Philosophische Texte lesen? Na klar! | Gastbeitrag von Philipp Kroiss
Philosophische Texte lesen? Na klar!
Gastartikel von Leistungssportler Philipp KroissKlassiker der Philosophie: Man redet darüber, man bestaunt sie in Buchhandlungen, man bekommt sie geschenkt und lässt sie verstauben. Liest sie auch jemand? Sind sie überhaupt lesbar für den Normalsterblichen? – Einige davon sicher! Im Folgenden erfährst du von Leistungssportler und Philosophiestudent Philipp Kroiss, welche Werke sich für den Start eignen.
Welche philosophischen Werke lassen sich gut lesen?
Als ich mit 20 Lenzen übermotiviert mein Philosophie-Studium begann, führte mich mein erster Weg in die Buchhandlung. Ich brauchte Stoff. Wie immer ging ich direkt zum riesigen, gelb-leuchtenden Reclam-Regal, meinem Lieblingsplatz in jeder Buchhandlung. Ich überflog die Philosophie-Titel und schnappte mir spontan drei Büchlein, von denen ich schon mal etwas gehört hatte: Aristoteles‘ „Nikomachische Ethik“, Augustinus‘ “Confessiones“ und Kants „Metaphysik der Sitten“. Ich hatte Respekt vor den Philosophen, bildete mir aber ein, jedem von ihnen auf Anhieb folgen zu können …
Überheblichkeit führt ja nur selten zum Ziel und auch in diesem Fall brachte sie mich lediglich in eine Sackgasse. Jedes der drei Werke las ich an, durch die „Confessiones“ quälte ich mich sogar mehrere Tage, weil ich dachte, dass irgendwann der Knopf schon aufgehen würde.
Schließlich schmiss ich aber auch dieses Büchlein genervt gegen die Wand, als ich einfach nicht mehr konnte.
Die Philosophinnen und Philosophen, die intensiver und präziser als alle anderen über die großen Lebensfragen nachdenken, faszinierten mich schon immer. Namen wie Platon, Hegel oder Wittgenstein klangen wie die Namen von Allwissenden in meinen Ohren und ich wollte mich ihren Erkenntnissen unbedingt nähern.
Mein erster Versuch war jedoch definitiv der falsche …
Philosophie lesen: Wie man es besser macht
Meiner Meinung nach sollte sich jeder Mensch mit Philosophie beschäftigen. Das WIE ist allerdings entscheidend.
Ich bin nun – zehn Jahre nach meinem Ausflug in die Buchhandlung – mitten in meinem Philo-Master (ja, ich weiß, keine beeindruckende Bilanz!) und nach wie vor nicht in der Lage, die drei oben genannten Werke so verschlingend zu lesen, wie man das zum Beispiel mit gelungenen Krimis macht. Klar würde ich heute viel mehr verstehen. Aber genüsslich im Liegestuhl am Strand, nein, da hätte ich diese Bücher nicht in der Hand.
Wie liest man „die Philosophen“?
„Die Philosophen“ gibt es nicht. Manche Schriftsteller könnte man durch ihre Tiefe und ihren Forschungsdrang fast schon als Philosophen bezeichnen (so zum Beispiel Friedrich Schiller), manche Philosophen durch ihre Wortwahl und ihr erzählerisches Können wiederum als Schriftsteller (hier wäre Friedrich Nietzsche ein gutes Beispiel).
Darüber hinaus sind die Werke in ihrem Umfang, ihrer Komplexität und ihrer Sprache extrem unterschiedlich.
Viele philosophische Bücher kann ich nur mit einer Interpretationshilfe bewältigen (Kants „Kritik der Reinen Vernunft“ oder Hegels „Phänomenologie des Geistes“) und komme auch dann nur sehr schleppend voran.
Kann man Philosophen also überhaupt „einfach so“ lesen?
– Ja, man kann!
3 philosophische Texte für die Anfängerin und den Anfänger
Nur noch eine kleine Warnung vorweg: Philosophische Lektüre schließt das Mitdenken, Hinterfragen und Diskutieren (zumindest mit der Kollegin/dem Kollegen im Kopf, wenn sonst gerade keine/r in der Nähe ist) immer mit ein, auch wenn es sich – wie im Folgenden – um „leichtere“ Kost handelt. Wer nur berieselt werden möchte, ist hier fehl am Platz.
Platons Werk über den perfekten Staat ist ein absoluter Klassiker. Etwa 2400 Jahre ist das Buch nun alt und dennoch zahlt sich die Lektüre nach wie vor aus. Platon – der fast all seine Schriften in Dialogform hinterlassen hat – diskutiert das Wesen der Gerechtigkeit, den Weg zur Erkenntnis, die Organisationsformen eines Staates und vieles mehr.
Natürlich muss man kritische Distanz bewahren. Viele von Platons Thesen wären heute nicht mehr salonfähig (seine Abwertung der Demokratie zum Beispiel oder auch die vorgeschlagene Ungleichheit zwischen den verschiedenen Stämmen). Das Folgen seiner Gedankengänge ist aber spannend und zahlt sich definitiv aus. Klar hat die Forschung das Buch auf Millionen von Seiten zerlegt und vielfach interpretiert. Dennoch bleibt es – auch ohne dieses Sekundärwissen – lesbar für den Anfänger.
Detail am Rande: Das wohl bekannteste Stück Philosophie überhaupt, das man aus der Schule kennt, kommt auch hier vor. Ich spreche natürlich vom „Höhlengleichnis“.
2) Feuerbachs „Das Wesen des Christentums“
Ludwig Feuerbachs wichtigstes Werk, mit dem er Mitte des 19. Jahrhunderts zutiefst provozierte und das ihm viel Ärger einbrachte, ist wahrscheinlich das schwierigere von den drei hier präsentierten. Die Grundthese lautet, dass sich der Mensch seinen Gott selbst erschaffen hat, indem er sein eigenes Wesen veräußert und dann anbetet.
Man spricht hier auch von „anthropomorpher Projizierung“. Feuerbach macht dies deutlich, indem er christliche Mysterien wie zum Beispiel die „Dreieinigkeit“ entzaubert, indem er das Menschlich-Konstruierte darin erklärt. Für mich persönlich war dieser Zugang sehr spannend, die Lektüre kurzweilig und eine tolle erste Beschäftigung mit Religionskritik im Original.
