5 Gründe, warum uns Lesen zu noch besseren Freunden macht
In unseren Breiten und in den allermeisten anderen Ländern der Welt auch, heißt das: Es ist Valentinstag.
In einem ganz besonderen nordischen Land jedoch nicht.
In Finnland wird am 14.2. nicht Valentinstag, sondern Ystävänpäivä gefeiert. Mal ehrlich, wieviele Wörter mit 4 “Ä”s kennst du noch?
Zu deutsch ist das der “Tag der Freundschaft”. Das nehme ich schon seit vielen Jahren zum Anlass, Freunden an diesem Tag eine liebe Botschaft zukommen zu lassen. Die allermeisten freuen sich darüber. Nur manche reagieren erstmal skeptisch.
Die Blumenindustrie und wunderbare amerikanische Romantikkomödien haben eben schon dafür gesorgt, dass wir am 14.2. unser Single-Dasein in Frage stellen oder unser schlechtes Gewissen polieren, wenn wir nicht das nötige Geschenk für unsere bessere Hälfte bereithalten.
Lasst uns den Tag der Freundschaft feiern
Ich jedenfalls bin total dafür, den 14.2. als “Tag der Freundschaft” auch hierzulande zu etablieren und habe mich deshalb zu einem passenden Blogartikel entschieden.
Lies weiter und erfahre, was dich die Literatur über wahre Freundschaft lehren kann.
Beginnen wir mit einem Zitat aus “Ein Baum wächst in Brooklyn” von Betty Smith: “Von da an gehörte ihr mit dem Lesen die Welt. […] Die Bücher wurden ihre Freundinnen, und für jede Stimmung gab es eines. Es gab Gedichte für stille Kameradschaft. Es gab Abenteuer, wenn sie die stillen Stunden leid war. Es sollte Liebesgeschichten geben, […], und wenn sie sich jemandem nahe fühlen wollte, konnte sie auch eine Biografie lesen.”
Die meisten von uns wissen längst, dass Bücher Freunde sind.
Aber wusstest du auch, dass Literatur dich zu einem besseren Freund machen kann? Nein? Na dann pass mal auf!
#1 Gedankenlesen
Die amerikanische Schriftstellerin Siri Hustvedt hat einmal in einem Interview in der Zeit gesagt, dass sie bereits so lange mit Paul Auster verheiratet sei, dass sie ziemlich genau seine Assoziationen in Gesprächen voraussagen könne.
Ich weiß nicht genau, wievielen von uns das so auf Anhieb gelänge, aber festhalten lässt sich, dass Lesen unsere Empathie-Fähigkeit stärkt.
Wer viel liest, kann sich besser in andere hineinversetzen und dadurch verständnisvoller handeln.
In Büchern begegnen uns vielfach neue Charaktere und im Gegensatz zur Realität haben wir es hier einfacher ihre Handlungsmotive und Bedürfnisse nachzuvollziehen.
Deine sozialen Kompetenzen werden verbessert und das wirkt sich auch auf deine Freundschaften aus.
#2 Geduld und innere Ruhe
Lesen macht dich gelassener. Nein, ich meine jetzt nicht den Roman “Es” von Stephen King oder irgendeinen anderen Psychothriller, der dir das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Die meisten Romane haben einen beruhigenden Einfluss auf unser Gemüt. Studien zufolge reduziert Lesen nachweislich das Stress-Level und hat damit sogar einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit.
Es gibt wohl keine Freundschaft, die völlig ohne Konflikte und Reibung auskommt. Gut, wenn wir dann nicht immer impulsiv, abwehrend oder aufbrausend reagieren, sondern Geduld aufbringen und mit der nötigen Gelassenheit das Gespräch suchen.
#3 Wissen und Informationen
Zweimal die Woche gehe ich mit einer sehr guten Freundin joggen. Wir haben ganz unterschiedliche Trainingsziele (ich gehe das Halbmarathontraining sehr gemütlich an, sie ist die Kämpferin), aber wir nutzen die gemeinsame Zeit um uns in vielen Bereichen auszutauschen und vom gegenseitigen Wissen zu profitieren.
Mein Herz macht dann jedes Mal einen kleinen Sprung, wenn ich bei einem aktuellem Problem mit einer kleinen literarischen Anekdote dienen kann und diese auch noch gut aufgenommen wird.
Lesen macht klüger und je mehr Informationen wir haben, desto fundierter werden unsere Ratschläge. Man muss nicht gleich den “Ulysses” oder den mehrbändigen Roman “Der Mann ohne Eigenschaften” gelesen haben, um bessere Einsichten ins Leben und in die Probleme unserer Mitmenschen zu gewinnen. (Zumal ich bei letzterem auch mit dem deutlich kürzeren Graphic Novel Vorlieb genommen habe.) Lesen bildet und deine Freunde werden dich für deine kluge Unterstützung lieben.
#4 Lesen vermittelt Toleranz und Offenheit
Wer viel liest, weiß um die unzählbaren Möglichkeiten, wie eine Situation enden kann.
Wir lernen ständig Neues und werden sensibilisiert für die Unwägbarkeiten des Lebens.
Literatur hat auch eine Vermittlungsfunktion.
Novalis hat das mal so beschrieben: “Die Geschichte scheint noch uneröffnete Augen in uns zu berühren – und wir stehen in einer ganz anderen Welt, wenn wir aus ihrem Gebiet zurückkommen.”
In der Literatur lernen wir Ideen, Menschen und Gedankengut kennen, das unserem Leben bislang fremd war. Und das nicht einmalig, sondern vielfach und in immer neuen Formen und Farben.
Schlau ist, wer die eigene Neugier beim Lesen, auch auf seine zwischenmenschlichen Beziehungen überträgt.
Davon kann eine Freundschaft nur profitieren.
#5 Authentizität und Mut
Bücher haben etwas inspirierendes.
Lesen wir von mutigen, selbstbewussten Menschen, bekommen wir Lust ähnlich mutig und selbstbewusst aufzutreten.
Und es fällt uns leichter zu uns selbst und unseren kleinen Marotten zu stehen.
Ich muss dabei sofort an Bridget Jones und ihre Miederhöschen denken. Die wurde doch auch geliebt, trotz ihrer Unsicherheit und kleinen Macken.
Und vielleicht sogar genau deshalb.
Schokolade zum Frühstück und dann auch noch mit Hugh Grant oder Colin Firth im Bett landen? Die Bücher über die sympathische Tollpatschin haben mich einiges über Ansprüche und Erwartungen gelehrt.
So schafft es die Literatur, dass wir uns selbst nicht mehr arg so ernst nehmen und ein bisschen lockerer durchs Leben gehen.
Das strahlst du natürlich auch nach außen aus und deine Freunde freuen sich umso mehr über deine Gesellschaft.
In diesem Sinne wünsche ich dir einen Hyvää ystävänpäivää! (Jetzt sind es sogar schon fünf “Ä”s in einem Wort!)
Fröhlichen Freundschaftstag! Sei dir selbst ein guter Freund und gönn’ dir bald wieder ein gutes Buch!
Du hast es verdient.
Höre nicht auf zu wachsen
Dieser Baum kann ein Bild für viele Vorgänge im Leben sein und wird aufgrund seiner symbolischen Bedeutung zum Beispiel manchmal am Hochzeitstag gepflanzt.
In diesem Zusammenhang steht er für Liebe, Fruchtbarkeit und Treue. Er bietet Schutz und Gastfreundschaft. Und er strahlt Ruhe und Geborgenheit aus. Wälder bieten Zuflucht und Entspannung. Der Waldspaziergang hat fast immer auch etwas meditatives.
Als ich noch klein war und auf dem Land groß geworden bin, waren Bäume allgegenwärtig. Da gab es Apfelbäume auf dem Hof, Kastanien im Dorf und hin und wieder sind wir mit der ganzen Familie zu den Ivenacker Eichen gefahren.
In diesem Park stehen über 1000 Jahre alte Eichen, die wahnsinnig dicke Stämme haben und jede für sich eine Geschichte erzählen.
Natürliches Wachstum im Hinterhof
Im Roman “Ein Baum wächst in Brooklyn” von Betty Smith kommt schnell die Vermutung auf, dass der Baum im Titel eben für unsere Hauptfigur Francie steht.
Es ist Francie, die in Brooklyn aufwächst. Sie erzählt uns von diesem Baum im Hinterhof, der den für natürliches Wachstum denkbar schlechtesten Bedingungen ausgesetzt ist.
Trotzdem wächst und gedeiht dieser Baum als wüsste er nicht, dass die Welt da draußen – außerhalb seines Hinterhofes – anderen Bäumen viel schönere Plätze zugedacht hat.
Ich habe “trotzdem” geschrieben und bin nicht sicher, ob ich damit “genau deshalb” meine. Darauf komme ich gleich nochmal zu sprechen.
Wir sind alle ein bisschen Francie
Ich möchte erstmal von Francie erzählen und davon welche Kraft und Inspiration in diesem kürzlich neu aufgelegten Roman liegt.
Wer, wie ich das getan habe, ein wenig über die Autorin Betty Smith recherchiert, wird schnell gewahr, dass es sich hier um eine fiktive Geschichte mit starken autobiographischen Elementen handelt.
