentinstag.
In einem ganz besonderen nordischen Land jedoch nicht.
In Finnland wird am 14.2. nicht Valentinstag, sondern Ystävänpäivä gefeiert. Mal ehrlich, wieviele Wörter mit 4 “Ä”s kennst du noch?
Zu deutsch ist das der “Tag der Freundschaft”. Das nehme ich schon seit vielen Jahren zum Anlass, Freunden an diesem Tag eine liebe Botschaft zukommen zu lassen. Die allermeisten freuen sich darüber. Nur manche reagieren erstmal skeptisch.
Die Blumenindustrie und wunderbare amerikanische Romantikkomödien haben eben schon dafür gesorgt, dass wir am 14.2. unser Single-Dasein in Frage stellen oder unser schlechtes Gewissen polieren, wenn wir nicht das nötige Geschenk für unsere bessere Hälfte bereithalten.
Lasst uns den Tag der Freundschaft feiern
Ich jedenfalls bin total dafür, den 14.2. als “Tag der Freundschaft” auch hierzulande zu etablieren und habe mich deshalb zu einem passenden Blogartikel entschieden.
Lies weiter und erfahre, was dich die Literatur über wahre Freundschaft lehren kann.
Beginnen wir mit einem Zitat aus “Ein Baum wächst in Brooklyn” von Betty Smith: “Von da an gehörte ihr mit dem Lesen die Welt. […] Die Bücher wurden ihre Freundinnen, und für jede Stimmung gab es eines. Es gab Gedichte für stille Kameradschaft. Es gab Abenteuer, wenn sie die stillen Stunden leid war. Es sollte Liebesgeschichten geben, […], und wenn sie sich jemandem nahe fühlen wollte, konnte sie auch eine Biografie lesen.”
Die meisten von uns wissen längst, dass Bücher Freunde sind.
Aber wusstest du auch, dass Literatur dich zu einem besseren Freund machen kann? Nein? Na dann pass mal auf!
#1 Gedankenlesen
Die amerikanische Schriftstellerin Siri Hustvedt hat einmal in einem Interview in der Zeit gesagt, dass sie bereits so lange mit Paul Auster verheiratet sei, dass sie ziemlich genau seine Assoziationen in Gesprächen voraussagen könne.
Ich weiß nicht genau, wievielen von uns das so auf Anhieb gelänge, aber festhalten lässt sich, dass Lesen unsere Empathie-Fähigkeit stärkt.
Wer viel liest, kann sich besser in andere hineinversetzen und dadurch verständnisvoller handeln.
In Büchern begegnen uns vielfach neue Charaktere und im Gegensatz zur Realität haben wir es hier einfacher ihre Handlungsmotive und Bedürfnisse nachzuvollziehen.
Deine sozialen Kompetenzen werden verbessert und das wirkt sich auch auf deine Freundschaften aus.
#2 Geduld und innere Ruhe
Lesen macht dich gelassener. Nein, ich meine jetzt nicht den Roman “Es” von Stephen King oder irgendeinen anderen Psychothriller, der dir das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Die meisten Romane haben einen beruhigenden Einfluss auf unser Gemüt. Studien zufolge reduziert Lesen nachweislich das Stress-Level und hat damit sogar einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit.
Es gibt wohl keine Freundschaft, die völlig ohne Konflikte und Reibung auskommt. Gut, wenn wir dann nicht immer impulsiv, abwehrend oder aufbrausend reagieren, sondern Geduld aufbringen und mit der nötigen Gelassenheit das Gespräch suchen.
#3 Wissen und Informationen
Zweimal die Woche gehe ich mit einer sehr guten Freundin joggen. Wir haben ganz unterschiedliche Trainingsziele (ich gehe das Halbmarathontraining sehr gemütlich an, sie ist die Kämpferin), aber wir nutzen die gemeinsame Zeit um uns in vielen Bereichen auszutauschen und vom gegenseitigen Wissen zu profitieren.
Mein Herz macht dann jedes Mal einen kleinen Sprung, wenn ich bei einem aktuellem Problem mit einer kleinen literarischen Anekdote dienen kann und diese auch noch gut aufgenommen wird.
Lesen macht klüger und je mehr Informationen wir haben, desto fundierter werden unsere Ratschläge. Man muss nicht gleich den “Ulysses” oder den mehrbändigen Roman “Der Mann ohne Eigenschaften” gelesen haben, um bessere Einsichten ins Leben und in die Probleme unserer Mitmenschen zu gewinnen. (Zumal ich bei letzterem auch mit dem deutlich kürzeren Graphic Novel Vorlieb genommen habe.) Lesen bildet und deine Freunde werden dich für deine kluge Unterstützung lieben.
#4 Lesen vermittelt Toleranz und Offenheit
Wer viel liest, weiß um die unzählbaren Möglichkeiten, wie eine Situation enden kann.
Wir lernen ständig Neues und werden sensibilisiert für die Unwägbarkeiten des Lebens.
Literatur hat auch eine Vermittlungsfunktion.
Novalis hat das mal so beschrieben: “Die Geschichte scheint noch uneröffnete Augen in uns zu berühren – und wir stehen in einer ganz anderen Welt, wenn wir aus ihrem Gebiet zurückkommen.”
In der Literatur lernen wir Ideen, Menschen und Gedankengut kennen, das unserem Leben bislang fremd war. Und das nicht einmalig, sondern vielfach und in immer neuen Formen und Farben.
Schlau ist, wer die eigene Neugier beim Lesen, auch auf seine zwischenmenschlichen Beziehungen überträgt.
Davon kann eine Freundschaft nur profitieren.
#5 Authentizität und Mut
Bücher haben etwas inspirierendes.
Lesen wir von mutigen, selbstbewussten Menschen, bekommen wir Lust ähnlich mutig und selbstbewusst aufzutreten.
Und es fällt uns leichter zu uns selbst und unseren kleinen Marotten zu stehen.
Ich muss dabei sofort an Bridget Jones und ihre Miederhöschen denken. Die wurde doch auch geliebt, trotz ihrer Unsicherheit und kleinen Macken.
Und vielleicht sogar genau deshalb.
Schokolade zum Frühstück und dann auch noch mit Hugh Grant oder Colin Firth im Bett landen? Die Bücher über die sympathische Tollpatschin haben mich einiges über Ansprüche und Erwartungen gelehrt.
So schafft es die Literatur, dass wir uns selbst nicht mehr arg so ernst nehmen und ein bisschen lockerer durchs Leben gehen.
Das strahlst du natürlich auch nach außen aus und deine Freunde freuen sich umso mehr über deine Gesellschaft.
In diesem Sinne wünsche ich dir einen Hyvää ystävänpäivää! (Jetzt sind es sogar schon fünf “Ä”s in einem Wort!)
Fröhlichen Freundschaftstag! Sei dir selbst ein guter Freund und gönn’ dir bald wieder ein gutes Buch!
Du hast es verdient.