3) Schopenhauers „Aphorismen zur Lebensweisheit“
Der für sein negatives, pessimistisches Denken bekannte Schopenhauer gibt hier eine Anleitung, wie in der so schlechten, unfairen Welt noch am ehesten ein glückliches Leben möglich sein kann. Mir gefiel sein Stil von Anfang an sehr gut. Er schreibt klar, wenn auch oft in langen Schachtelsätzen und mit vielen lateinischen und altgriechischen Einsprengseln, die er leider unübersetzt lässt.
Den begabten und geistig hoch entwickelten Naturen unterstellt er ein Nicht-Funktionieren in der Gemeinschaft. Der Begabte kann sich mit sich selbst beschäftigen, das ist sein größtes Glück, weshalb er nicht von der Langeweile geplagt wird, er hat aber eben auch das Problem, es in der Gemeinschaft nicht auszuhalten.
Eine nüchterne Ethik: Kinder soll man keine Romane lesen lassen, damit ihre Träume, die sie dort eingepflanzt bekommen, später nicht zerplatzen, wodurch sie am Leben zerbrechen könnten. Traurig irgendwie.
Auch interessant: Die größten geistigen Leistungen überhaupt sind – nach Schopenhauer – die Verdienste der Philosophie. In diesem allgemeinen Gebiet ist es am schwersten, neue Weisheiten zu finden, weil es allen am nächsten liegt. In der Biologie oder noch spezialisierteren Wissenschaften braucht es zwar ein sehr langes Studium, hat man dieses aber hinter sich gebracht, wird man gleichsam automatisch zu Ruhm gelangen und für seine Bestrebungen belohnt. In der Philosophie ist dies nicht so. Dort zählt das Genie.
Die Qual der Wahl: Ich hoffe, dass dich zumindest eines dieser drei Bücher angesprochen hat und auch du nun in das spannende Reich der Philosophie eintauchst. Falls dir der Stoff zu trocken erscheint (was er definitiv NICHT ist), sei dir vielleicht mit den Herren Camus und Sartre geholfen, zwei Philosophen des letzten Jahrhunderts, die viel von ihren philosophischen Thesen in Romane verpackt haben. Vor allem „Der Ekel“ (Sartre) und „Der Fremde“ (Camus) sind hier zu nennen, zwei Werke, die ich sehr irritierend und gerade deswegen beeindruckend fand.
Ich wünsche dir eine anregende Lektüre und viel Spaß!

Gastautor Philipp Kroiss
Philipp Kroiss ist Leistungssportler, Philosophiestudent, Autor und Blogger. Auf Gedankennomade.net versucht er, die Welt besser zu verstehen und Suchende zum Lesen, Denken und Schreiben zu bringen. Als Literaturliebhaber und Autodidakt lässt er die Leserinnen und Leser an seiner Entwicklung teilhaben und wünscht sich regen Austausch sowie gemeinsames Wachstum.
Philipp hat auch ein Buch geschrieben: „Die Lesemuffel-Therapie“.
Facebook und auf seiner Webseite.
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Bücher, die dir helfen dein Leben zu verändern?
Hier geht's zum Motivations-Paket!Was tun bei Depressionen und Angst? Diese Graphic Novel hilft weiter.
Was tun bei Depressionen und Angst? Diese Graphic Novel hilft weiter.
Wir verbinden mit einem Waldspaziergang so schöne Gedanken wie den an eine Lichtung, grünes, weiches Moos, vielleicht haben wir Erinnerungen an eine Pilzsuche oder spielten als Kind mal in einem Wald Verstecken. In der Graphic Novel “Out Of The Woods” von Brent Williams und Korkut Öztekin ist der Wald jedoch Schauplatz weniger angenehmer Gefühle und Zustände. In eindrucksvollen Bildern und Geschichten wird hier der Verlauf einer schweren Depression beschrieben. “Out Of The Woods” ist ein wichtiges Werk, das der Leserin und dem Leser auf einfühlsame Weise, Wege aus der Dunkelheit aufzeigt.
Titel: Out of the Woods
Autor: Brent Williams
Illustrator: Korkut Öztekin
Sprache: Englisch
Inzwischen gibt es auch eine deutsche Version, die du hier findest:
„Auswege“
Depression – eine unterschätzte Erkrankung
Für Deutschland schätzt die WHO die Zahl der Menschen mit Depressionen auf 4,1 Millionen, 5,2 Prozent der Bevölkerung. 4,6 Millionen Menschen lebten mit Angststörungen. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe spricht von einer Volkskrankheit. Depressionen gehörten zu den häufigsten und mit Blick auf die Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. (Quelle: Ärzteblatt)
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass die Lektüre eines Buches keine mittlere oder gar schwere Depression heilen kann. Wenn du jetzt akut Hilfe benötigst, bitte ich dich auf dieser Seite das für dich passende Hilfsangebot zu suchen und in Anspruch zu nehmen.
Was ein Buch jedoch durchaus kann, ist Perspektiven aufzeigen und Mut machen. Oft fällt es Betroffenen nicht leicht, Hilfe anzunehmen und über ihre Probleme zu sprechen. Ein feinsinniges, verständnisvolles und empathisches Buch kann die nötige Kraft vermitteln, die es braucht, weitere Schritte einzuleiten.
Angststörung und Panikattacken, Energielosigkeit und Isolation
Der Gemeinde-Anwalt Brent Williams war es gewohnt anderen zu helfen und leistungsfähig zu sein, bevor er eines Tages selbst in ein tiefes Loch fiel. Angstzustände, düstere Gedanken, Lethargie – eine schwere Depression beherrschte ihn und sein Leben.
In “Out Of The Woods” gibt der Autor ein detailliertes, authentisches und ergreifendes Bild seiner persönlichen Krankheitsgeschichte wieder. Williams brauchte einige Zeit, bis er verstand, was mit ihm passiert. Er führte ein Tagebuch und hielt seine Stimmungen darin schriftlich fest. Seine Depression bekam dadurch eine nachvollziehbare Form, war weniger nebulös und besser greifbar. Mit der Zeit verstand er auch besser die Fehler, die er machte.
Williams wollte schließlich ein Buch schreiben, um anderen Menschen zu helfen. Ihn selbst hatte die Ehrlichkeit in anderen Autobiographien inspiriert und ihm letztlich auch geholfen Einsichten über seine eigene Krankheit zu gewinnen. Echte Geschichten anderer berührten und motivierten ihn. Schon die Erstellung des Buches gemeinsam mit dem Illustrator Korkut Öztekin stellte eine Form von Kunsttherapie für den Autor dar.
