Was macht dich bloß so resilient?
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Titel: Olga
Autor: Bernhard Schlink
Verlag:
Wie viele Enttäuschungen verzeihen wir dem Leben ohne dabei zu verbittern oder in Vorwürfen zu ertrinken? Wie gut wir Niederlagen überwinden lernen und dann anschließend nach vorne schauen, ist sehr individuell und hängt von vielen Faktoren ab. Resilienz ist aber auch erlernbar und wenn wir früher leicht einknickten, muss das nicht auch in Zukunft so sein. Der begnadete Erzähler Bernhard Schlink skizziert uns in “Olga” die Lebensgeschichte einer Frau, die trotz Widrigkeiten und Schicksalsschlägen immer wieder ihren Weg geht.
Resilienz stärken
“Resilienz”, ein Begriff, der aus der Psychologie kommt und unsere psychische Widerstandskraft bezeichnet. Wer resilient ist, besitzt die Fähigkeit, “schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.” (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Resilienz_(Psychologie))
Die Erzählungen und Romane von Bernhard Schlink habe ich erst vor einigen Jahren während einer langen und gemütlichen Silvesternacht so richtig für mich entdeckt. Damals lag “Liebesfluchten” oben auf meinem Bücherstapel. Ich begann und konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Bald schon folgten “Sommerlügen” und ein Werk, das ich seitdem oft und gerne verschenkt habe: “Die Frau auf der Treppe”.
Vom Feuilleton und der Literaturkritik wird Schlink oft stiefmütterlich behandelt. Mit “Olga” sollte es nicht anders sein. Da wird vom Spiegel gefragt, “Was taugt Olga?”.
Wie unschön, eine Buchvorstellung so zu beginnen!
Wir können fragen, was taugt dieses Messer oder jener Tisch, aber Literatur?
Müssen literarische Werke denn etwas taugen und bestimmten Anforderungen entsprechen?
Die Kritik beispielsweise, Schlink habe “in seinen Roman, der immer wieder starke Passagen enthält, viel zu viel hineingepackt.” (Quelle: „Was taugt Olga?“) kann ich für mich nicht bestätigen:
Es ist eine ruhige, langsame Geschichte, die in kleinen Schritten vorangeht und erst rückblickend so manche Abgründe auftut. Das ist Bernhard Schlink so eigen und das macht ihn für mich besonders. Neben der gefassten und zugänglichen Sprache.
Schlinks Werke bedeuten für mich Entspannung, gelassene Nachdenklichkeit und so eine Art warmen Wohlgefühls. Sie vermitteln eine Rückbesinnung auf das Ursprüngliche und Menschliche.
“Ich wollte auch mehr über ihre Liebe zu Herbert erfahren. Ich wollte wissen, wie ihre Liebe zu ihm und ihre Ablehnung seiner Phantasien zusammengingen, und lernte, dass Liebe nicht die Summe aus den guten und den schlechten Eigenschaften des anderen zieht.”
Möglicherweise liegt hier das Geheimnis der Resilienz: Da sind Menschen noch anderen Menschen wichtig und soziale Beziehungen werden mit Respekt gelebt. Herausforderungen werden angenommen und Probleme offen angesprochen. Urteile werden gefällt, aber Türen bleiben trotzdem offen.
Resiliente Menschen
Wir erfahren auch, wie und warum es der Protagonistin Olga gelingt, immer wieder ihren Weg zu gehen. Denn Olga ist stark und lässt sich nicht abhängen.
Sie ist eine Frau, die nicht an den Herausforderungen und Enttäuschungen des Lebens zerbrochen ist und das, obwohl diese durchaus so manchen Menschen in die Knie gezwungen hätten.
“Wie habe ich mich als Kind nach einer Familie gesehnt, in der ich geliebt bin und die mich stärkt und mir hilft. Ich hatte sie nicht und habe alles alleine machen müssen.”
Olga fordert nicht, jammert nicht und manchmal kommt sie einem sogar etwas zu pragmatisch vor, zu brav und zu wenig aufbegehrend. Augenscheinlich. Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich auch in diesem Roman vieles erst ganz zum Schluss auflöst und erkennbar wird.
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Titel: Töchter
Autorin: Lucy Fricke
Verlag:
Familienthemen. Puh. Für manche bedeutet das harter Tobak. Und gerade wenn es um die eigenen Eltern geht, dann scheuen viele von uns schon mal gerne die Auseinandersetzung. Wir sind aber alle Töchter und Söhne und die familiären Beziehungen haben ihre Spuren in unserem Leben hinterlassen. Auf besonders eindringliche Weise beschreibt das die Schriftstellerin Lucy Fricke in ihrer Road-Novel “Töchter”. Ein Buch, dessen Lektüre uns einiges über uns selbst lehrt.
Die Beziehung zu unseren Eltern
In einem Interview mit dem legendären Denis Scheck, gibt Fricke spannende Einblicke, wie die Idee zu “Töchter” entstand. Eigentlich wollte sie einen Roman über “zwei normale aber irgendwie coole Frauen” schreiben, die miteinander reden. Das allein wäre aber noch keine nennenswerte Story, so lautete ihr eigenes Urteil.
Herausgekommen ist ein Werk, das von Freundschaft handelt, von Berlin und der Generation 40+ und vor allem von den Beziehungen zweier Töchter zu ihren Vätern und Müttern.