Betty Smith, geboren 1896 als Elizabeth Lilian Wehner, beendete ihren ersten Roman 1943 und landete einen Bestseller. Wenige Jahre später erschien “Ein Baum wächst in Brooklyn” auch in Deutschland und wurde kürzlich neu übersetzt.
Sehr gelungen, wie ich finde. Und völlig zu recht neu aufgelegt.
Es ist ein dickes Buch und die Zeit, die ich mir dafür nehmen musste, lohnt sich.
Francie ist nicht einfach irgendein Mädchen, das sich aus ärmlichen Verhältnissen herausarbeitet und es im Leben zu etwas bringt.
Francie Nolan ist dieser Baum, der allen Hindernissen zum Trotz wächst und gedeiht und etwas erschafft, das anderen Menschen Hoffnung, Zuversicht und Geborgenheit bietet.
Dieses Buch hat mich tief berührt. Wer war diese Francie Nolan?
Im Buch finden wir folgende Aussage: “Sie war die Bücher, die sie in der Bücherei las. Sie war die Blume in der braunen Schale. Ein Teil ihres Lebens bestand aus dem Baum, der im Hinterhof üppig spross. Sie war die bitteren Streitereien, die sie mit ihrem innig geliebten Bruder hatte. Sie war Katies heimliches, verzweifeltes Weinen. Sie war die Scham ihres Vaters, wenn er betrunken nach Hause wankte.”
Ich finde es wunderbar, dass dieses Zitat mit den Büchern beginnt, die Francie Tag für Tag regelrecht aufsaugt. “Ein Baum wächst in Brooklyn” ist ein bibliophiles Werk, welches Lesen und Bildung immer wieder zum Gegenstand macht und aufzeigt, dass eben darin das Geheimnis von Erfolg liegt.
Es geht dabei nicht in erster Linie um finanziellen Erfolg – auch wenn Armut und die damit verbundenen Übel eine wichtige Rolle im Roman spielen.
Kurz nach der Geburt von Francie wendet sich ihre Mutter Katie an ihre eigene Mutter Mary.
Die Geburt war sehr qualvoll und die Sorgen um das kleine Wesen, das gerade das Licht der Welt erblickt hat, wachsen in dem Maße wie der Vater Johnny die Familie ohne schlechten Willen im Stich lässt.
Katie möchte mehr für ihre Tochter als sie selbst hatte und bittet ihre Mutter um Rat. Sparen ist der eine Rat, den sie bekommt. Sparen und irgendwann einmal ein kleines Stückchen Land kaufen, das die Kinder erben können.
Der zweite Rat wiegt schwerer. “Dann muss es jeden Tag lesen, und das ist das Geheimnis, das weiß ich.”
Es handelt sich um ein sehr bedeutendes Gespräch. Es geht an dieser Stelle im Buch um Bildung und mit ihr um Möglichkeiten. Nicht einfach weil ein Schulabschluss Türen öffnet.
Es geht um viel mehr.
Es geht darum, diese Möglichkeiten kennenzulernen, Horizonte zu erweitern und Perspektiven offen zu legen.
“Weil das Kind etwas Wertvolles braucht, was man Phantasie nennt. Das Kind braucht eine geheime Welt, in der Dinge leben, die es nie gegeben hat.”
An einer anderen Stelle im Buch erklärt Katie ihrer Tochter Francie, dass sie zwar arm sind wie alle anderen im Viertel, dass sie aber dennoch besser seien, denn sie würden die Dinge verstehen.
Hindernisse und Desillusionierungen
Mit diesen “Dingen” ist das Leben gemeint und viele Vorgänge, die unreflektierten Menschen verborgen bleiben. Ich möchte jetzt auf das “trotzdem” zurück kommen, das ich eingangs erwähnte.
Francie geht durch die harte Schule des Lebens.
Wir verfolgen ihren Weg seit der Geburt und lernen ihre Tanten (Sissy schließt man sofort in sein Herz) und den Rest der Familie kennen.
Wir ertragen alle Hindernisse und Desillusionierungen mit ihr, als wären wir dieses Mädchen, das Bücher zu ihren wahren Freunden erklärt. Der Aufbruch in ein besseres Leben vollzieht sich jedoch nicht nur trotz der Hindernisse.
Er vollzieht sich, weil Francie all diese Hindernisse erlebt hat und die Welt deshalb mit anderen Augen sieht. Den Satz ihrer Mutter “Wir können nichts anderes werden als das, was wir heute sind” straft Francie Lügen. Sie ist stark aufgrund und eben nicht nur trotz der Dinge, die sie durchgemacht hat.
Mit ihnen sind ihre Empfindungen gewachsen und ihre Motivation ihrem Leben Sinn zu verleihen.
Es ist wahrlich nicht einfach unsere ganz persönliche Angst vor den eigenen Grenzen zu überwinden.
Unsere Eltern, die Gesellschaft und wir selbst schüren Erwartungen, die tief eingesickert sind in unser Wesen und die nicht mal eben aus der Welt zu schaffen sind.
Umso wichtiger, dass es diese Kräfte gibt, die uns helfen uns zu sammeln, zu reflektieren und zu motivieren.
“Ein Baum wächst in Brooklyn” ist ein kraftvoller Roman, der dir Lust machen wird, Neues auszuprobieren, Mut zu beweisen und Dinge zu tun, die dir andere und du selbst vielleicht gar nicht zugetraut haben.
Danke, Betty Smith, für dieses grandiose und leidenschaftliche Lebenswerk.
Schau dir das Buch bei Amazon an!
Wo ist dein Platz in dieser Welt?
Das ist in der heutigen Zeit anders.

Ein verständlicher Wunsch: Eine Hand, die uns hält und trotzdem frei lässt.
Wir müssen uns jeden Tag selbst entscheiden im Meer der Möglichkeiten wo unser Platz ist. Die Suche nach der eigenen Identität beschäftigt uns alle in der ein oder anderen Lebensphase.
Die Berliner Jungautorin Julia Zange zeigt uns in ihrem Roman „Realitätsgewitter“ was es heute bedeutet nicht zu wissen, wohin mit sich.
Das Lesen dieses Buches wird dir bei deiner eigenen Suche möglicherweise keine Hilfestellung bieten. Du möchtest sicher auch gar nicht, dass dir jemand so wichtige Entscheidungen abnimmt. Erfahre in diesem Artikel, warum sich die Lektüre des Romans für dich trotzdem lohnt.
Sich nichts vorschreiben lassen
Vielleicht wollen wir nicht, dass uns jemand vorschreibt, was wir tun und lassen sollen. Aber manchmal einen Mensch an der Seite, der uns sagt, es sei okay nicht immer das Ruder in unserem Leben selbst in die Hand zu nehmen … Das wünschen wir uns hin und wieder schon.
Vor kurzem erzählte mir eine Freundin von einem bekannten Psychologen, der sich öffentlich darüber äußerte, dass heute viele Menschen mit Existenz- und Zukunftsängsten in seine Praxis kommen. Er fände das bedauerlich und überraschend, wo doch die Existenz heute kaum Risiken unterworfen sei. Wir können heute alles tun, so der Psychologe.
Marla, Julia Zanges Protagonistin in „Realitätsgewitter“, empfindet die Vielzahl der Möglichkeiten nicht als Chance. Die Angst, diesen Möglichkeiten nicht gerecht zu werden, setzt sie unter Druck. Ein abgebrochenes Studium, das unbefriedigende Praktikum, Freunde, auf die man sich nicht richtig einlässt, weil sie sich nicht auf dich einlassen.
Am nächsten ist uns immer noch das Smartphone und verstecken können wir uns hinter einer Social-Media-Selbstinszenierung, die mit dem digitalen Wahnsinn einhergeht.
Optimierung des Selbst
In dem Roman geht es auch um die bedrückende Oberflächlichkeit, die oft nicht reicht um die eigene soziale Energie genutzt zu wissen. Die freiwillig auferlegte Selbstoptimierung erzeugt einen Druck, der früher oder später in ein Leere-Gefühl münden kann. Nämlich dann, wenn mit der Optimierung des Selbst nichts erreicht wird. Oder zumindest nicht das, was wir uns einst erhofften.
Die Autorin Zange hat mit ihrer Geschichte das Leben in Zwischenstationen beleuchtet. Marla sammelt fleißig Erfahrungen (Sex, Drogen, Parties) von denen sie nicht genau sagen könnte, welche nun wichtig fürs Wachsen sind und welche retrospektiv als Ballast wahrgenommen werden.

Die Suche nach der eigenen Identität lässt uns schon mal große Reisen antreten.
Wissen zu wollen, wer man eigentlich ist.
Das Leere-Gefühl abschütteln. Wie gelingt uns das? Wissen wir einfach irgendwann woran wir sind? Wird aus der Ziel- und Orientierungslosigkeit einfach so irgendwann ein unbefristeter 40Stunden-Job und eine Kleinfamilie mit Wochenendurlauben im Spreewald? Und wer sagt uns, dass wir uns dann nicht wieder eingeengt fühlen?
Das Gefühl der Leere ist ja in vielen Fällen vorübergehend. Mit Alkohol oder anderen Substanzen darüber hinweg zu helfen, bringt meist nicht viel. Schöne Literatur wirkt an dieser Stelle schon weitaus nachhaltiger, wie ich finde.