Eine Graphic Novel, die Betroffenen Perspektiven aufzeigt
“Out Of The Woods” ist ein kraftvolles Werk. Während andere Menschen vielleicht kaum noch an dich rankommen, weil du dich abschirmst und dich isolierst, können Bilder und behutsame Worte einen Zugang zu dir finden. Echte Geschichten sind manchmal nahbarer als reine Fach- und Sachbücher, weil sie das Gefühl vermitteln, mit einem Problem nicht alleine zu sein.
Die Farben und Bilder der Graphic Novel leiten die Leserin und den Leser durch die verschiedenen Stadien einer Depression, beschönigen dabei nicht, geben jedoch Hilfestellungen und helfen letztlich, weitere Schritte einzuleiten und professionelle Hilfe anzunehmen.
Vielleicht möchtest du dir selbst ein Bild davon machen?
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Hier geht's zum Motivations-Paket!Die besten Kindle Angebote beim Amazon Black Friday [2018]
Die besten Kindle Angebote beim Amazon Black Friday [2018]
Bist du auch manchmal so eine Schnäppchenjägerin? Ich schon. Zumindest gebe ich nicht unnötig mehr Geld für etwas aus, was ich mir sowieso kaufen möchte. Dann kann ich sehr geduldig sein und schon mal Wochen oder sogar Monate auf ein geeignetes Angebot warten.
Black Friday und die Cyber Monday Woche
Natürlich lese ich sehr viele Bücher in Papierform, aber eben nicht alle und wenn ich digital lese, ist es mir einfach nicht egal welche Qualität meine Lese-Erfahrungen haben. Mir ist wichtig, einen wirklich guten E-Reader zu benutzen.
Und jetzt ist es soweit! Wir haben Black Friday und die Cyber Monday Woche und ich habe für dich (und mich) die besten Kindle-Deals und andere eBook-Reader rausgesucht. Solltest du Amazon-Kundin oder Amazon-Kunde sein, kannst du dir so erhebliche Rabatte sichern und dank mir auch noch ein bisschen Zeit bei der Recherche sparen.
Der neue Kindle Paperwhite
Amazon aktualisiert seine Angebote im Laufe der Woche und ich werde diesen Artikel auch entsprechend anpassen.
Alle Angebote sind zeitlich begrenzt. Mengenmäßig auch. Wenn Du Interesse an einem Produkt hast, solltest du deshalb nicht allzu lange zögern.
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Hier geht's zum Motivations-Paket!Falsche Männlichkeit: das große Missverständnis
Falsche Männlichkeit: das große Missverständnis
Kaum etwas ist so klischeebeladen wie das Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Anschaulich (und teilweise grotesk) wird im Fernsehen, Büchern, Serien das erwünschte Gebaren der Männer und das vermeintliche Verhalten von Frauen dargestellt. Frauen sind so, Männer müssen so und so sein. Neben Vorurteilen und Unterstellungen prägen demnach eine Menge Erwartungen unsere Vorstellungen der unterschiedlichen Gender und skizzieren klare Rollenbilder, die im Grunde nur falsch sein können. “Wann ist ein Mann ein Mann?”, sang einst Herbert Grönemeyer. Dass wir auf diese Frage eigentlich keine Antwort mehr brauchen, erfahren wir von Nickolas Butler in seinem Epochenroman “Die Herzen der Männer”.
Was ist Männlichkeit?
In “Die Herzen der Männer” lernen wir verschiedene Männer kennen, ihre Bedürfnisse, Ängste, Hoffnungen. Wir erfahren, wie schwer es oft fällt, die Person zu sein, von der wir glauben, dass wir sie sein müssen. Einige Protagonisten scheinen einen moralischen Kompass zu besitzen, andere wiederum sind verkommen, aggressiv und orientierungslos.
Sie gehen sehr unterschiedlich mit sich selbst, mit Frauen, mit anderen Männern und der Umwelt um. Etwas jedoch verbindet sie. Vielleicht ließe sich diese Verbindung mit dem Begriff “Sehnsucht” ausdrücken.
Väter, Söhne, Ehemänner und Soldaten
“Die Herzen der Männer” zog mich von Anfang an in seinen Bann. An manchen Abenden wollte ich meinen E-Reader kaum noch aus der Hand legen, so sehr vereinnahmte mich das Leben von Nelson, Jonathan, Trevor usw. Mit besonderer Empathie skizziert Nickolas Butler die miteinander verschlungenen Schicksale.
Beim Deutschlandfunk las ich jüngst ein sehr interessantes Interview mit dem Autor. Hier ein Zitat von Butler über sein Werk:
Worum es mir selber in dem Roman vor allem geht, ist der Versuch, besser meinen eigenen Vater verstehen zu können und auch herauszufinden, was ich für ein Vater und für ein Ehemann selber sein möchte. Im Buch geht es um die verschiedenen Formen der Männlichkeit, wie schädlich sie sein kann, wie gefährlich sie sein kann, aber auch, wie wichtig […]. Quelle: Deutschlandfunk Kultur
Ein häufiges Motiv im Roman sind die festgefahrenen Vorstellungen einiger Protagonisten über das Leben. Der Autor fragt dabei implizit: Wozu baut ihr euch selbst dieses Gefängnis? Was wollt ihr vom Leben? Welcher Mensch möchtest du sein? Mit der Lektüre wurde die Antwort darauf für mich immer leichter.
Es ist möglich anders zu sein und anders zu funktionieren. Männer dürfen liebevoll mit sich umgehen. Was, wenn du einfach mal nachsichtiger bist und weniger auf Erwartungen gibst?
“Die Herzen der Männer” macht Mut flexibel zu sein, neue Wege auszuprobieren und stärkt das Verständnis für die Menschen, von denen wir umgeben sind.
Unsicherheit, Schüchternheit, Mitgefühl – das muss dann alles keine Schwäche mehr sein. Dieser starke Roman gehört für mich auf jeden Nachttisch. Für Männer, für Frauen und für alle anderen denkbaren Gender. Für mich war es eine Lesefreude der ganz besonderen Art.