Was sind wir ihnen schuldig?
Marthas Vater möchte sterben. Das sagt er so seiner Tochter und drängt sie, ihn in die Schweiz zu fahren, um dort Sterbehilfe zu erhalten. Keine leichte Situation. Eine ziemlich traurige sogar. Trotzdem lassen sich Betty und Martha auf diesen Road-Trip ein und begegnen dabei sich selbst und ihren ganz eigenen Bedürfnissen.
Eines dieser Bedürfnisse ist zweifelsfrei, ihre Eltern und die Beziehung zu ihnen besser zu verstehen. Da spielen Vorwürfe mit rein, Enttäuschungen, selbstverständlich Erwartungen und das Gefühl, vieles falsch gemacht zu haben.
“Was habe ich eigentlich falsch gemacht?”, fragte Martha. “Ich habe ständig das Gefühl, nicht zu genügen.” Ich ging davon aus, dass wir die erste Generation von Frauen waren, die machen konnte, was sie wollte. Das hieß aber auch, dass wir machen mussten, was wir wollten, und das wiederum bedeutete, dass wir etwas wollen mussten. Dafür hatten unsere Mütter gekämpft. Wir sollten unsere Träume verwirklichen, wir mussten welche haben, das Scheitern wurde uns zugestanden, aber erst nachdem alles, wirklich alles versucht worden war auf dem Weg zum Glück, Psychoanalyse eingeschlossen.”
Mit Lachtränen gegen die Verbitterung
Trotz schwerfälliger Gedankentiefe, ist “Töchter” ein unterhaltsamer, oft sogar witziger Roman (Denis Scheck trieb er wohl Lachtränen in die Augen), der zeigt, dass uns mit Schuldzuschreibungen und Selbstvorwürfen wenig geholfen ist. Und obwohl wir unseren Eltern so vieles sagen wollen, Rechtfertigungen wünschen und strenge Kritik üben – trotz alledem, wollen wir unsere Eltern auch glücklich sehen, ihnen etwas zurückgeben, sie vielleicht sogar retten.
Geht das denn? Und sollten wir das?
“Diese Gespräche waren ein Ritual, welches wir nur noch selten vollführten. Es war so sinnlos wie schmerzhaft.”
Es ist nicht deine Aufgabe. Du hast dein Leben, sie ihres. Auch wenn wir die Beziehung zu unseren Eltern in jedem Alter unterschiedlich bewerten, manches werden wir wohl nie ganz verstehen. Und das ist okay.
Lust auf das eigene Leben
“Töchter” von Lucy Fricke macht Lust auf das eigene Leben. Lust, sich von Erwartungen zu befreien und zu großen Teilen diese Verantwortung abzuschütteln, die auf unseren Schultern lastet. Warum sollten wir sie denn weiter mit uns rumtragen? Das sind wir niemandem schuldig.
Sind Betty und Martha “normal”? Berlin-normal, sagen sie selbst. Das brachte mich zum Schmunzeln. Eine schöne Lektüre. Nicht für den Strand, aber für den Geist. Ein Road-Trip eben, der bewegt.
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Titel: fight girl
Autorin: Erika Krouse
Übersetzerin:Teja Schwaner
Verlag:
Triggerwarnung: Im Buch werden dir sehr gewaltvolle und brutale Szenen begegnen. Solltest du empfindlich auf Gewalt reagieren, empfehle ich dir, hier nach einer anderen Lektüre zu stöbern: Buchempfehlungen.
Menschliche Abgründe und die Kraft, die wir für sie brauchen
Erika Krouse ist Autorin und geht noch einem anderen spannenden Beruf nach. Sie verdient ihren Lebensunterhalt als Privatdetektivin. Wahrscheinlich ist, dass unser Hollywood-geprägtes Bild von Privatdetektiv*innen nicht 1:1 der Realität entspricht. Wahrscheinlich ist aber auch, dass eine Privatdetektive in echte menschliche Abgründe geschaut hat – solche, die vielen von uns zum Glück erspart bleiben.
Ob wir nun jedoch “Abgründe” dazu sagen, “Probleme” oder “Herausforderungen” – schwierige Zeiten kennen wir alle und wir lernen mit der Zeit diese oder jene Bewältigungsmechanismen, um trotzdem irgendwie klar zu kommen. Wir müssen dabei meist nicht mit unseren Fäusten kämpfen, so wie unsere Protagonistin Nina.
Auf meiner Ausgabe von “fight girl” steht unten dick “Mängelexemplar” aufgedruckt. Auf dem Cover sieht mich eine junge Frau mit müden Augen an. Sie ist wohl schon etwas ramponiert, das Gesicht versteckt in einem Kapuzenpulli, die Lippen tiefrot. Nina hat einiges durch. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich mit dem Attribut “Mängelexemplar” identifizieren würde.
Wir schlagen uns so durchs Leben
In “fight girl” schlägt sich die Streetfighterin Nina Black mehr schlecht als recht durchs Leben. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Sie verdrischt Männer, die ihr an die Wäsche wollen und nimmt ihnen ihr Bargeld ab. Davon lebt sie. Es ist weder Stolz, noch Wut oder Verzweiflung, die sie treibt. Nina macht das, was sie gelernt hat und wozu sie ausgebildet wurde: Sie kämpft.
“fall siebenmal hin, steh achtmal auf!”