Das Lesen tiefer, klug-recherchierter Geschichten macht es im Alltag schon mal leichter vorübergehende Missstände zu ertragen und sich selbst in seinen Handlungen zu beobachten. Das klingt kompliziert, aber lässt sich ganz einfach herunterbrechen:
Lesen fördert Achtsamkeit. Und diese Achtsamkeit überträgt sich auch auf unser Leben, unsere Bedürfnisse und Entscheidungen.
Los geht’s auf Identitätssuche
Kommen wir zurück zum Buch von Julia Zange. Es geht natürlich um die Suche nach der eigenen Identität. Im Buch wie im Leben: Manchmal reicht es nicht mehr, was wir gerade leben.
Marla: „Ich hatte mir das alles anders vorgestellt. Ich hatte eine ganz andere Vorstellung, was so ein Leben sein könnte.“ Dann will man mehr und hat gleichzeitig Angst vor dem was noch kommt oder nicht kommt. Schließlich kannst du dich auch verloren und nirgendwo zugehörig fühlen, wenn du keine Drogen nimmst oder regelmäßig Alkohol trinkst.
Manchmal wird uns einfach so alles zuviel.
Marla ist wie du und ich auf der Suche nach Freundschaften und Menschen, die uns bereichern und von denen wir gerne umgeben sind. Freundschaften sind existentieller Bestandteil unseres Glücks. Auf Garantien im Leben müssen wir verzichten: beim Job, Partnerwahl und eben auch bei Freundschaften.
Die Beliebigkeit, Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit, die Marla in Stress versetzt, kennst du die auch? Zange schreibt: „Für den Rest des Abends schweigt mein Telefon. Obwohl ich 1675 Facebook-Freunde habe.“
Neben der Identitätssuche wird auch das Thema Familie in „Realitätsgewitter“ (der Name ist Programm) unter die Lupe genommen. Als ich in einem Artikel über den Versuch einer einstweiligen Verfügung durch die Eltern von Julia Zange las, glaubte ich vorerst an eine PR-Maßnahme. Mit voranschreitender Lektüre und immer mehr Beklemmung in der Brustgegend scheint mir das nun nebensächlich. Familie prägt und formt uns und manchmal geht das gut, ganz oft – so auch bei Marla – eben nicht. Wenn du das Gefühl hast, auch noch ein paar Komplexe und Probleme aus deiner familiären Vergangenheit verarbeiten zu müssen, dann stöbere gerne mal hier.
Marla fühlt sich von ihrer Familie nicht gesehen. Ihre Mutter, vermeintliche Psychopathin, hört kaum zu: „Ich könnte ihr erzählen von all dem Schmerz in den letzten zwanzig Jahren, ich könnte ihr von der Einsamkeit, von den Albträumen, von den Bauchschmerzen, von der Hilflosigkeit, der Wut, den Schnitten, den Tränen […] der Schlaflosigkeit erzählen, es würde nichts ändern.“
Je weiter ich las, desto mehr hoffte ich am Ende doch mit etwas Zuversicht für Marla die Lektüre beenden zu können. Frau Zange lies mich nicht im Stich.

Marla fährt ans Meer, um den Kopf frei zu bekommen.
Sehnsucht und Zuversicht
Auch wenn die Angst vor falschen Entscheidungen, Türen, die geschlossen werden und dem großen Unbekannten, das sich Zukunft nennt, die Gedanken einnebelt – Hoffnung, Sehnsucht und Zuversicht weichen hoffentlich nie von deiner Seite.
Warum auch vor etwas Angst haben, das noch gar nicht eingetreten ist. Warum nicht doch mal wieder selbst das Ruder in die Hand nehmen? Lesen verleiht dazu den Mut und zeigt die Kraft in dir auf, die du für dein Leben brauchst.
Julia Zanges Buch liest sich, als hätte sie beim Schreiben nicht einmal Luft geholt. Die Lektüre war für mich ein zum Teil anstrengendes, aber lohnenswertes Abenteuer. Nicht zuletzt, weil ich Berlin als Schauplatz für Geschichten immer sehr nice finde.
Egal ob du jetzt zur Generation x, y, z gehörst (ist das Teil unserer Identität?) – „Realitätsgewitter“ regt zum Nachdenken an und lenkt auch schon mal von den eigenen Unzulänglichkeiten ab. Viel Spaß beim Lesen.
Schau dir das Buch bei Amazon an!
Krankheit verstehen und den Schmerz aussprechen
So schwer wie das Schreiben dieses Artikels fiel mir auch die Lektüre des Buches. Und nein – das spricht nicht gegen das Buch. Es bedeutet einfach, dass es hier um ein sehr schwieriges Thema geht und ich diesem gerecht werden möchte. Und dem Buch natürlich.
Es geht um Krebs und das Leben mit der Diagnose. Warum es in so einer schwierigen Lebensphase gut für dich ist, ein Buch zu lesen und warum vielleicht „Halt auf Verlangen“ das richtige dafür ist, erfährst du in diesem Artikel.
Nachdenken und reflektieren
Bücher sind so individuell wie ihre Leserinnen und Leser und die dazugehörigen Leseintensionen. Es gibt Phasen da wünschen wir uns Wohlfühllektüre. Vielleicht für diese regnerischen Tage an denen eine Decke, eine Tasse Tee und ein Buch genau das richtige sind. Moodboosting sagt man auch dazu. Die Laune beispielsweise durch Lesen heben.
Aber immer ist uns nicht danach den Blick nur auf das Positive zu lenken. Es gibt auch Tage und vielleicht Themen, die halten uns zum Nachdenken an, zum Reflektieren und zur tiefen Beschäftigung mit uns selbst und dem was uns gerade in Atem hält.
Die Krankheit Krebs ist immer Auslöser für eine neue Perspektive auf das Leben. Solch eine weitreichende Diagnose zu bekommen, lässt uns fragen, was es bedeutet am Leben zu sein und manchmal auch, wie lange wir noch Gelegenheit haben, am Geschehen um uns herum teilzunehmen.
Ich habe einige Erfahrungsberichte im Internet gelesen und bin auf einen Beitrag gestoßen, der kritisierte, dass oft im Gespräch über die Krankheit, nicht genug Raum für Ängste sei. Also dafür auch mal offen über das Unheil zu sprechen, dass der Krebs mit sich brächte.
„Halt auf Verlangen“ ist ein Buch, welches den Ängsten, dem Schmerz und der Tragik einer lebensgefährlichen Krankheit Raum gibt. Der Raum entsteht durch Worte und Worte sind es oft, die bei schwierigen Themen fehlen. Nicht immer ist es eine bewusste Tabuisierung, die zum Schweigen führt. Manchmal wissen wir auch nicht, was wir sagen sollen und wie wir etwas benennen können.
Literatur macht das Unsagbare sagbar, so Ilse Orth, eine der Begründerinnen der deutschsprachigen Bibliotherapie.
Um Worte und darum, die richtigen für das Falsche zu finden, geht es auch im Roman von Urs Faes. Ein langer Buchanfang ließ offen, wohin der Autor mit seinen Beobachtungen möchte und dann ganz plötzlich fand ich mich in einer detaillierten Beschreibung der Nebenwirkungen eines Krebsmedikamentes wieder.
Spätestens an der Stelle wurde mir klar, dass es hier eben nicht um eine „Feel-Good-Mentalität“ geht. Kein „Halte durch und alles wird gut“. Und das wurde auch auf den späteren Seiten des Buches nicht besser. Harter Tobak, würde ich sagen. Ein Buch, dass ich nicht allen bedingungslos empfehlen kann.
Ein Buch muss zu dir passen
Letztlich passt kein Buch zu jeder Leserin und jedem Leser und vielleicht bist du trotzdem neugierig, wie dir ein schwieriges Buch in einer noch viel schwierigeren Lebensphase weiterhelfen kann. Dann lies gerne weiter.
„Jeder Atemzug ist kostbar. Leben.“
Der Autor, der in „Halt auf Verlangen“ seinen eigenen Kampf mit dem Krebs reflektiert und thematisiert, berichtet von einem für Krebskranke ganz typischen Verhalten: das Leben im Moment und das Fehlen von Plänen für die Zukunft.
Das klingt dann zum Beispiel so bei Faes: „Einer, der sich zusah, wie er sich ängstlich durch die Straßen bewegte, langsam, als suche er etwas, das ihm abhandengekommen war, etwas, das er damals in Berlin noch besessen hatte? Was war ihm abhandengekommen? Das alltägliche Leben, die Gewöhnlichkeit, das Recht zu leben?“
Das besonders letzteres nicht zutrifft, wird deutlich, wenn wir in Faes‘ Gedankenwelt eintauchen. Die Krankheit, die Therapie, Ärzte und Krankenschwestern: all das bildet den Rahmen und stellt die Bedingungen.
Aber der Kern sind Erinnerungen und das Nachdenken darüber, was denn sein Leben bis zu diesem Zeitpunkt ausgemacht habe. Das Nachdenken über Liebe, über Familie und über Lebenswünsche.
Mit einer stillen Kraft, die das gesamte Buch durchzieht, wird in diesem Roman eine sehr menschliche Innenschau betrieben, die keine Scheu vor Melancholie, Reue und Enttäuschung zeigt. Das liest sich auch mal schwerfällig, aber die Worte sind wohl gewählt und keinesfalls dem Zufall oder gar dem Frust entsprungen. Bewusstheit siegt jedoch auch hier über Kontrolle.