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Hier geht's zum Motivations-Paket!Zuversicht ist gut, Selbstvertrauen ist besser
Zuversicht ist gut, Selbstvertrauen ist besser
“Leg das weg, du machst ja alles kaputt!” “Bewirb dich da bloß nicht, ich möchte dir die Enttäuschung einer Absage einfach ersparen!” ”Lass das sein, das wird eh nichts!” Autsch! Sowas zu hören, tut weh! Und trotzdem sagen wir ähnliche Sätze immer mal wieder zu anderen und – viel schlimmer noch – zu uns selbst. Darf und muss aber so nicht sein! Janis McDavid berichtet in seiner Autobiographie “Dein bestes Leben” darüber, wie Grenzen überwunden werden und motiviert uns, an uns zu glauben.
“Vom Mut, über sich hinauszuwachsen und Unmögliches möglich zu machen!”
Janis McDavid wurde ohne Arme und Beine geboren. Behinderungen machen einen Menschen nicht aus und so lautet auch McDavids Lebensmotto: “Ich kann viel mehr, wenn ihr mich nicht behindert!”. Das Fehlen seiner Extremitäten sollte an dieser Stelle trotzdem Erwähnung finden, denn hierin besteht das motivierende Potenzial des Buches. McDavid studiert, er fährt Auto, reist und tritt als Speaker bei großen Veranstaltungen auf.
Eltern, die Kraft schenken und Zuversicht geben
“Dass etwas nicht geht, nur weil ich keine Arme und Beine habe, ließen weder mein Vater noch meine Mutter jemals gelten. […] Meine Eltern hätten ja auch das Gegenteil machen können. Sie hätten mich von vorne bis hinten betütteln und in Watte packen können. Aber genau das taten sie zum Glück nicht, sondern haben mir so wenig wie möglich geholfen. […] mittlerweile weiß ich, dass genau dieses Verhalten das Beste war, was mir meine Eltern mit auf den Weg geben konnten.”
McDavid beschreibt in seinem Buch authentisch und nachvollziehbar vor welche Herausforderungen ihn das Leben stellte. Wir erfahren in seiner Autobiographie, dass viel mehr möglich ist, als wir glauben und dass sich der Kampf gegen die eigenen Vorurteile auf jeden Fall lohnt.
Es ist wichtig, dass andere uns Zuversicht geben, aber noch wichtiger ist es, dass wir selbst uns etwas zutrauen. Oft sind nämlich wir selbst der begrenzende Faktor, Blockaden, die wir uns antrainiert haben, aber es lohnt, diese Stück für Stück abzubauen.
Optimismus lässt sich trainieren
Nicht jeder kann von sich behaupten, ein optimistischer Mensch zu sein. Auch Motivation ist nicht jeder Person einfach so gegeben. Manche Menschen haben viel durchgemacht, leiden an Selbstzweifeln oder kommen aus anderen Gründen einfach nicht aus sich heraus. Vielleicht wurde uns früher eingeredet, dass wir dieses oder jenes nicht können.
Manche Glaubenssätze haben sich ganz tief eingebrannt und sie zu überwinden, verlangt uns einiges ab. Sowohl Optimismus als auch Motivation können wir jedoch trainieren und gute Bücher wirken dabei unterstützend.
“Ich versuche, mich nicht in einer endlosen Negativspirale zu verlieren. Der Optimismus, den ich dadurch ausstrahle, wird erkannt und zurückgegeben.”
Janis McDavids Autobiographie schenkt Pessimismus geplagten Geistern dieser Zeit Hoffnung und ist ein leuchtendes Beispiel in Sachen Lebenszufriedenheit.
“Ich versuche einfach, offen und selbstbewusst auf die Menschen, die ich treffe, zuzugehen und mein Leben nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Und die sind weit entfernt von Frau, Familie, Haus mit Vorgarten, Apfelbaum und einem grauen Kombi in der verstaubten Garage.” Wir müssen nicht sein wie andere und schon gar nicht funktionieren wie andere, um ein gutes Leben zu leben. “Bis heute bringe ich immer wieder Ideen auf den Tisch, initiiere Themen, treibe etwas voran. Dazu braucht es keinen Körper mit Extremitäten. Was es braucht, ist ein Ich, Mut […].”
Danke, Janis Mcdavid, dass du uns mit deinem Buch Einblick in dein Leben gewährst und geholfen hast, unseren Horizont zu erweitern. Es zeigt sich, dass alles eine Frage der Perspektive ist. Leben und Erfolg, Selbstvertrauen und Zuversicht.
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Hier geht's zum Motivations-Paket!Diagnose Epilepsie: Wie eine Krankheit alles verändert
Diagnose Epilepsie: Wie eine Krankheit alles verändert
Was tun wir, wenn wir jahrelang einen Traum verfolgen, alles dafür opfern und ihn dann jäh zerbrechen sehen? Vorstellbar sind hier zwei Szenarien: Wir vergehen innerlich, weil wir die hoch gesteckten Erwartungen an uns selbst nicht erfüllen konnten, oder wir stehen auf und kämpfen für unseren Traum. Aber manchmal ist das Leben stärker und verfolgt seinen eigenen Plan. Dann können wir noch so sehr kämpfen, unser Ziel erreichen wir trotzdem nicht.
In “Tigerherz” von Lucas Fischer und Katrin Sutter erfahren wir etwas über den Weg danach. Darüber wie es weitergehen kann und dass es weitergehen muss, auch wenn der Abschied von dem persönlichen Lebenstraum so unendlich schwer fällt.

Diagnose: Epilepsie
Lucas Fischer kennt Entbehrungen. Viele Jahre seiner Kindheit und Jugend opferte er seiner Karriere als Kunstturner, gewann Wettkämpfe und trainierte bis zu 30 Stunden pro Woche. Freunde, Hobbies und Partys? Fehlanzeige.
“Am Anfang weiß man nicht, warum man turnt. Man tut es einfach, weil man es immer tat. Das war unsere Welt, die meiner Eltern, die meines Bruders und meine. Am Anfang ist es einfach nur Spass, ein riesengrosser Spielplatz – und dann plötzlich wird es ernst.”
Als Lucas Fischer die Diagnose Epilepsie bekam, war das schmerzhaft. Der Abschied von seinem Traum vollzog sich dann schleichend, war aber bald endgültig und Alternativen mussten her. In “Tigerherz” beschreibt Katrin Sutter einfühlsam und hautnah Lucas Fischers Geschichte, seine Ängste, seine Hoffnungen und seine Entwicklung vom jungen, hochgelobten Kunstturner bis zum Star der “Lucas-Fischer-Show”.