Beim Deutschlandfunk wurde eine Buchrezension zu “fight girl” folgendermaßen betitelt: “Von der Menschlichkeit der Ausgestoßenen”.
Ich bin auch nach langem Überlegen noch immer nicht sicher, wie ich diese Überschrift verstehen kann. Nina und ihre Mitmenschen sind auf jeden Fall irgendwo am Rande der Gesellschaft angesiedelt. Sie handeln kriminell, leben recht einsam und schauen nicht auf eine rosige Zukunft. Natürlich sind sie menschlich, haben Bedürfnisse und Emotionen. Aber ist das eine “Menschlichkeit der Ausgestoßenen”? Ich kann mich damit nicht so recht anfreunden.
“Sie blinzelte ins Lichtermeer. Sie war allein. Es gab keinen Ort, an den sie nicht gehen konnte, nichts, was sie sich nicht einfach nehmen konnte. Die Stadt gehörte ihr, dargeboten wie eine offene Hand. Es reichte nicht.”
Die Hoffnung, dass alles besser wird
Nina wurde in ihrem Leben immer wieder enttäuscht. Ihr blieb nichts anderes, als zu kämpfen und so sehr ich persönlich Gewalt verachte – beim Lesen bekommt Nina unweigerlich das Mitgefühl der Leserin und des Lesers. Mein Mitgefühl.
Wir erleben eine widersprüchliche Frau, voller Unsicherheiten und Stolz. Wir erleben ihre Geschichte, erhalten Einblicke in ihre Vergangenheit und vielleicht wünschen wir uns am Ende gemeinsam mit Nina, dass alles besser wird.
“Nina hatte schon früher abgeschmackte und langweilige Jobs gehabt. Bei diesen Arbeiten verging die Zeit langsam, aber das tat sie auch, wenn Nina deprimiert war oder verletzt oder derartige Schmerzen hatte, dass sie es nicht bis zum Videoverleih schaffte und wochenlang nicht staubsaugt. War das Leben zwischen den wilden Momenten nicht immer langweilig und abgeschmackt?”
So trostlos Ninas Geschichte oft klingen mag, es steckt auch viel Hoffnung zwischen den Zeilen und der unbedingte Wunsch zu überleben.
“Manchmal bist du der Hammer, manchmal bist du der Nagel.”
Die Lektüre von “fight girl” ist nicht ohne. Es handelt sich hier sicherlich nicht um den Wohlfühlroman, den wir eingekuschelt in eine Decke mit Tee an einem gemütlichen Frühlingsabend konsumieren wollen. Die Autorin Erika Krouse geht sehr feinsinnig mit unseren Emotionen und Erwartungen um, sie fordert ihre Leserinnen und Leser. Und sie gibt Kraft.
Kraft, die wir manchmal brauchen, um unsere Ohnmacht und unsere Blockaden zu überwinden und um nun doch den nächsten Schritt zur Lösung in Angriff zu nehmen. Insofern macht “fight girl” auch Mut und diesen Mut können wir gebrauchen, wenn es wieder mal heißt, dass wir uns in dieser oder jener Hinsicht neu erfinden sollen. Es funktioniert tatsächlich.
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Bücher, die dir helfen dein Leben zu verändern?
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Lies dich sexpositiv: 3 Bücher
Wir leben in Zeiten von Tinder, Bumble, OkCupid und Co. Einerseits war Dating dadurch nie einfacher: du füllst ein mehr oder weniger rudimentäres Profil aus, lädst ein paar Bilder hoch und schon geht das Swipen los. Rechts, links, nochmal links, aber die da, die natürlich rechts. Und bäm: “It’s a match!”. Was dann folgt kann wieder mehr oder minder zeit- und energiefressend sein. Meist folgen anspruchslose Chats, die oder der Gegenüber wird virtuell abgetastet und vielleicht findet dann früher oder später ein Date statt.
One-Night-Stands auf Erfolgskurs
Na und dann: darüber spricht frau und man nicht. Dabei haben One-Night-Stands in Zeiten des Online-Datings Hochkonjunktur. Die Generation “Bindungsangst” liebt das Unverbindliche und neben zahlreichen Affären wird auch der Begriff der Polyamorie immer gesellschaftsfähiger.
Und wo sich Menschen näher kommen, Intimes teilen, Lust verspüren – da werden auch Klamotten ausgezogen, Kondome ausgepackt und Matratzen bzw. Bettgestelle auf ihre Belastbarkeit geprüft.
Bodyshaming und Fetischs
Mit Sex sind in unserer Gesellschaft jedoch so viele Tabus, Hemmungen und Komplexe verknüpft. Angefangen von Bodyshaming bis hin zur Angst, dass die eigenen Vorlieben oder sogar Fetischs verlacht oder verurteilt werden. Brauchen wir das noch im 21.Jahrhundert? Sicher nicht. Sex sollte endlich als das gesehen und verstanden werden, was es ist: ein wunderschöner, erfüllender Zeitvertreib, der uns zu zufriedeneren, entspannteren und glücklicheren Menschen macht.