Trotz allem kann unser Protagonist noch lächeln und gerade die kleinen Dinge gewinnen in seinem Leben wieder an Bedeutung.
Auch wenn das Buch in unserem Jahrhundert spielt, in einer Zeit in der unsere Aufmerksamkeit zu großen Teilen dem Smartphone gilt, erhalten wir den Eindruck in eine andere Zeit versetzt zu sein. Nicht zuletzt die Rückblicke auf eine zugegebenermaßen mühsame und auch schmerzhafte Vergangenheit steuern zu diesem Eindruck bei.
Es ist ein trauriges Buch. Keine Frage. Und es ist ein literarisches Werk, das dem Wunsch dem Leben schreibend zu begegnen entsprungen ist.
Worte spielen eine ganz wichtige Rolle und bilden ein immerwiederkehrendes Motiv: „Und du wehrst dich mit Worten gegen das Entschwinden deines Lebens, als könntest du aufhalten, was sich verlieren will. Kannst du? Glaubst du, du kannst? Mit Worten gegen lähmende Angst, Verzweiflung? Gegen Dosen und Diagnosen?“
Was folgt auf die Krebsdiagnose? Krankenhausaufenthalte, Chemotherapie, Arztbesuche, Verzweiflung, Hoffnung? . . .
Auseinandersetzung!
Urs Faes hat erkannt, dass das Schreiben dem Wahnsinn und der Angst begegnen kann und vielleicht liest du dieses Buch und merkst, dass du von all dem was dich eh schon so stark beherrscht, nicht noch mehr lesen und hören möchtest. Vielleicht liest du aber auch das Buch und lässt dich inspirieren selbst zu schreiben, weil du erfahren hast, dass es Worte gibt, die dein Leid beschreiben können und dass in dem Schreiben und Mitteilen wahrer Trost, Halt und Zuflucht liegt. Im Blog werde ich bald einen Artikel zur Poesietherapie veröffentlichen: dabei geht es darum, wie selber schreiben, in einer schwierigen Situation helfen kann.
Was für dich das richtige ist, das weisst nur du. Schau dir das Buch zum Beispiel mal bei Amazon an und entscheide dann ob es dich weiterbringt und dir helfen kann. Schreib mich gerne an, wenn du Fragen dazu hast oder eine Beratung möchtest.
In jedem Fall wünsche ich dir, dass du Worte findest, denn das Sprechen und auch das Lesen helfen. Mit der Diagnose Krebs kannst du dich sehr allein fühlen und Bücher helfen oft gegen die Einsamkeit.
Schau dir das Buch bei Amazon an!
Das willst du wirklich
Kennst du das auch, dass du tagsüber ein paar schöne Eindrücke bekommst, aber das worüber du abends grübelst, das ist die eine negative Sache, die du erlebt hast?
Ganz normal.
Dem sind wir nun ausgeliefert. Das heißt aber nicht, dass du deine Konzentration auf die schönen Dinge im Leben nicht trainieren könntest. Ein bisschen Achtsamkeit und vielleicht das ein oder andere schöne Buch können da bestimmt weiterhelfen.
Existenzsorgen sind uns quasi eingepflanzt.
Interessant ist, dass ganze Nationen sich in ihren Mustern ähneln. Deutschen wird beispielsweise nachgesagt weniger leichtfüßig aufzutreten als Italiener. Stereotype? Vielleicht ein wenig. Vielleicht ist aber auch ein bisschen was dran. Zumindest lässt sich festhalten, dass die meisten von uns einen Plan lieber noch einmal und noch einmal durchdenken, die Vor- und Nachteile abwägen, bevor wir eine Entscheidung treffen. Und meistens entscheiden wir uns dann zugunsten von Stabilität und Existenzsicherung.
Dass wir in einer Zeit leben, in der wir uns weit weniger sorgen müssten, als wir tatsächlich tun, habe ich ja bereits in einem anderen Artikel beschrieben. Selbstverwirklichung ist ein viel gegoogelter Begriff und trotzdem ist es manchmal gar nicht so einfach seinem Herzen zu folgen. Wer nun Inspiration in der Literatur sucht, wird schnell fündig. Ich würde sagen, dass es in sehr vielen Büchern um Menschen geht, die genau das tun: den eigenen Weg gehen.
Autorinnen und Autoren haben wahrscheinlich dank ihrer Auffassungsgabe und Menschenkenntnis ein ganz besonderes Gespür dafür, Ängste, Sorgen und Sehnsüchte der Menschen zu analysieren und zu beschreiben.
In diesem Artikel soll es um ein Buch gehen, welches vermutlich eher die weibliche Leserschaft von Literaturpower anspricht: “Das Glück der fast perfekten Tage” von Fioly Bocca. Grundsätzlich halte ich nicht viel von Geschlechtertrennung bei der Literaturauswahl, aber wenn ich so überlege ob ich dieses Buch eher einem lieben Freund oder einer lieben Freundin schenken würde, dann fiele meine Entscheidung recht deutlich auf letzteres.
Leidenschaft und Selbstverwirklichung
“Das Glück der fast perfekten Tage” spielt in Italien und die Autorin ist Italienerin. Die Sorgenfülle unserer Protagonistin Anita mutet mir recht deutsch an, womit meine These von oben vielleicht widerlegt ist. Anita hat es nicht leicht. Ihr Job erfüllt weder sie noch ihren Geldbeutel, ihr Freund ist oft abgelenkt, die Beziehung muss ohne Leidenschaft auskommen und Anitas Mutter ist im Endstadium ihrer Krebserkrankung.
Die Beziehung zu ihrer Mutter spielt eine wichtige Rolle im Roman und bestimmt die Grundstimmung der Lektüre.
Ich habe diesen sanften und sehr ruhigen Roman bewusst für das Thema Selbstverwirklichung gewählt, weil ich glaube, dass der Buchmarkt schon dermaßen überflutet ist mit Motivationsratgebern, dass eine stille, unaufdringliche Geschichte nochmal auf anderen Ebenen berühren und nachdenklich stimmen kann.
Anita leidet sehr unter der Krankheit ihrer Mutter. Indem sie dieser in täglichen Emails eine heile Welt vortäuscht, wird ihr nur immer mehr bewusst, wie trübsinnig und verfahren ihre Beziehung im Speziellen und ihr Leben im Allgemeinen sind.
Für mich als Leserin hat die Krankheit der Mutter zudem einen kontrastierenden Effekt: Die Vergänglichkeit des Lebens wird vor Augen geführt und damit die Zeit, die uns bleibt noch wertvoller.
Anita lernt im Zug den Kinderbuchautoren Arun kennen. Die Begegnung bleibt nicht ohne Folgen. Die neue Bekanntschaft scheint in ihr etwas aufzuwecken, was sie längst nicht mehr an sich selbst wahrgenommen und wertgeschätzt hatte: “Die Lust zu erzählen, zuzuhören, tiefer zu schürfen, ist so groß, dass ich gar nicht bemerke, wie heiß das Telefon an meinem Ohr wird und dass der Abend in die dunkle Nacht übergeht.”
Arun schafft es Anita mit seinen Worten und seinem Handeln in besonderer Weise zu überraschen. Es stellt sich heraus, dass es diese Impulse waren, die Anita brauchte um ihrem längst eingefahrenem Trott ein Ende zu setzen.
Ich muss an dieser Stelle vielleicht einräumen, dass mich im Buch die ein oder anderen Längen störten und auch die Handlungsstränge hier und da konstruiert wirkten. Vieles andere – nicht zuletzt der nahezu poetisch-rührende Schreibstil – machten die Lektüre des Buches trotzdem zu einer angenehmen Beschäftigung. Schön fand ich die besondere Hervorhebung von Vornamen und ihren Bedeutungen. Die Kollegin Angela (von angelus, der Bote) ist dann nicht zufällig immer wieder die Überbringerin wichtiger Nachrichten.
“Könnte die Zukunft mich anrufen, so hätte sie mir alle Fragen beantworten können, aber ich weiß, dass ich diese Antworten auf meiner Reise selbst finden muss.” Anita reflektiert immer mal wieder, was die Zukunft oder auch das Schicksal ihr mitteilen würden, wenn diese es könnten. Damit wird die Tatsache betont, dass es immer Dinge gibt, die uns zurückhalten.
Mit ein bisschen mehr Weitsicht, Gelassenheit und Zuversicht gestehen wir uns womöglich etwas mehr von dem Luxus zu, der sich Selbstverwirklichung nennt.
Was ist Selbstverwirklichung überhaupt
Ich habe vorhin mal kurz meinen Bruder gefragt, was er denn mit Selbstverwirklichung verbinde: “Schwierig…hmmm…kann ich dir grad auf Anhieb nichts sagen….ich denk grad nur in Klischees.”
Bei meiner Recherche fand ich es wirklich verwunderlich, wie schwer wir Menschen uns mit Themen wie persönliche Freiheit, Entwicklung und Verwirklichung unserer Träume tun.