Jeder hat ein Tigerherz
“Habt Mut, zu fühlen, Mut, für euch selber zu kämpfen, und vor allem Mut, zu träumen! Gebt nicht auf und findet einen Weg durch das Labyrinth im Leben. Jeder hat es, jeder kann es zum Leben erwecken und jeder kann es zum Brüllen bringen … jeder hat ein – Tigerherz!”
“Tigerherz” ist nicht was ich erwartet hatte. Nicht die typische Geschichte des Gefallenen, der sich sammelt und dann hochmotiviert einen neuen Weg einschlägt. “Tigerherz” bringt uns ganz nah an die seelische Abbruchkante eines jungen Menschen heran, der verzweifelt ist und sich nicht scheut, diese Verzweiflung öffentlich zu machen. Wir erfahren etwas darüber, wie es ist mit Epilepsie zu leben – eine der häufigsten chronischen neurologischen Erkrankungen. Wir erfahren wie es ist, einer Krankheit ausgeliefert zu sein und die Kontrolle abgeben zu müssen.
“Als ich es realisierte, war das brutal für mich. Ich wusste, alle haben zugeschaut. Ich fühlte mich irgendwie … schwierig zu beschreiben, ich weiss nicht … ausgeliefert ist wohl das treffendste Wort. Es war ein Gefühl der Nacktheit. Du bist völlig wehrlos, du kannst gar nichts machen, hast keine Kontrolle über deinen Körper und alle Turnerkollegen bekommen es mit.”
Die Autorin Katrin Sutter hat ein authentisches, lebensnahes Bild gezeichnet. Lucas Fischers Geschichte geht nah und macht Mut. Mut den wir brauchen, wenn wir Stück für Stück loslassen und einen Traum hinter uns lassen. Es ist ein Aufbruch ins Ungewisse, doch neue Ziele zu stecken und neuen Träumen Raum zu lassen….das ist der Weg von Lucas Fischer. Und er bewegt.
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Bücher, die dir helfen dein Leben zu verändern?
Hier geht's zum Motivations-Paket!Veranstaltungen für Buchmenschen: Wo ist was los? | Gastartikel von Jasmin Zipperling
Veranstaltungen für Buchmenschen: Wo ist was los?
Diese wichtigen Veranstaltungen für Buchmenschen, AutorInnen, LeserInnen und alle Kulturinteressierten solltest du nicht verpassen! | Gastartikel von Autorin Jasmin ZipperlingReichweite auf den Social Media-Kanälen zu generieren ist toll. Aber wenn man die Menschen aus der Buchbranche wirklich kennenlernen und sich mit ihnen vernetzen möchte, geht nichts über den persönlichen Kontakt. Man fühlt sich einander eher verbunden, wenn man „den richtigen Mensch“ im realen Leben getroffen hat. Okay … Wie mache ich das? Wo kann ich anderen Buchmenschen begegnen? Gastautorin Jasmin Zipperling erzählt euch von ganz besonderen Veranstaltungen und Treffen.

müde AutorInnen auf der Buchmesse | © Kaddy KD
1. Die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt
Klar, das sind die Klassiker. Große Hallen gefüllt mit Ständen von Vereinen, Verlagen sowie Autorinnen und Autoren. Jede Menge Bücher. Jede Menge Veranstaltungen. Jede Menge Menschen. Frankfurt ist die größte Buchmesse der Welt, Leipzig kleiner und familiärer.
Do: Stände und Veranstaltungen besuchen, sich mit anderen austauschen.
Don’t: Mit dem Manuskript unterm Arm auf LektorInnen oder AgentInnen lauern. / Auch suboptimal: Nicht klar definierte Treffpunkte vereinbaren („an der Rolltreppe“ – Alter Falter! An WELCHER Rolltreppe, verdammte Axt?!).
2. LitBlog Convention

© Jennifer Hilden
Die LitBlog Convention ist primär für BloggerInnen, eher weniger für AutorInnen gedacht. Es ist aber die ideale Veranstaltung, wenn man BloggerInnen kennenlernen möchte. Einige Verlage organisieren diese Veranstaltungen im Zusammenschluss. Veranstaltungsort ist Bastei Lübbe in Köln (liegt zwar auf der falschen Rheinseite, aber da kann man ja mal tolerant sein). Mehrere Panel zu verschiedenen Themen finden gleichzeitig statt – man muss sich also entscheiden, woran man wann teilnehmen möchte. Pluspunkt: Im Foyer gibt’s WLAN.
Do: Ohne Hintergedanken Kontakt zu BuchbloggerInnen suchen, zusammen Spaß an Büchern haben und aufmerksam zuhören.
Don’t: BuchbloggerInnen direkt mit dem eigenen Buch überfallen. / Sich als Autorin oder Autor darüber auskotzen, dass die ach-so-bösen-Buchblogs das eigene Buch nicht besprechen.
3. Self-Publishing-Day
Der Self-Publishing-Day ist eine Veranstaltung für verlagsunabhängige AutorInnen, die in jedem Jahr in einer anderen Stadt stattfindet. 2019 wird es Nürnberg sein. Es gibt interessante Vorträge und Workshops – und dadurch, dass die Veranstaltung kleiner ist, als zum Beispiel eine Buchmesse, kann man die Distributoren und VereinsvertreterInnen vor Ort ausführlicher zu ihren Angeboten befragen. Der Eintritt ist allerdings dreistellig. Je früher man sein Ticket kauft, desto günstiger ist es. Mit der Zeit und mit immer mehr feststehenden Programmpunkten steigen die Ticketpreise. Dadurch sind allerdings auch nur die Menschen vor Ort, die sich wirklich professionell mit dem Thema Selfpublishing auseinandersetzen möchten.
Do: Informationen einholen, sich austauschen, Kontakte knüpfen und Wochen vorher mal nachschauen, ob in der Stadt im Rahmen des Selfpublishing Day noch andere Veranstaltungen stattfinden. 2017 in Hamburg gab es zum Beispiel am Abend vorher eine Produktionsführung bei BoD. Da hat sich eine frühere Anreise definitiv gelohnt.