Wie kann das gelingen? Durch Aufklärung. Denn die darf nicht nur in peinlichen Biologiestunden stattfinden. Nein, auch wir Erwachsene können noch einiges nachholen und hier stelle ich dir eine kleine und sehr feine Auswahl an Büchern zusammen, die dabei sehr behilflich sind:
Sexpositivismus: Bücher, die helfen und Spaß machen
“Come as you are” von Emily Nagoski
EIn Lieblingsmensch hat mir dieses Buch empfohlen und yes! Das war eine Punktlandung. Der wundervolle Selbsthilferatgeber hat auch eine deutsche Ausgabe, mit einem Titel, den ich nur halb so schön finde: “Komm wie du willst”. Und natürlich denken beim Titel erstmal alle an Nirvana, aber der nächste Gedanke sollte dann unbedingt der Selbstliebe gewidmet sein. Sich selbst und das was frau/man gut findet zu akzeptieren und das dann auch noch selbstbewusst zu leben, ist sicher eine der größten Herausforderungen unseres Lebens. Dieses Buch vermag hierbei unwahrscheinlich kraftvoll, einfühlsam und stärkend zu unterstützen.
“Die Wahl der Qual” von Kathrin Passig und Ira Strübel
Ich glaube, dass Kathrin Passig über so ziemlich jedes Thema auf dieser Erde unterhaltsame, gut recherchierte und fundierte Bücher schreiben könnte. Zusammen mit Ira Strübel hat sie dieses “Handbuch für Sadomasochisten” herausgebracht und räumt auf mit Klischees und Vorurteilen, die sich um BDSMler*innen und deren Spielwiesen spinnen. Mein Favorit im Buch sind die wortwitzigen Kapitelüberschriften (“Wo hast du dir das denn eingefangen?”, “Schatz, schlägst du mich noch?”, …). Besonders bereichernd: das Gefühl der Normalität und Selbstverständlichkeit von Fetischs, welches Leser*innen erreicht, die sich bislang mit dem ungehemmten Ausleben ihrer Vorlieben schwer taten.
“Bad Behavior. Schlechter Umgang” von Mary Gaitskill
Die Autorin Kristen Roupenian, selbst durch ein Skandalbuch im Zuge der Metoo-Bewegung berühmt geworden, meinte über Mary Gaitskill, dass sie ihrer Zeit weit voraus war und die nach ihr folgende Generation von Schriftstellerinnen stark beeinflusst habe. Als Leserin kann ich das nur bestätigen. Kaum zu glauben, dass dieses Buch bereits in den 80er Jahren geschrieben und veröffentlicht wurde. Der Aufbau-Verlag hat das Werk neu übersetzen lassen und dieses Frühjahr erneut herausgebracht. Ich kann nur sagen: gute Bücher wie dieses, haben jede Aufmerksamkeit verdient und so sehr mich die Lektüre an mancher Stelle angestrengt hat, so sehr habe ich auch an ihr gewonnen. Manchmal war es der Spiegel, der mir vorgehalten wurde, manchmal die lustvollen Details in den Geschichten, die oft derbe und wahnsinnig authentisch rüberkommen. Ein Buch das Spaß macht, aufschreckt und mit dem Gefühl zurücklässt: es darf alles sein.
Mit den eigenen Komplexen und Hemmnissen aufräumen, müssen wir schon selbst. Es hilft aber unwahrscheinlich in gut recherchierten, aufbauenden und unterhaltsamen Büchern über andere Menschen zu lesen, die genauso mit sich hadern und vielleicht sogar ihren Weg zu einer erfüllenden und befreienden Sexualität gefunden haben. Bestimmt erhält auch deine Selbstbefriedigung in diesem Zuge nochmal einen ganz neuen Stellenwert. Ich hoffe, die drei ausgewählten Bücher können dich auf deinem Weg stärken und begleiten.
Bücher, die dir helfen dein Leben zu verändern?
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5 Bücher, die Frauen Mut machen
Manchmal wird der Internationale Frauentag auch als “Frauenkampftag” bezeichnet. Ich finde das berechtigt und bin froh, dass es viele Frauen, Männer und Personen anderer diverser Geschlechter gibt, die stetig und engagiert für Frauenrechte und Gleichberechtigung kämpfen. Mir persönlich fehlt dieser Tage aber fürs Kämpfen die Energie. Ich möchte mich mit Decke, Keksen und E-Reader auf dem Sofa einkuscheln und hey, das darf ich auch! Meine diesjährigen Lese-Empfehlungen zum Internationalen Frauentag bekommt ihr aber in jedem Fall. Viel Spaß beim Stöbern und Lesen!
“Egoistin” von Renate Georgy
Frauen kümmern sich oft und viel um andere Menschen. Aber wie sieht es damit aus, wenn sie für sich selbst einstehen sollen, die eigenen Bedürfnisse wichtig nehmen und auch mal gegen andere Forderungen durchsetzen? Nicht immer gut, leider. Renate Georgy, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Familienrecht, hat jahrelang mit angesehen, wie Frauen benachteiligt wurden und sich nicht zuletzt selbst benachteiligt haben. Heute coacht sie Frauen und möchte mit diesem Buch den gesunden Egoismus einer jeden Frau stärken. Der starke Untertitel des Buches: “Wie Frauen endlich aufhören, es allen recht zu machen”.