Man könnte meinen wir leben in einer Erlebnisgesellschaft, aber dann auch eigentlich wieder nicht. Wir “gönnen” uns Reisen, Gadgets und teure Konzertkarten, aber wenn es darum geht individuelle Entscheidungen zu treffen, die den Verlauf des weiteren Lebensweg bestimmen, sind wir weniger großzügig mit uns selbst.
Ich habe ja eine Vorliebe für Motivationssprüche und kürzlich las ich irgendwo, dass uns interessante Dinge passieren, wenn wir interessante Dinge tun. Anita geht diesen Weg und sammelt ihren Mut zusammen, um ihrem Leben wieder mehr Freude und Spannung zu geben.
Liebe, Beziehung und Nähe umfassen nur einen Bereich von vielen in denen wir Mut brauchen, um uns und unsere Muster zu ändern. Um diesen Mut zu finden hilft schon mal die Inspiration eines schönen Buches.
Schau dir auf jeden Fall “Das Glück der fast perfekten Tage” bei Amazon an. Viel Spaß beim Lesen!
Schau dir das Buch bei Amazon an!
Wie fühlt sich eine Scheidung an?
Jan Fleischhauer zieht in seinem Roman „Alles ist besser als noch ein Tag mit dir“ Bilanz über die schlimmste Krise seines Lebens: seine Scheidung.
Darin schreibt er rückblickend: „Wenn ich noch einmal vor den Scherben meiner Ehe stünde, würde ich jemanden engagieren, der mir den ganzen Tag zuruft, was für ein liebenswerter Mensch ich sei.“
Am liebsten würde ich meinen Kumpel aufs Sofa zerren und ihm jeden einzelnen Satz aus diesem Buch laut vorlesen. (Das Hörbuch ist noch nicht auf dem Markt.)
Wie dieses Buch dir bei deiner Trennung oder Scheidung helfen kann, erfährst du in diesem Artikel.
„Liebe macht mehr Vergnügen als die Ehe. Romane sind auch unterhaltender als die Geschichte.“
So schrieb im 18.Jahrhundert Nicolas Chamfort. Ich mag ja die Franzosen und ihre Literatur. Sie ist oft klug und witzig, allzuoft aber auch zynisch. Naja. Bis mal ein Buch von Michel Houellebecq oder Frederic Beigbeder Einzug in Literaturpower hält ist es noch ein weiter Weg. Dann doch lieber der deutsche Spiegeljournalist und Autor Jan Fleischhauer. Der schreibt auch klug und witzig und auch ein bisschen ironisch. Aber den Zynismus, den hat er trotz Lebenskrise „Scheidung“ und der daraus resultierenden mittelschweren Depression ausgeklammert.
Ich danke ihm ganz ehrlich und herzlich dafür, denn so kann ich sein Buch „Alles ist besser als noch ein Tag mit dir“ wirklich mit gutem und reinem Gewissen empfehlen, wenn du:
- Gerade von einer Scheidung oder schweren Trennung betroffen bist, egal ob Frau oder Mann
- Nicht mehr betroffen bist aber diese noch nicht bewältigt hast
- Ein Scheidungskind bist und deine Eltern etwas besser verstehen möchtest
Wut, Frust, Enttäuschung
Nachdem ich ein Buch über Krebs gelesen und rezensiert hatte und allerlei Recherchen online und offline zu diesem Thema angestellt hatte, griff ich mit etwas Dankbarkeit zum autobiographischen Roman von Jan Fleischhauer. Die erste Lektüre versprach mehr Humor und Gelassenheit als die lebensbedrohliche Krankheit Krebs und ich freute mich bereits auf die Rezension des Buches.
Dann landete ich im Internet und in Foren bei Erfahrungsberichten betroffener Frauen und Männer.
Wut, Frust, Enttäuschung … Wahnsinnig viel Wut und Frust und Enttäuschung.
Womit hatte ich gerechnet? Damit nicht. Ich flüchtete mich schnell zurück ins Buch und das half. Ich empfahl es auch gleich meinem Kumpel. Vielleicht wird er es lesen. Vielleicht nicht. Aber wenn DU klug bist und dir in diesen harten Zeiten etwas Gutes tun willst. Dann hol dir dieses Buch und lies es.
Fleischhauer kann schreiben. Das ist schon seit einigen Jahrzehnten sein Beruf und es macht Spaß seinen Gedanken zu folgen und sich ein wenig auf sein Selbstmitleid einzulassen: „Die Gewissheit, nicht allein zu stehen, spendet Trost. Wenn es anderen genauso geht wie einem selber, kann man sich sagen, dass man nicht der einzige Trottel ist, dessen Welt gerade in Scherben fällt.“ Nur ein paar Zeilen später betont er dann, dass er ein lausiger Kandidat für Selbsthilfegruppen gewesen wäre, weil ihm die Erkenntnis nicht allein zu sein nicht unbedingt weiter half.
Ich glaube ja, dass wir uns das hin und wieder gerne einreden, dass dies oder jenes nicht weitergeholfen hat und wir uns weiterhin im gleichen Elend suhlen, wie vor der vielversprechenden Maßnahme. Aber der Pessimismus, den Fleischhauer an den Tag legt ist durchaus ein humorvoller und das ist doch schon eine herausragende Leistung.
Kannst du deine Trennung oder Scheidung mit Humor nehmen? Amüsiert sie dich?
Nein? Dann geht es dir wie den meisten.
Doch? Na dann freu ich mich aufrichtig für dich und deine innere Stärke. Schenk dieses Buch jemandem von dem du denkst, dass er oder sie es schwerer hat als du. Vielleicht deinem Expartner.
Hab ich alles vermasselt?
Warum werde ich die ganze Zeit missverstanden? Wie ertrage ich die finanzielle Belastung? Wie ertrage ich das ganze emotionale Chaos?
Bei einer Trennung geht es um eine sehr besondere Form der Verletzlichkeit. Vielleicht kennt dich niemand so gut wie dein Expartner oder deine Expartnerin und die wissen dann auch sehr gut wo es weh tut. Manche nutzen das aus.
Im Grunde kann kaum jemand so gut deine Lage verstehen wie jemand der sie selber erlebt hat. Fleischhauer vergleicht die Situation mal eben mit dem Fall der Mauer und wie er ihn vorher und hinterher erlebte: „Es war ein großes Abenteuer, anders lässt es sich nicht sagen. Heute weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn alles, worauf man sich verlassen hat, über Nacht nichts mehr gilt.“
Sein Roman ist zweifellos eine Liebesgeschichte. Wir erfahren viel über Jans Liebe zu Ella und auch ein bisschen über seine in Liebe gezeugten Töchter. Dass es um Liebe geht und ihr Ende, das macht es ja wohl auch immer so schwer.
Im Grunde geht mit jeder Trennung auch eine Entliebungsgeschichte einher. Denn die Trennung oder die Scheidung – das ist das „Danach“: Ein Rückblick, der nicht ohne Reue und Enttäuschung auskommen kann. Erst allmählich – und das braucht Zeit – ist die Trennung auch ein „Davor“ und diesem „Davor“ gehen eine ganze Menge Scherben voraus.
Irgendwann steht da der Neuanfang. Ob der fair und gerecht geregelt wird? Lohnt es sich wieder zu heiraten? Kann ich wieder lieben und vertrauen?
Damit das Trauma nicht anhält, musst du die richtigen Entscheidungen treffen und auf dich selbst achten. Und heute gibt es viele Möglichkeiten. Sogar schon für die Trennungsphase ist gesorgt: Mediatoren, Trennungstherapien, …
Du kannst aber auch damit anfangen dir klar zumachen, dass du nicht allein bist mit deiner Verzweiflung und deinen Gefühlen. Das Buch hat der Autor aus sicherer Entfernung geschrieben und vielleicht hast du diese im Moment nicht. Umso wichtiger ist es, deinen Kopf aus dem Sand zu buddeln und dir Unterstützung zu suchen.
Ein gutes Buch bietet sehr viel Unterstützung und dieses hier hat Herz und Verstand. Jan Fleischhauer sagt dir nicht, dass alles schnell viel besser wird. Ich bin aber zuversichtlich dass dir die richtige Lektüre helfen wird, zu verstehen, dass das jetzt noch nicht das Ende der Welt ist. Eine Menge von dem Ballast, den du gerade mit dir trägst, wirst du im Laufe des Romans ablegen können. Dabei wünsche ich dir viel Spaß und für alles andere Mut, Kraft und Durchhaltevermögen!
Schau dir das Buch bei Amazon an!
Kann Lesen dich glücklicher machen?
Kann Lesen dich glücklicher machen?

Kann Lesen dich glücklicher machen?
Und ob. Keine Frage. Definitiv.
Woher ich das weiss?
Ich hab es ausprobiert. Und viele, wirklich sehr sehr viele Menschen auch.
Aber es geht dir ja hier um dich und nicht um andere … wie kann lesen dich glücklicher machen? Das möchtest du doch eigentlich wissen, oder?
Wie und überhaupt … all das erfährst du hier von mir.
Lies einfach weiter und erfahre wie auch du glücklicher mit Büchern wirst.
Ich sitze jetzt in einem kleinen Buchladen in Neukölln wenn ich diese Zeilen schreibe. Raum B. Ein Buchladen mit Café und sanften Klavierklängen.