Don’t: Sich nicht rechtzeitig anschauen, in welche Workshops man gehen möchte – nachher ist alles ausgebucht und man kann nur noch teilnehmen, wo Platz ist. / Selfpublishing belächeln. Viele Selfpublisher arbeiten hochprofessionell und entscheiden sich bewusst für mehr Entscheidungsfreiheit und somit die Veröffentlichung ohne Verlag.
4. Literaturcamps
Ein Barcamp ist eine so genannte „Unkonferenz“, ein Litcamp hat einen Bücherschwerpunkt. Alle TeilnehmerInnen sind potentielle TeilGEBERInnen. Denn jede und jeder weiß etwas. Das Programm des Litcamps entsteht erst vor Ort. Nach der Vorstellungsrunde (ja, auch mit 200 Leuten – so will es das Gesetz!) reihen sich die Leute in eine Schlange, die eine Session anbieten möchten:
„Hallo, mein Name ist Jasmin und ich möchte gerne eine Session dazu anbieten, wie cool der Blog von Literaturpower ist. Wer hätte daran Interesse?“
– Woooooosh! Alle Hände schießen in die Höhe. Da muss mir das Orgateam des Litcamps wohl einen großen Sessionraum zuweisen. So entsteht der Sessionplan und schließlich muss man sich entscheiden, an welchen Sessions man teilnimmt.
Nehmt alle mal an einem Litcamp teil, es ist ein dynamisches Veranstaltungsformat und saucool. Es gibt Litcamps in Bonn, Hamburg, Heidelberg und ab 2019 auch in Berlin. Alle Litcamps außer Bonn dauern zwei Tage. Und wenn ihr einem meiner Lifehacks folgen wollt: Meldet euch als freiwillige HelferInnen (so genannte „Engel“ bzw. in Hamburg „die freundlichen Punks aus der Nachbarschaft“) und baut die Veranstaltung am Tag zuvor mit auf. Dann kennt ihr auf dem Litcamp nämlich schon einmal die anderen HelferInnen und das Orga-Team. So steht ihr am nächsten Tag nicht in einem Raum mit lauter Fremden, weil ihr schon längst dazugehört – das ist viel angenehmer. Nachteil: Wenn man nach dem Litcamp wieder heimfährt, hat man das Gefühl, man verlässt seine Familie.
Do: Die Ticketwellen rechtzeitig abpassen, um ein Ticket zu ergattern. Wenn möglich, ein Förderticket kaufen, da sich das Orgateam immer den ist-ja-gut-ich-sag’s-ja-nicht aufreißt, um das Litcamp auf die Beine zu stellen. / Sessions besuchen oder sogar selbst anbieten, mit Menschen ins Gespräch kommen – Litcamps sind die perfekten Veranstaltungen, um das eigene Netzwerk zu erweitern. / Twittern und posten – denn Regel Nummer 1 lautet: Du redest über das Barcamp! Und benutzt den Hashtag, verdammte Axt!
Don’t: Auf andere TeilnehmerInnen herabschauen, weil sie noch nicht so viele Bücher veröffentlicht haben wie ihr oder in einem anderen Genre schreiben oder oder oder … Auf einem Litcamp begegnet man sich auf Augenhöhe!

Autorinnen Kathy Wild und Jasmin Zipperling
5. Genre-bezogene und Ereignis-abhängige Veranstaltungen
Es gibt einige Genre-bezogene Veranstaltungen, bei denen es sich sicher lohnt, das eine oder andere Mal dabei zu sein. Man vertieft die eigenen Kenntnisse und lernt Kolleginnen und Kollegen kennen, die im selben Genre unterwegs sind.
Liebesromane
In Berlin gibt es die Loveletter Convention. Es ist eine zweitägige Veranstaltung (die Tage sind auch einzeln buchbar), an denen man Liebesroman-Autorinnen und -Autoren (auch international) treffen oder Workshops besuchen kann. Ich habe einmal an einem Workshop teilgenommen, bei dem es darum ging, eine Kussszene zu schreiben. Allerdings hat meine Szene damit geendet, das jemandem ein Messer in der Kehle – na ja, es gibt noch andere Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt Liebesroman. Die LitLove in München zum Beispiel. Auch hier trifft man Liebesroman-Autorinnen und -Autoren. Es gibt Lesungen, Podiumsdiskussionen und Workshops. Ausgerichtet wird die Veranstaltung von Random House. Auch hier kann man sich Tickets für das ganze Wochenende oder für einen einzelnen Tag kaufen.
Krimis
Die Criminale ist das größte Krimi-Branchentreffen Europas. Das Syndikat (eine Krimi-Vereinigung) organisiert die Veranstaltung jedes Jahr. Sie dauert mehrere Tage und bietet Workshops und Podiumsdiskussionen an. Schreibt man gerne Krimis, sollte man die Criminale definitiv besuchen. Höhepunkt ist übrigens immer die Verleihung des Glauser-Preises.
Fantasy
Ich gebe zu, dass Fantasy nicht mein Spezialgebiet ist, aber wenigstens möchte ich erwähnen, was es so gibt: die Phantastika, verschiedene Conventions (dort trifft man auch Autorinnen und Autoren, aber nicht nur) oder zum Beispiel das PAN-Branchentreffen, an dem ich 2018 selbst sehr gerne teilgenommen habe.
Kinderbücher
Wer Kinderbücher schreibt und veröffentlicht, fliegt einmal im Jahr nach Italien! Denn die Kinderbuchmesse findet jedes Jahr im Frühjahr in Bologna statt. Möchte man lieber auf deutschem Boden bleiben, geht es in die nördliche Richtung zur Kinderbuchmesse, kurz „KIBUM“, nach Oldenburg. Übrigens haben sich die Kinder- und Jugendbuchautorinnen und -autoren Deutschlands in den letzten Jahren stark vernetzt und zu einem Bundeskongress zusammengeschlossen. Treffen finden immer einen Tag vor den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt statt.
Horror, Historische Romane und andere Genre
Hm … Rund um Horror gibt es sicher die eine oder andere Veranstaltung um Halloween. Aber für zum Beispiel historische Romane kenne ich tatsächlich noch keine Veranstaltung. Gibt es so etwas nicht? Wenn nein: Hallo?! Kann das bitte mal einer organisieren? Bedarf besteht sicher. Falls doch: Wieso weiß ich davon nichts? Pf …
Ereignis-abhängige Veranstaltungen
Manchmal findet eine Veranstaltung in keinem regelmäßigen Turnus statt, sondern aufgrund eines bestimmten Anlasses. 2018 hat der Distributor Books on Demand zum Beispiel sein 20-jähriges Jubiläum veranstaltet. Es gab Diskussionsrunden, WLAN, eine Ausstellung, WLAN, Workshops, eine Produktionsführung und hab ich das WLAN erwähnt?! Es war eine tolle Veranstaltung und ich bin froh, dass ich dabei sein durfte.