“Bad Behavior” – von Mary Gaitskill
Schlechter Umgang. Suchen wir den manchmal bewusst? Macht er das Leben spannender, aufregender, lebenswerter? Darüber möchte ich nicht urteilen, aber dieses Buch, wow! Eine Achterbahn der befreiten Sexualität, ein Regelwerk weiblich-sexueller Abgründe (die männlichen kennen wir ja schon) und eine augenöffnende, sowie Seelen-spiegelnde Fibel. Ich konnte nicht aufhören zu lesen, musste immer mal wieder schmunzeln und dann doch den Kopf schütteln, wenn ich mich selbst ein wenig ertappt gefühlt habe. Ein Werk, das in den 80ern seiner Zeit weit voraus war und nun vom Aufbau-Verlag neu aufgelegt wurde. Viel Spaß mit dieser besonderen Lektüre.
“Mama Superstar” von Melisa Manrique und Manik Chander
Frauen haben es schwerer. Das ist schon mal ein Fakt. Frauen, die dann auch noch ihre Heimat verlassen, um z.B. in Deutschland ein neues Leben zu beginnen, stehen noch vor ganz anderen Herausforderungen. Dieses Mut machende, motivierende und unwahrscheinlich inspirierende Buch habe ich sehr gerne gelesen. Es handelt von Frauen, die für sich einstehen, die Dinge anders machen und die sehr festgefahrene Strukturen aufbrechen. 11 Töchter erzählen, warum sie stolz auf ihre Mütter sind. Bewegend, berührend, mitreißend.
“Schönheit” von Kerascoët und Hubert
“Ohlala!”, kann ich da nur sagen. Noch bin ich nicht ganz durch, aber ich möchte es euch unbedingt vorstellen, deshalb hier schon meine ersten Leseeindrücke von diesem beeindruckenden Comic. Nunja … es brodelt in mir. Mit Zynismus kann ich im wahren Leben nur ganz schwer umgehen und auch belletristische Werke mit sehr schwarzem Humor oder hohem Ironie-Gehalt haben bei mir kein leichtes Spiel. Und dieses Werk … ich zitiere den Klappentext: “Wird Morues anbetungswürdige Anmut ihr das so sehnlich erhoffte Leben gewähren? Und um welchen Preis? Mitreißend und voll rabenschwarzen Humors hinterfragen Hubert und Kerascoët in ihrem opulenten Feenmärchen das allseitige Streben nach Schönheit.”
Es ist ein Märchen, die Bilder sind schön, die Geschichte unterhaltsam und ja, ich gebe zu, die Lehre aufwühlend, dramatisch und herrlich (ähh … fraulich) geladen. Eine Lese-Empfehlung von mir, aber sicher eine, die dich noch wütender auf hiesige gesellschaftliche Rollenbilder und Schönheitsideale zurücklässt.
“Three Women” von Lisa Taddeo
Acht (8!!!) Jahre lang hat die Autorin drei Frauen begleitet, ist sogar in deren Nähe gezogen, hat Interviews geführt und detailliert recherchiert, wie es um das Begehren von Frauen steht. Es ist, und das betont die Autorin gleich zu Beginn, kein fiktionales Werk. Die Geschichten sind echt, authentisch. Und sie stehen für viele andere Frauen in dieser Welt. Dass Männer begehren ist allgegenwärtig. Wie Männer begehren – nun, zumindest gibt es dazu zahlreiche Vorurteile, gefestigte Meinungen und Mutmaßungen. Wenige Themen sind einerseits so stark tabuisiert und gleichzeitig so oft thematisiert wie die Sexualität. Dass diese Kombination auch zu allerlei Widersprüchen, Fehldarstellungen und aufschäumender Meinungsmache führt, liegt auf der Hand. Werke, die explizit die Lust von Frauen beleuchten, sind wichtig, um aufzuräumen mit Stereotypen und veralteten Rollenbildern. Wir brauchen weiterhin sehr viel Aufklärung und “Three Women” leistet dafür einen bedeutenden Beitrag.
Ich muss ehrlich sagen, mit Blick auf diese wunderbaren, kraftvollen Werke, regt sich auch in mir wieder mehr Motivation und Stärke. Lesen schenkt eben Energie und manche Werke in besonderem Maße.
Allen Frauen einen wunderbaren 8.März!
Und wer jetzt immer noch nicht genug hat, darf gerne im Artikel vom letzten Jahr stöbern: 7 Bücher, die Frauen stark machen.
Bücher, die dir helfen dein Leben zu verändern?
Hier geht's zum Motivations-Paket!Helene Bockhorst liest | Interview
Person des öffentlichen Lesens: Helene Bockhorst
In Büchern steckt das Potenzial, unser Leben zu verändern. Hier verraten dir Menschen aus dem öffentlichen Leben, welche Rolle Bücher und Literatur in ihrem Leben spielen.
Helene Bockhorst
In Büchern steckt das Potenzial, unser Leben zu verändern. Hier verraten dir Menschen aus dem öffentlichen Leben, welche Rolle Bücher und Literatur in ihrem Leben spielen.
Comedian / Kabarettistin und Autorin: Helene Bockhorst ist mit ihrem ersten abendfüllenden Comedy-Soloprogramm “Die fabelhafte Welt der Therapie” auf Tour in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ende März erscheint ihr Debütroman “Die beste Depression der Welt” im Ullstein Verlag.
Foto: © Sascha Moll
Comedian / Kabarettistin und Autorin: Helene Bockhorst ist mit ihrem ersten abendfüllenden Comedy-Soloprogramm “Die fabelhafte Welt der Therapie” auf Tour in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ende März erscheint ihr Debütroman “Die beste Depression der Welt” im Ullstein Verlag.