Allein hier zu sitzen zwischen all den französisch-, englisch- und deutschsprachigen Büchern macht mich schon glücklicher. Glücklicher als ich noch vorhin war, zu Hause vorm Schreibtisch mit Aufgaben, auf die ich keine Lust hatte.
Du hast bestimmt schon mal gehört, Lesen erweitere deinen Horizont. Ja. Das tut es.
Aber was hast du davon und was hat das mit Glück zu tun?
Ich versuche es mal so zu erklären: Beim Lesen erfährst du viel über Menschen und deren Lebenskonzepte. Oder über Orte und deren Besonderheiten. Über Charaktereigenschaften, Essgewohnheiten und Landschaftsarchitektur. Im Grunde sind das alles Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten und du erfährst beim Lesen, dass deine Welt nicht nur unter einer kleinen Käseglocke stattfindet, sondern du Teil von etwas ganz Großem bist. Macht allein das nicht schon glücklicher?
Mich zumindest macht es sehr froh immer wieder zu erfahren, wie vielfältig, bunt, verrückt und kreativ das Leben ist. Ich lese gerne von Figuren, die sich selber Steine in den Weg rollen, nur um dann drüber zu stolpern und hinterher wieder aufzustehen. Ich hege mehr Sympathie für die Menschen in der U-Bahn, wenn ich mir vorstellen kann, wie sie vielleicht ticken, welche Ängste und Hoffnungen sie haben und wie sie ihren ganz persönlichen Alltag gestalten.
Du bist beim Lesen einer Vielzahl an Chancen, Alternativen und Aussichten ausgesetzt.
Und du hast vor allem Zeit sie alle ganz genau zu studieren, zu beobachten und in Ruhe kennenzulernen. Die Seiten eines Buches sind so geduldig wie du dir nur wünschen kannst. (Ja wirklich und mit den Verspätungsgebühren finanziere ich schlechten Gewissens die lokale Stadtteilbibliothek.)
Ein Buch zu lesen ist in meinen Augen keine Flucht und kein Abwenden vom Leben und der Realität. So wie ich Literatur verstehe, ist es eine intensive Auseinandersetzung mit dir und deiner Welt.
Das Lesen generiert Bilder im Kopf für die Youtubevideos und Netflixserien keinen Raum lassen. Ich LIEBE Netflix! Aber ich liebe es auch mich in diese literarischen Geschichten zurückzuziehen, die besondere Menschen für dich und mich verfasst haben.
Lesen erlaubt dir eine Einsamkeit ohne einsam zu sein.
Du trittst in einen Dialog mit dem Buch. Es verrät dir, NUR dir, seine Geheimnisse und du verrätst ihm welche von deinen. Denn vertrau mir, was du liest, wird kein zweiter lesen und was du dem Buch gibst, kann keine andere ihm geben.
Das klingt dir zu pathetisch? Macht garnichts. Wenn du gerne liest oder das Lesen gerade für dich entdeckst, dann hat das nicht unbedingt etwas mit Weltflucht oder Gefühlsduselei zu tun (und wenn eines der Dinge für dich zutrifft, dann ist das auch völlig okay). Lesen ist einfach ein Eintauchen und Kennenlernen dessen was denkbar ist.
Du darfst selber wählen, was du lesen möchtest und entscheiden ob dir ein Roman gut tut, dich vielleicht schlauer und reicher macht. Wissen ist bekanntlich Macht und über ein gutes Buch mit Freunden reden zu können erhöht nicht nur ganz konkret dein aktuelles Glücksempfinden sondern auch dein Selbstwertgefühl.
Denn Lesen ist nach wie vor eine Kulturtechnik, die in unserem Denken tief als eine bereichernde, bildende und damit statuserhöhende Tätigkeit verankert ist.
Lesen lässt deine Augen strahlen und deine Mundwinkel zucken wenn du ein paar erfüllenden, klugen, witzigen oder tiefschürfenden Zeilen gefolgt bist. Auf manche Zeilen reagieren wir alle berührt, andere wiederum sind nur für dich!
Nachweislich sind Menschen, die gerne lesen, sogar resilienter, denn Konflikte haben sie im Buch schon hundertfach durchlebt. Und sie sind gelassener. Denn Lesen beruhigt. Der Signalaustausch verschiedener Hirnregionen wird verbessert. Du kannst Probleme und Sorgen besser beiseite schieben und dem roten Faden (so es denn einen gibt) der Geschichte folgen.
Zum Meditieren bin ich oft zu faul oder zu angespannt oder zu angestrengt. Aber Lesen geht immer und es holt mich auch immer runter. Je nach Wahl des Buches kann ich sogar meine Stimmung ganz gezielt lenken und beeinflussen. Von Musik kennst du das bestimmt schon, oder?
Die Charaktere, über die ich heute lese, werden mir morgen wieder einfallen.
Manchmal macht das traurig oder ärgerlich oder angsterfüllt. Auf jeden Fall fällt es uns oft leichter Emotionen zuzulassen, wenn sie einer Geschichte entspringen, die wir für fiktiv halten. Eigenes verdrängen wir lieber. Das ist schade, aber oft, wirklich oft Tatsache.
Die Konfrontation mit einem Konflikt, unangenehme Reibung in einem Buch verfolgen wir gelöster als den eigenen Sorgen, wobei der Effekt des sozialen Lernens beim Lesen nicht getrübt wird. Vielmehr stärkt sich deine Empathiefähigkeit, denn du hast tiefer in fremde Seelen gelesen als dir dein Nachbar freiwillig von sich erzählen würde.
Nun lässt sich natürlich streiten was Glück ist und die griechischen Philosophen beispielsweise haben viel darüber gestritten, ob Glück dem Dummen oder dem Erleuchteten zuteil wird.
Was Glück genau bedeutet, entscheidet jede und jeder für sich, aber Lesen, da habe ich keinen Zweifel – das macht uns glücklicher. Manchmal auch nur weil es vielleicht unsere festgefahrenen Konzepte ein wenig aufrüttelt und neu zusammenwürfelt.
Na und nicht zuletzt – und auch das wird heute immer wichtiger: Lesen entspannt deine Augen im Gegensatz zum Licht deines Smartphones. Während Letzteres dich abends vielleicht vom Einschlafen abhält, schafft die tägliche Abendlektüre im Bett eine Routine und Struktur, die tiefen und erholsamen Schlaf ermöglicht. Süße Träume wünsch ich dir! Lies dein Leben bunter und schöner! Wie? Na schau doch einfach mal hier vorbei:
Jetzt konzentrier dich doch endlich mal!
Du vielleicht?
Dann kann es schon manchmal passieren, dass du den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst, den dritten Schritt vor den ersten machst und dabei dann schnell mal die Spur verlierst.
Die Autorin Mina Teichert hat ein Buch über ihre eigenen Erfahrungen mit ADS geschrieben: „Neben der Spur, aber auf dem Weg“.
Lies weiter und erfahre, wie dir die Lektüre auf deinem ganz persönlichen Weg helfen kann.
„Warum ADS und ADHS nicht das Ende der Welt sind“, so steht es im Untertitel dieser thematischen und gutgelaunten Autobiographie. Auf dem Buchrücken dann sogar: „Ein beeindruckend positiver Blick auf das Leben – für alle, die auch ab und an etwas neben der Spur sind!“
Mit Fokus auf die Stärken
Das kommt beinahe etwas abgedroschen daher, ist es aber nicht. Eigentlich ist es sogar schade, dass im Internet und anderen Medien ein überwiegend negatives Bild dieser „Störung“ vermittelt wird und dabei der Blick auf die Stärken von Menschen mit ADS und ADHS oft auf der Strecke bleibt.
Umso erfrischender ist es, ein Buch zu lesen, welches den auftretenden Herausforderungen (und ja, auch Probleme), mit dem nötigen Humor, Geduld und Gelassenheit begegnet. Mina Teichert ist das mit „Neben der Spur, aber auf dem Weg“ gelungen. Sie hat ein quirliges, lebhaftes und freches Buch geschrieben und ich bin mir sicher, dass du aus dieser Lektüre viel Mut und Zuversicht ziehen kannst. Optimismus ist definitiv eine der Stärken der Autorin und damit wird sie ihrer Zunft wohl gerecht. Denn Menschen mit ADS und ADHS wird nachgesagt besonders kreativ und sozial zu sein, ein hohes Maß an Empathie zu besitzen und großen Wert auf Gerechtigkeit zu legen. Vielleicht hab ich ja doch ADS? Ähm… Spaß beiseite.
Nun, wenn du das so liest – das sind doch lauter positive Eigenschaften. Wo liegt denn dann eigentlich das Problem?
Den eigenen Weg finden
Schon in der Kindheit und Jugend erleben betroffene Menschen vorwiegend negative Reaktionen auf ihr Verhalten. Lehrerinnen und Lehrer sind überfordert, weil eben nicht nur die kleine Mina im Klassenraum sitzt, sondern vielleicht noch vierundzwanzig andere Individualisten. Ähnliches gilt für viele andere Erwachsene und natürlich auch Kinder, die dein spezielles Verhalten nicht einordnen können und entnervt reagieren.
Spiele und Aufgaben, die man dir zugewiesen hat, stressten dich anstatt zu beschäftigen. Viele Misserfolge, Zurückweisungen und Enttäuschungen waren die Konsequenz und haben deinen Selbstwert bis ins Erwachsenenalter geprägt.