Do: Gerne auch mal eine Veranstaltung zu einem fremden Genre besuchen! Über den Tellerrand zu schauen ist immer super (Grüße gehen raus an Christian Milkus, der mich 2017 zu einem Fantasy-Vortrag von Elea Brandt geschleppt hat – an dem Tag habe ich verstanden, wie sehr Fantasy-AutorInnen schuften!).
Don’t: Sich solche Veranstaltungen dauernd durch die Lappen gehen zu lassen. Dort eröffnen sich Möglichkeiten!

© Jessica Halermöller, BoD
6. Autorenstammtische und sonstige Treffen
Okay, ich habe leider keinen Platz mehr, weil ich mich so gerne an die maximale Wortzahl für diesen Blogbeitrag halten möchte. Machen wir es einfach so: Falls ihr in der Nähe einer größeren Stadt wohnt, gibt es dort sicher auch einen Autorenstammtisch oder ein Regionaltreffen. Schreibt mir und ich kann schauen oder fragen, was es da gibt und euch einen Kontakt vermitteln.
7. Der Veranstaltungskalender auf Orbanism
Natürlich kann ich in diesem Blogbeitrag nur einige Veranstaltungen nennen, aber ihr könnt euch bei Interesse gerne mal durch das Eventverzeichnis von Orbanism wühlen. Da findet ihr noch viel mehr: Orbanism.
Abschließend …
Der persönliche Kontakt geht immer noch über alles. Veranstaltungen zu besuchen und sich mit Menschen aus der Branche zu vernetzen und auszutauschen eröffnet wunderbare Möglichkeiten. Auf Veranstaltungen habe ich meinen ersten Auftrag für einen Federwelt-Artikel und meinen Vertrag mit einer Literaturagentur ergattert. Ich wünsche euch, dass sich auf solchen Veranstaltungen auch Wege für euch ebnen. In diesem Sinne: Vielleicht sehen wir uns 2019 mal live.
Schreibt gerne in die Kommentare, wenn ihr noch andere tolle Veranstaltungen kennt! Welche Buchmenschen habt ihr auf solchen Treffen schon persönlich kennengelernt? Und welche Events wünscht ihr euch, die es so noch nicht gibt?

Gastautorin Jasmin Zipperling
Jasmin „Zippi“ Zipperling ist Autorin, Bloggerin, bekennende Twitterina und kinderschokoladensüchtig. Seit Ende 2015 ist sie Teammitglied der „Autorenwelt“ und seit Mitte 2016 freies Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift „Federwelt“. Sie besucht für ihr Leben gerne buchbezogene Veranstaltungen und petzt ihrer Chefredakteurin hinterher, welche Neuigkeiten sie aufgeschnappt hat.
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Bewältigungsstrategien der AussteigerInnen: Isolation oder Freiheit?
Manchmal gibt es diese Tage: Tausend Gedanken, aber keinen Plan wie dieses oder jenes Problem angegangen werden kann. Da gilt das Prinzip der kleinen Schritte. Zunächst zur Ruhe kommen. Meditation. Distanz zum Problemfeld aufbauen. Sich ein Zeitfenster setzen. Dann Fakten schaffen. Dabei aber den Überblick nicht verlieren.
Was machen jedoch Menschen, die diesen Überblick gänzlich verloren haben? Oder Menschen, die ihn nie hatten? Wie gehen Kinder mit Sorgen und Problemen um, deren Kontext sie nicht durchschauen und verstehen, geschweige denn, dass sie Lösungsstrategien entwickeln könnten? Simone Hirth skizziert in “Bananama” eine Kleinfamilie, deren Aussteigertum die Sorgen nicht schwinden lässt.
Menschen, die etwas ändern wollen
Simone Hirth hat selbst Erfahrungen als Aussteigerin gesammelt. Dabei musste sie feststellen, dass gerade in diesem Umfeld besonders viele Konflikte und Widersprüche bestehen. Ihre persönlichen Erfahrungen waren nicht nur positiv. Positiv ist jedoch die Art und Weise, wie die preisgekrönte Schriftstellerin ihre Eindrücke in ihrem zweiten Roman verarbeitet hat.
„Bananama“ ist die Anatomie einer Kleinfamilie. Die Geschichte vermittelt Verständnis und Mitgefühl für die Menschen, die sich nach Veränderung in ihrem Leben sehnen. Wieviel Gesellschaftskritik dahinter steckt , muss jede Leserin und jeder Leser für sich selbst herausfinden. Aber diese Darstellung ist nicht einseitig. Die Schattenseiten einer Existenz fernab von Gesellschaft und normalem Alltag kommen ebenso zur Geltung.
Ein Leben in Isolation
Wir erfahren von einem Mädchen, aus dessen Sicht die ganze Geschichte erzählt wird. Einen Namen erfahren wir nicht. Auch kein Alter. Das Mädchen ist jedoch noch keine 10 Jahre alt, denn sonst dürfte sie vielleicht das Internet benutzen. Sie darf es erst wenn sie 10 ist. Ihre beiden Aussteiger-Eltern nutzen das Internet oft, um ihr nach außen “autarkes” Leben erträglicher zu gestalten.
Sie predigen quasi Wasser und trinken Wein. Durch eine Erfindung der Mutter besitzt die Familie viel Geld. Die Eltern haben sich für ein Leben in Abgeschiedenheit und Isolation entschieden. Dieser Wunsch führt sogar dazu, dass die Tochter von der Schule genommen und vom Vater unterrichtet wird. Eigentlich ist es mehr ein Belehren und Indoktrinieren als ein Unterrichten. Unsere Protagonistin versteht viele Zusammenhänge nicht. Die Entscheidungen der Eltern bleiben ihr oftmals unverständlich, nicht zuletzt weil sie diese Erklärungen immer auf “ein andernmal” verschieben. Wann das ist – “ein andernmal” – erfährt sie nicht.
Über Zwänge, Lügen und Bewältigungsstrategien
Wie ist es für ein Kind, die Einsamkeit und Isolation leben zu müssen, die es sich nicht ausgesucht hat?