Foto: © Sascha Moll
Du könntest mit einer Romanfigur einmal die ganze Nacht durchquatschen. Mit wem würdest du das gerne tun und worüber würdet ihr reden?
Mit Eleanor Oliphant aus dem Buch “Eleanor Oliphant is Completely Fine” von Gail Honeyman. Wir würden über Trauma, Scham und Überleben sprechen. Oder mit dem Thomas aus Peter Stamms “Weit über das Land” – über den Wunsch, sich von allen Verpflichtungen zu befreien und alles hinter sich zu lassen. Aber ich bezweifle, dass er Zeit für diese Unterhaltung hätte …
Welchen Ort verbindest du auf besondere Weise mit Literatur? Dieser kann real, virtuell oder ausgedacht sein.
Die Gemeindebücherei Moisburg – dort habe ich mich als Kind nach und nach durch den gesamten Bestand gelesen. Leider habe ich mitbekommen, dass die Bücherei inzwischen geschlossen wurde, in einem Zeitungsartikel stand, zuletzt hätten nur noch 18 erwachsene Leser die Bücherei genutzt. Wie viele Kinder von der Schließung betroffen waren, wurde in dem Artikel nicht erwähnt, ich glaube, weil Kinder keinen oder nur einen sehr kleinen Mitgliedsbeitrag zahlen mussten.
Gib den kommenden 6 Monaten deines Lebens einen eigenen Romantitel!
Das finde ich schwierig, denn ich weiß ja noch gar nicht, wie die nächsten sechs Monate meines Lebens aussehen werden. Besonders wenn ich auf Tour bin, ist jeder Tag anders. Ich würde daher einen möglichst generischen Titel nehmen, wie z.B. “6 Monate aus dem Leben der Helene Bockhorst” 🙂
Ein Mensch, der dir nahesteht, ist kürzlich ausgewandert. Welches Buch schickst du ihm als Erinnerung an dich?
Wahrscheinlich “Die Stunde zwischen Frau und Gitarre”, einfach, weil ich finde, dass das jeder gelesen haben sollte, vor allem Leute, die ein bisschen seltsam sind (und die meisten Menschen, die mir nahestehen, sind ein bisschen seltsam).
Beende den Satz: Lesen ist für mich …
eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und dabei etwas über mich selbst und über andere zu lernen.
Mama, ich bin stolz auf dich!
Mama, ich bin stolz auf dich!
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Titel: Mama Superstar
Autorinnen: Melisa Manrique und Manik Chander
Illustratorin: Marta Pucci
Verlag:
Was passiert, wenn wir alles hinter uns lassen? Die Koffer packen und in ein anderes Land ziehen… Viele Menschen träumen davon, ein neues Leben zu beginnen. Manche verlassen ihre Heimat, weil sie die Lebensumstände dort nicht mehr ertragen und fliehen müssen. Egal warum frau geht: leicht ist es nicht.
Die Migrant Mamas feiern. Also nicht sie selbst feiern, sondern wir feiern sie. Weil sie toll sind. Weil sie stark sind. Weil sie inspirieren und motivieren. Und genau das zeigen Melisa Manrique und Manik Chander mit ihrem Werk “Mama Superstar”, dass 2019 in Berlin herausgekommen ist.
11 Frauen und ihre Töchter
Melisa und Manik erzählen die Geschichten von 11 Frauen, die vor mehr oder weniger 30 Jahren nach Deutschland gekommen sind. Interviewt wurden sie von ihren Töchtern, die dabei wahrscheinlich noch so einiges über ihre Mütter erfahren durften.
Mein eigenes Leben fühlt sich manchmal sehr deutsch an und dann wiederum sehr international. Deutsch, wenn ich an die Verwaltung, an die Bürokratie und Regeln denke, mit denen wir tagtäglich zu tun haben. Aber glücklicherweise auch international, weil Berlin einfach der Ort für Multikultur ist. Menschen von überall kommen hierher und leben Tür an Tür.
Ich kann es mir schon gar nicht mehr anders vorstellen. Und weil ich auch beruflich viel mit Menschen aus anderen Nationen zu tun habe, kenne ich auch ein paar der Unsicherheiten und Probleme, denen sie hier begegnen.
“Mercedes hat immer wieder Sätze gehört wie: “Das ist nicht möglich.” Oder: “Das ist nur ein Traum.” Doch solche Sätze konnten ihren tiefen Glauben und ihre Willenskraft nicht beeinflussen.”
Leider auch Rassismus
Dass Deutsch beispielsweise nicht die einfachste Sprache zu lernen ist, wissen wir. Dass Rassismus vielerorts noch zum Alltag gehört, leider auch. Aber Migration hat viele Seiten. In diesem Buch erfahre ich viel über die Kraft, die Menschen entwickeln, wenn sie vor besondere Herausforderungen gestellt werden.
Welchen Herausforderungen sahen sich diese Frauen gegenüber? Welche Hürden waren zu nehmen und wo haben diese Frauen Support erhalten?