Wer häufig nicht verstanden wird, entwickelt womöglich sogar ein gestörtes Sozialverhalten.
In den letzten Jahrzehnten ist zum Glück in der Forschung schon ein bisschen was passiert. Kinder werden aufmerksam (mal mehr mal weniger) beobachtet und hoffentlich fachkundig diagnostiziert. Für manche ist aber dieser Zug schon abgefahren und jetzt erst erhältst du Gelegenheit, dich mit dem Thema und deiner speziellen Herausforderung auseinanderzusetzen. Und das nachdem du möglicherweise viele Hürden im Berufsleben nehmen musstest und bei deinen Mitmenschen auf wenig Verständnis gestoßen bist. Frau Teichert beschreibt diesen Missstand folgendermaßen: „…irgendwie auch saukomisch, wenn man bedenkt, dass die Evolution dem Menschen als Basisausstattung einen Blinddarm mitgibt und dann an solchen wichtigen Features wie Empathie spart.“
Wenn du jetzt denkst, dass Kindsein ja sowieso viel besser ist – denn da wird noch gespielt und gelacht und getobt und alles läuft viel entspannter ab – dann denk auch darüber nach: Erwachsene können ihren Lebensraum freier gestalten als Kinder. Bestimmt gibt es eine Vielzahl an Berufen, die aufgrund deiner Besonderheit nicht zu dir passen, aber dafür gibt es auch sehr viele tolle Wege im Leben, die du gehen kannst. Selbstbestimmt und unabhängig. Zumindest doch unabhängiger als die meisten Kinder, die einer Schulpflicht unterliegen und der Launenhaftigkeit ihrer Pädagoginnen und Pädagogen unterworfen sind.
„Mein Bruder hatte als Kind eine Duracell im Arsch.“, schreibt Teichert über ihr kleines Geschwisterchen. Typischer ADHS-ler, der mit seinem Verhalten bestimmt nicht nur auf Wohlwollen gestoßen ist. Dass Mina selbst erst mit Mitte Zwanzig mit ADS diagnostiziert wurde und warum das so ist, beschreibt die lebenslustige Autorin in ihrem Buch.
Bei allem Humor, gelingt es der Autorin immer mit der nötigen Ernsthaftigkeit an das Thema heranzugehen. Die Fähigkeit zur goldenen Mitte beweist sie auch im Kapitel über die „To-do-Listen und Was-soll‘s-Listen“.
Sympathischerweise wird heute im pädagogischen Umfeld seltener von einer Störung oder einer Auffälligkeit gesprochen. Stattdessen sind Kinder jeglicher mentaler Couleur „verhaltensoriginell“. Dieser (zugegebenermaßen) Euphemismus wird der Tatsache gerecht, dass unser Verhalten allzu oft einfach das Vorhandensein bestimmter Bedürfnisse widerspiegelt.
Dein Bedürfnis ist es letztlich nicht als größte Chaotin oder größter Chaot in die Weltgeschichte einzugehen, sondern beispielsweise nicht gelangweilt zu werden.
Wo sind deine Ressourcen?
Auf dem Weg ins Erwachsenenalter wachsen sich ADHS oder ADS nicht einfach aus, aber sie wandeln sich und du wandelst dich auch. Vielleicht bist du es leid, deine Defizite im Fokus zu haben. Schließlich stehen ihnen eine Vielzahl an Ressourcen gegenüber. Folgende werden von Frau Teichert benannt: „Kreativität, Fantasie, Flexibilität, Neugier, Risikobereitschaft, Hilfsbereitschaft, Sensibilität, Ehrlichkeit, Ideenreichtum, Emotionalität“.
Die Autorin hat selbst viel über ihre Diagnose gelesen und stellte dabei fest, dass ein Großteil der Literatur für sie frustrierend und zu fachlich war. Ich kann mir das gut vorstellen und denke, dass du von der persönlichen Art der Autorin und ihrem lockeren Stil profitieren kannst. Die authentischen Erfahrungsberichte helfen zu verstehen. „Gerade Menschen, die es schwer haben, brauchen doch Leichtigkeit in ihrem Sein. Oder etwa nicht?“, fragt Teichert.
Doch, sage ich. Leichtigkeit können wir alle gebrauchen, denn die tut gut und motiviert dran zubleiben und uns etwas Schönes aufzubauen.
Frau Teichert schreibt, dass sie endlich ihre Melodie gefunden habe und „meinen Rhythmus. Und gerade in einem lauten Leben mit ADS ist der Beat, der mit deinem Herzen im Einklang schlägt, maßgebend!“
Deine Aufgabe ist es deine eigene Melodie zu finden und den passenden Rhythmus. Ein Buch über andere Menschen zu lesen, die in einer ähnlichen Situation stecken, kann schon mal helfen den Taktstock in die Hand zu nehmen oder ein paar Seiten auf der Gitarre des Lebens zu zupfen. Huch, eine Metapher. 🙂
In diesem Sinne wünsche ich dir einen wunderbaren, spannenden und melodischen Soundtrack für dein Leben und ganz viel Spaß bei der Lektüre des Buches!
Schau dir das Buch bei Amazon an!
Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich … Verliebt in eine Heterofrau?
Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich ... Verliebt in eine Heterofrau?
Wenn du nicht viel Zeit hast, um den ganzen Artikel zu lesen: Es geht um dieses wunderbare Buch!
Klicke auf das Bild, um dir „Metrofolklore“ auf Amazon anzusehen.
Du bist lesbisch. Sie nicht. Zumindest nicht dass du wüsstest. Trotzdem geht sie dir nicht mehr aus dem Kopf.
Da ist soviel Unsicherheit. Und das belastet dich.
„Jeder, der liebt, ist ein Soldat.“, schreibt Patricia in ihrem Metropolenroman. Warum und wie dir die Lektüre helfen kann, verrate ich dir jetzt.
Frau liebt Frau …
Im zarten Alter von acht habe ich einer Grundschulfreundin meine Liebe gestanden. Sie hieß Claudia und war bei allen beliebt und wunderschön. Lange kastanienbraune Locken. Und unerreichbar. Sorglos, wie eben ein Grundschulkind manchmal noch sein darf, war mein Herz nicht gebrochen. Inzwischen weiß ich auch, dass das der Klassiker ist: Verliebt in die beste Freundin oder den besten Freund und mit unerwiderten Gefühlen umgehen müssen. Damals hab ich mir nicht viel dabei gedacht und meine Liebe freimütig weiter verschenkt. Das Leben ging weiter und viele lange Jahre hat kein Mädchen mehr mein Herz erobert.
Nochmal Kind sein möchte ich nicht, aber manches nochmal so unverklärt erleben. Das wär’s.
Was ist überhaupt anders daran, als Frau in eine Frau verliebt zu sein, die offenkundig auf Männer steht? Spielt da der Jagdinstinkt noch stärker rein?
Hoffst du auch noch auf ein Wunder? Kannst du ihr die Augen öffnen und wird sie mit dir ihre erste homosexuelle Beziehung eingehen?
Hast du auch ganz konkret Angst davor, wie sie reagiert, wenn du dich ihr offenbarst? Wird sie auf Abstand gehen oder sogar regelrecht Ablehnung zeigen?
Fragen über Fragen. Und wo sind die Antworten?
Suche Frau.
„Metrofolklore“: Dieses Leseabenteuer hat mich ein wenig in die Knie gezwungen und mir dabei nicht nur einmal die Augen geöffnet. Denn Patricias Ton ist nicht nur derb, vulgär und ziemlich zynisch, sie nimmt auch gar keine Rücksicht und kein Blatt vor den Mund. Sex und Drogen sind so ziemlich die Lieblingsthemen im Buch. Und wie fand ich das?
Befreiend.
Da fiel plötzlich ganz viel von mir ab und das nur durchs Lesen. Es ist als ob frau einen Porno schaut und davon klüger wird.
Auf jeden Fall hat Patricia Hempel eine großartige Gabe Zwischenmenschliches zu beobachten und unverblümt zu beschreiben. Das schüchtert auch schon mal ein bisschen ein. Ist ja schließlich auch ein Buch aus der Sicht der Bösewichtin. Wie oft lese ich einen Roman über eine Frau, die betrogen und verraten wird, abgelehnt oder benutzt? Die Weltliteratur ist voll von diesen weiblichen Opfergestalten. Und klar. Ein Opfer ihres Selbstmitleids ist auch unsere Protagonistin. Selbstironisch, weltflüchtig und gesellschaftsmüde. Aber sie nimmt sich und fragt nicht lang.
„Was folgt, ist ein Endlosmonolog, der klarmacht, was in den letzten Jahren unserer Beziehung alles scheiße gelaufen ist.“
Unsere Protagonistin ist schon ziemlich ermüdet von ihrer Beziehung zu Anika und reitet gerne auf deren Fehler rum:
„Ich stimme ihr in jedem Punkt zu und unterbreche sie nicht, weil sie eine Frau ist, die im Streit erst dann eine Meinung hören will, wenn konkrete Fragen fallen: Hast du auch nachgedacht?“
Platz für Mitgefühl?! Eher nicht.