“Vom ersten Tag an war uns klar, dass wir die andere Seite der Migration zeigen müssen. Die Seite der Medaille, die zeigt, dass Migrant*innen besondere Beispiele für Kreativität, Widerstandsfähigkeit, Mut, Spaß und Erfahrungsreichtum sind.” (Aus dem Nachwort des Buches)
Wo gelebt wird, wird gekocht und gegessen
Ich mag sehr, dass jedes Kapitel mit einem landestypischen Rezept abschließt. Bücher, die eigentlich keine Kochbücher sind und dann doch interessante Gerichte zum Nachkochen bereithalten, begeistern mich immer wieder. Und dieses noch ganz besonders: Jedes Rezept enthält Vorschläge für vegane Alternativen. Yes!
Sehr schön sind auch die Kategorien, in die jedes Kapitel geteilt ist: glücklich, nachdenklich, verblüfft, berührt: genau, was auch die Geschichten in mir als Leserin auslösen. Große Lebensveränderungen wecken etwas in uns, das uns lebendig macht, zugleich aber auch bewusst und achtsam.
Dieses Buch hat (völlig zu recht) viele begeisterte Bewertungen auf Amazon bekommen. Schau es dir dort doch einfach mal an:
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Lesbisch, einsam und lebenshungrig
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Autorin: Kabi Nagata
Verlag: Carlsen Manga!
Triggerwarnung: Liebe Leserin, lieber Leser, im Artikel wie auch im Comic werden Themen wie Depression, Suizid und Selbstverletzung erwähnt. Solltest du selbst unter solchen Symptomen bzw. Krankheiten leiden und jetzt konkret Hilfe brauchen, kannst du auf dieser Seite über weitere Hilfsangebote nachlesen: Angebote bei akutem Hilfebedarf.
Erwartungen, die uns erdrücken
Kabi Nagata hat mit ihrem Manga “Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit” ein Werk geschaffen, das authentisch, bewegend und schonungslos die Probleme vieler junger Menschen beleuchtet, denen die Gesellschaft mit all ihren Erwartungen schlichtweg zu viel geworden ist. Irgendwann ist es einfach nicht mehr möglich zu funktionieren.
Pro Seite geben vier Panels Aufschluss über die Gefühlswelt einer jungen Frau, die sich selbst nicht akzeptieren kann, ihre eigene Homosexualität kaum eingestehen möchte und an jeglichen Versuchen dazuzugehören scheitert. Sie leidet an schweren seelischen Problemen.
“Die zehn Jahre nach Abschluss der Oberschule verbringt Nagata mit einem Gefühl des Erstickens. Um sich daraus zu befreien, beschließt sie, endlich ihrer sexuellen Neigung nachzugehen und sich in die Arme einer lesbischen Prostituierten zu begeben. Ein offenherziges Bekenntnis einer Frau, die bis an ihre Grenzen geht und mutig neue Wege einschlägt.” (Klappentext)
Sexuelle Neigungen und Illusionen
Es ist nicht selten, dass Menschen erst jenseits der Jugend den eigenen sexuellen Neigungen nachgehen. Queer und damit vermeintlich anders zu sein, kommt oft noch herausfordernd hinzu. Die lesbischen Sex-Szenen im Manga dienen vielleicht aus diesem Grund nicht der Erotik, sondern räumen mit der Illusion auf, dass irgendwann alles plötzlich ganz einfach wird.
“In den bisherigen 28 Jahren war Sex für mich tabu gewesen. Jetzt wurde mir klar, dass ich da nicht so schnell umschalten und mir meine Wünsche klarmachen konnte.”
Es wird leichter. Einfach jedoch, wird es nie.
Und so schrieb eine begeisterte Leserin in einem Comic-Forum, dass sich niemand so eine Geschichte einfach ausdenken könne. Nur wer es selbst erlebt habe, würde so echt und lebendig darüber schreiben. Nagata macht sich ihre eigene Lebenserfahrung zu nutze und auch wenn “Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit” nichts für zarte Gemüter ist: unter der Frustration, der Angst und der Scham steckt ein tiefer, inspirierender Lebenshunger.
“Der Kontinent, von dem ich geglaubt hatte, ihn nie betreten zu können … hatte am Abend zuvor an meine bisherige Welt angedockt. Das Atmen fiel mir leichter.”
Das Atmen fiel mir bei der Lektüre tatsächlich nicht immer leichter. Es ist kein Unterhaltungswerk mit Spaßfaktor und in einem Manga über Suizid und Depression zu lesen, kann schon ziemlich erdrückend sein. Manchmal braucht es aber genau solche harten Zeilen und Geschichten, um uns auf- und wachzurütteln. Insofern gebe ich hier eine klare Leseempfehlung.
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Du bist mir nicht gleichgültig!
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Titel: „Bruchstücke“
Autorin: Nanae Aoyama
Verlag: cass
Warst du schon mal einem Menschen so richtig gleichgültig und hat dich das zur Weißglut gebracht? Oder gab es bereits jemanden in deinem Leben, der dir mehr Aufmerksamkeit entgegenbrachte als du selbst für sie oder ihn aufbringen konntest? Zwischenmenschliche Beziehungen entwickeln sich oft nicht synchron und das auszuhalten, müssen wir lernen.
Von Menschen und Konflikten
Ich mag Literatur, die menschliche und zwischenmenschliche Konflikte ohne großes Drama beleuchtet. Geschichten, die nahe gehen ohne komplett aufzurütteln. Charaktere und Handlungen mit Tiefsinn, aber ohne die Zerrissenheit, die dramatischen Werken anhaftet.
“Mein Vater, von weitem nicht mehr als ein Wattestäbchen, winkte mir zu. So begann der Tag.”