Verliebt in eine Frau
Mir tut Anika leid. Letztlich identifiziere ich mich mit ihr mehr, als mit unserer Hauptfigur. Deren Name habe ich übrigens entweder unaufhörlich überlesen oder er blieb absichtlich verborgen. Sie ist verliebt in Helene, die kaum weiß, dass sie existiert. Diese Tragödie plus die Tücken einer Langzeitbeziehung inklusive Familienplanung und das junge Leben in Berlin sind unschlagbar unterhaltsam und einnehmend.
„Misanthropisches Cyberstalking ist die gesündere Alternative zu Selbstmord und seit Romy [das ist Helenes beste Freundin] meine Freundschaftsanfrage angenommen hat, macht es wieder Spaß, in sozialen Netzwerken asozial zu sein.“
Sich an die beste Freundin der Angebeteten ran zumachen, um sich so den Weg zu ebnen – das ist schon sehr durchtrieben. Nehmen wir ihr das krumm? Irgendwie nicht. Können wir das verstehen, weil wir ähnlich verzweifelt sind oder waren? Ja, klar.
Zukünftig werden wir mit psychologischem Weitblick in unsere Fettnäpfchen treten, wagemutig die Zeichen missverstehen und couragiert in der Freundschaftszone landen. Werden wir wissen woran frau ist? Vielleicht nicht. Aber es wird uns dabei zweifellos besser gehen.
Liebe Autorin von „Metrofolklore“, Patricia Hempel, ich danke dir für so viel Witz und Klugheit und Herz!
Schau dir das Buch bei Amazon an!
Bücher, die dir helfen dein Leben zu verändern?
Hier geht's zum Motivations-Paket!Nicht gegen den Tod, sondern für das Leben entscheiden
Manchmal ist es gut sich zu verkriechen, der Trauer Raum zu geben und zu weinen. Dann kommt aber auch wieder die Zeit, in der wir Kraft schöpfen wollen und Mut für das Leben brauchen. In diesem Artikel werde ich dir zeigen, wie dir der Roman „Lebensgeister“ von Banana Yoshimoto bei dieser Aufgabe helfen kann.
Einen Weg durch das Chaos finden
Vielleicht bist du nicht selbst betroffen, sondern eine Person, die dir nahe steht, hat einen Verlust erlitten. Du suchst nun nach Mitteln und Wegen deinem Freund oder deiner Freundin in dieser schweren Zeit zu helfen. Das zeigt, dass du ein großes Herz hast und sehr gedankenvoll handelst, denn Bücher vermögen auf eine ganz eigene und besondere Weise zu helfen, zu trösten und zu begleiten.
Eingangs habe ich von dem Chaos berichtet, das ein schwerer Verlust bei dir auslösen kann. Wenn jemand Liebes von uns geht, kann das schnell unser ganzes Leben auf den Kopf stellen. Mit dem Tod verbinden wir nicht nur Chaos, sondern auch Zerstörung, Einsamkeit und Ohnmacht. Gegenüber dem Tod sind wir oft hilflos und darum ist dieses Thema in unserer Gesellschaft mit viel Angst besetzt. Der Tod wird nahezu tabuisiert. Ist es wirklich hilfreich, so etwas Allgegenwärtiges wie den Tod aus unserer Wahrnehmung zu verdrängen?
Diesem Problem nimmt sich die japanische Autorin Banana Yoshimoto in ihrem Roman „Lebensgeister“ an. Yoshimoto vermittelt in ihren Büchern Akzeptanz und die Fähigkeit zur offenen Auseinandersetzung mit dem, wovor wir uns so sehr fürchten. Der Tod und andere Verluste tauchen in ihren Geschichten immer wieder auf.
Das Leben mit anderen Augen sehen
Banana Yoshimoto hieß ursprünglich Mahoko Yoshimoto und hat sich für das ulkige Pseudonym „Banana“ entschieden, weil ihr die Blüten der „red banana flower“ so gefielen. Ihre Bücher werden bereits seit einigen Jahren auch in Deutschland veröffentlicht und geben damit Einblick in eine uns doch oft ferne und fremde Kultur. Aber ticken denn die Menschen woanders auf der Welt so anders als wir?
Ich würde sagen ja und nein. Ich liebe es Bücher von Haruki Murakami, Hiromi Kawakami oder eben auch Banana Yoshimoto zu lesen, eben weil sie anders sind. Die Themen werden aus anderen Perspektiven beleuchtet. Andere Fragen werden gestellt. Die Handlungsstränge werden anders aufgeschlüsselt und erhalten ihren eigenen Zauber. Ein bisschen Übersinnliches findet hier und da seinen Weg in diese Bücher. Das sollte jedoch auch Leserinnen und Leser, die sonst keinen Zugang zu Fantasy und mystischer Literatur haben, nicht abschrecken.
In „Lebensgeister“ finden wir nämlich nicht nur ein bisschen Übersinnliches vor. In diesem stillen, behutsamen Roman – die Geschichte eines Verlustes – verschmilzt das Diesseits mit dem Jenseits.
Mir ist aufgefallen, dass bei der Lektüre keine Rolle spielt, ob ich an Geister glaube oder nicht. Die Perspektive und deren befreiende Wirkung helfen, ganz gleich ob wir Sayo (unsere Hauptfigur) ihre Zurechnungsfähigkeit absprechen oder nicht.
Sayoko, kurz Sayo, erlebt zu Beginn des Buches einen schweren Unfall, bei dem sie lebensgefährlich verletzt wird und ihr Geliebter ums Leben kommt. Sayo findet Trost bei ihren Eltern und der Familie ihres verstorbenen Freundes. Es sind aber vor allem die Geister, die Sayo nun zu sehen vermag, die ihr helfen, das Leben anzunehmen.
„Lebensgeister“ ist ein ruhiges, für unsere Verhältnisse sicher gewagtes Buch. Es ist ein Buch über Akzeptanz, so schwer diese auch sein mag. Vergänglichkeit spielt eine essentielle Rolle und damit einhergehend Dankbarkeit. Denn so nah der Tod dem Leben ist – für uns spielt sich alles im Diesseits ab und dem gilt es deine Aufmerksamkeit zu schenken.
Eindrucksvoll schafft es Yoshimoto diese Botschaft in einer Geschichte zu verpacken, die weder verklärt, belehrt, noch verstört.
Ich finde es bewunderswert, wie es dieser Autorin gelingt, eine Tiefe zu schaffen, die uns beim Lesen nicht beschwert, sondern trägt.
Yoshimoto schrieb hier einen Roman über für uns oft so schmerzhafte Erlebnisse, der ohne Ironie und Zynismus auskommt. Diese gewisse Leichtigkeit ist der Sprache der Autorin eigen. Ohne Rührseligkeit, übermäßige Melancholie und Verdrängung gelangt sie zu einer Wärme, die dich sanft umhüllt und liebevoll einschließt.
Was wir brauchen
Wenn dich ein Verlust tief erschüttert hat, möchtest du vielleicht keinen Feel-good-Roman lesen oder einen Motivations-Bestseller. Es geht nicht darum schnell wieder auf andere Gedanken zu kommen und womöglich noch alles zu vergessen. Es geht vielmehr darum, behutsam mit dir selbst umzugehen, neue Energie zu sammeln und der Verzweiflung Schritt für Schritt den Rücken zu zukehren.
Für Sayo vollzieht sich dieser Prozess in der Beobachtung ihrer Mitmenschen. Plötzlich sieht sie diese und deren Bedürfnisse mit einem liebevolleren Blick und schöpft wohl aus dieser neu gewonnenen Warmherzigkeit Lebenskraft. Obwohl Yoshimoto an vielen Stellen eine nahezu philosophische Herangehensweise verfolgt, wird dir kein Weg und keine Erkenntnis aufgezwungen.
Es geht ja eben darum, dass du deine ganz persönlichen Ängste bändigst und dafür musst du deinen eigenen Weg gehen.
Literatur vermag dir bei dieser Aufgabe eine Vielzahl an Wege aufzuzeigen. Lesen hilft uns, achtsamer mit uns selbst und dem Leben umzugehen und ich finde, dass „Lebensgeister“ von Yoshimoto diesem Anspruch gerecht wird.
In der Psychologie ist oft von Resilienz die Rede. Dabei geht es darum, eine Widerstandsfähigkeit zu entwickeln, die dich bei der Bewältigung von Krisen unterstützt. Literatur aktiviert deine Ressourcen. Nicht das Vergangene wird verdrängt, sondern es wird genutzt um Verständnis und Akzeptanz aufzubauen.
Ich wünsche dir allen Mut der Welt, Geduld mit dir selbst und die Kraft dein Leben wieder so zu gestalten, wie du es dir tief im Herzen wünscht. Oder um aus dem Buch zu zitieren: „Verzweifelt strampelst du dich ab, kriegst Wasser in die Nase und wehrst dich prustend gegen das Ersticken, brichst dir die Knochen, liegst gefesselt im Bett, verfluchst die Ungerechtigkeit der Welt. Und dennoch strebst du diesem einen Moment entgegen, der dich vielleicht irgendwann für die erlittene Mühsal belohnt … Was für ein Luxus, was für ein Geschenk ist es doch, dachte ich nur, dass du eine Zeitlang hier auf Erden sein darfst, in diesem großen, unerschöpflichen Leben.“