Wer Haruki Murakami gerne liest, kennt vielleicht auch Autor*innen wie Banana Yoshimoto und Hiromi Kawakami, oder sollte zumindest mal einen neugierigen Blick auf ihre Werke werfen. Und jetzt kommt ein neuer Name auf meine Favouritenliste japanischer Literatur:
Nanae Aoyama hat bereits in ihren Zwanzigern renommierte Literaturpreise für ihre Werke erhalten. Die Japanerin lebt in Tokyo und zeichnet in ihren Werken ein nahbares und faszinierendes Bild ihrer Generation.
Achtsamkeit
In “Bruchstücke” bekommen wir drei Kurzgeschichten der Autorin zu lesen, die viel von der japanischen Ruhe und Achtsamkeit vermitteln, dabei jedoch so überlegt und herausfordernd wirken.
“Wieso willst du dich trennen?”
Da Farina hartnäckig schwieg, rüttelte ich sie an der Schulter. Sie sah mich an, als hätte sie mich jetzt erst bemerkt.
“Ich habe mich verliebt. Aber vorher will ich die Sache mit dir aus der Welt schaffen.”
Neben der Sprache und dem gelassenen – beinahe unbeeindruckten Ton, begeistert mich die Art und Weise wie hier Charaktere und ihre Handlungen völlig skandalfrei und doch so mitreißend skizziert werden. Als Leserin fühle ich mich fast ein bisschen beklommen, so nahe komme ich den Figuren.
Wie geht unbeschwert?
“Was machte die Leute, die hier wohnten, glücklich? Äpfel pflücken, Glühwürmchen beobachten, mit dem Fahrrad herumkurven? Oder verkrochen sie sich trotz dieser friedlichen, sanften Landschaft in ihren Häusern und surften im Internet? Meinen Gedanken nachhängend, schlenderte ich weiter.”
Das Alltägliche bildet in diesen Geschichten den Fokus und das gleichzeitig schwermütig, aber auch unbeschwert. Wie das zusammen gelingen soll? Am Besten, du machst dir selbst ein Bild:
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Bücher, die dir helfen dein Leben zu verändern?
Hier geht's zum Motivations-Paket!Nicole Just liest | Interview
Person des öffentlichen Lesens: Nicole Just
In Büchern steckt das Potenzial, unser Leben zu verändern. Hier verraten dir Menschen aus dem öffentlichen Leben, welche Rolle Bücher und Literatur in ihrem Leben spielen.
Person des öffentlichen Lesens: Nicole Just
In Büchern steckt das Potenzial, unser Leben zu verändern. Hier verraten dir Menschen aus dem öffentlichen Leben, welche Rolle Bücher und Literatur in ihrem Leben spielen.
Kochbuch-Autorin und Ernährungsberaterin Nicole Just lebt vor, wie spannend vegane Ernährung und Lifestyle sein kann. Als La Veganista hat sie bereits zahlreiche Kochbücher veröffentlicht, sie tritt regelmäßig im Fernsehen auf und gibt inspirierende Kochkurse.
Foto: © Tim Wendrich
Kochbuch-Autorin und Ernährungsberaterin Nicole Just lebt vor, wie spannend vegane Ernährung und Lifestyle sein kann. Als La Veganista hat sie bereits zahlreiche Kochbücher veröffentlicht, sie tritt regelmäßig im Fernsehen auf und gibt inspirierende Kochkurse.
Foto: © Tim Wendrich
Du könntest mit einer Romanfigur einmal die ganze Nacht durchquatschen. Mit wem würdest du das gerne tun und worüber würdet ihr reden?
Mein letzter Roman ist ehrlich gesagt sehr lange her. Viel lieber als mit einer Romanfigur, würde ich mit einer Autorin reden: Da fallen mir nämlich spontan zwei inspirierende Frauen ein, deren Bücher ich verschlungen habe: Sibylle Berg und Karen Duve. Reden würde ich mit diesen interessanten Menschen gern über alles, was einem während einer Nacht so in den Sinn kommt.
Welchen Ort verbindest du auf besondere Weise mit Literatur? Dieser kann real, virtuell oder ausgedacht sein.
Das Sofa. Es gibt ja Menschen, die lesen in extra eingerichteten „Leseecken“ oder wünschen sich eine eigene Bibliothek mit so einem riesigen Ohrensessel. Für mich ist Lesen nur dann entspannend, wenn ich dabei auf dem Sofa lümmeln kann. Das kommt sicher auch daher, dass ich meistens im Winter lese und dann einfach die Gemütlichkeit brauche.
Gib den kommenden 6 Monaten deines Lebens einen eigenen Romantitel!
Hm…vielleicht „Rollenwechsel“ oder „Windeln im Wind“?! 😉 Ich werde in Kürze zum ersten Mal Mutter und merke, dass das die größte Veränderung in meinem Leben sein wird. Ich freue mich drauf, hab aber auch jede Menge Respekt davor.
Ein Mensch, der dir nahesteht, ist kürzlich ausgewandert. Welches Buch schickst du ihm als Erinnerung an dich?
„Anständig essen“ von Karen Duve 😉
Beende den Satz: Lesen ist für mich …
…einerseits alltäglicher Begleiter bei der Aufnahme neuer Informationen und andererseits Luxus, wenn es um Belletristik geht.