Die Wahrheiten der Eltern stellt die junge Erzählerin für sich immer mal wieder in Frage: “Ich wünsche mir, endlich wieder einen Schokoriegel essen zu dürfen. Ich bin dünn und selten krank, Mutter dagegen ist schon etwas rundlich und hat häufig Kopfweh, obwohl sie niemals Schokoriegel isst, weshalb ihr Argument, dass Schokoriegel dick machen und ungesund sind, eigentlich ungültig sein müsste.”
Wir lernen in der Geschichte vor allem wie Bewältigungsstrategien entstehen. Angst, Verzweiflung und Unsicherheit gehören zum Alltag der Hauptfigur. Es liegt nahe, dass sie sich ihre eigene Realität aufbaut.
Sie beerdigt Wörter:
“Vater sagte einmal, man muss seine Angst beerdigen. Ich wusste damals noch nicht, was beerdigen heißt. Ich fragte: Was ist das? Vater sagte: Man gräbt etwas in der Erde ein und dann wachsen schöne Blumen darüber, oder Beerensträucher, oder Bäume. Ich versuchte es also, sobald ich einen Spaten besaß und der Boden getaut war, mit dem Wort Angst, in Schönschrift geschrieben.”
Viele Wörter landen in der Folge unter der Erde, auch tote Tiere und anderes. “Ich beerdige noch einmal das Wort nachhaltig, weil Vater es in seiner Unterrichtsstunde so oft verwendet hat, dass ich denke, es ist genug.”
Die Zwanghaftigkeit der Eltern bleibt nicht ohne Einfluss auf das Kind. Die Lektüre des Romans ermöglicht dabei aber auch die nötige Distanz zum Geschehen und zu den Problemen des Familienalltags. Das Verfolgen der Handlung zwang mich, den Überblick, der manchmal verloren geht, wiederzugewinnen.
“Der Winter, in dem ich meinen Spaten bekam, war sehr kalt, der Boden gefroren und ich konnte es kaum erwarten, im Frühling mein erstes Grab zu schaufeln.”
Solche Sätze lassen uns schaudern, aber dahinter steckt nicht der Wunsch zu schockieren. Die Autorin erreicht unser Mitgefühl ohne Rührseligkeit. Ein Gefühl der Beklemmung und Traurigkeit kommt auf und Mitgefühl für das Kind, das grenzenloser Einsamkeit ausgesetzt ist. Wir müssen als LeserInnen viel mitdenken und hinterfragen, aber die Mühe lohnt sich.
Wo beginnt der Ausstieg?
“Diese Welt, in der Vater und Mutter nicht mehr leben wollten, war entweder sehr schrecklich oder sehr schön. Insgeheim hoffe ich, dass es das Schöne war, das sie nicht mehr ertrugen. Dass sie vor lauter Lachen keine Luft mehr bekamen, und um wieder atmen zu können, mussten sie gehen. Ich hoffe, dass ich mich an das Schöne gewöhnen könnte, wenn ich mich doch einmal in diese Welt verlaufen sollte.”
Das Mädchen hat die Außenwelt nie kennengelernt und sehnt sich doch nach ihr. Vielleicht vermag sie die Lügen und Heucheleien ihrer Eltern nicht zu durchschauen, aber dass es da Widersprüche gibt – das entgeht ihr nicht. Die Autarkie ist nur oberflächlich, vieles Fassade: Kapitalismusgegner ohne Geldsorgen; Verschwendung; Zwanghaftigkeit.
Die Frage stellt sich, wie es für ein Kind sein muss, in einer Welt voller Widersprüche aufzuwachsen. Unweigerlich fragen wir uns aber auch, wie es für uns selbst ist in der eigenen widersprüchlichen Realität leben zu müssen. Wie können wir all die Sorgen, Zwänge und Lügen aushalten, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind? Wo beginnt der Ausstieg? Etwa schon hinter der eigenen Haustür? Das entscheidet sich sicher sehr individuell, aber Bewältigungsstrategien entwickeln wir fast alle, um dem Druck und der Angst etwas entgegen zu setzen.
“Man muss als Aussteiger die Zeit am besten ganz vergessen.”, sagt das Mädchen. Danke, Simone Hirth, für diesen tiefgründigen und außergewöhnlichen Roman.
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Hier geht's zum Motivations-Paket!Frankenstein – Anatomie eines Klassikers | Gastartikel von Swantje Niemann
Frankenstein – Anatomie eines Klassikers
Gastartikel von Autorin Swantje NiemannEs gibt Bücher, die von Generation zu Generation immer wieder gelesen werden – und scheinbar jedes Mal etwas Neues zu sagen haben. Was ist es, das einige Bücher noch Jahrhunderte später relevant und bewegend scheinen lässt? Die Phantastik-Autorin Swantje Niemann beschreibt dieses Phänomen am Beispiel von „Frankenstein“ – ein Klassiker.
Frankensteins Monster: komplex und aktuell
Was ist Mary Shelleys „Frankenstein“? Ein Horror-Klassiker? Eine Warnung vor Forschung und Technik, die ohne jede Rücksicht auf Konsequenzen vorgeht? Ein kühnes Gedankenexperiment, das untersucht, wie Menschen von ihrer Umwelt geformt werden? Ein Buch über Freundschaft? Meiner Meinung nach ist es alles auf einmal. Vielleicht der Grund für die bis heute ungebrochene Faszination des Buches?
„Frankenstein oder der moderne Prometheus“ spielt im ausgehenden 18. Jahrhundert und schildert ein kühnes Experiment, das entsetzlich schief läuft: Ein ehrgeiziger Wissenschaftler versucht, Leben zu erschaffen, aber flieht schließlich entsetzt vor seiner Schöpfung. Doch das Wesen, das er allein in eine feindselige Welt entlassen hat, lässt sich nicht so einfach abschütteln. Frankenstein droht alles zu verlieren, was ihm etwas bedeutet. Mehr Details findet ihr in meiner Rezension zum Buch „Frankenstein“.
Was wohl auch zum Mythos Frankenstein beigetragen hat, sind Mary Shelleys außergewöhnliche Biographie sowie die Inspiration für Frankenstein im „Jahr ohne Sommer“. Die Idee kam ihr im Rahmen eines Gruselgeschichtenwettbewerbs mit so illustren Teilnehmern wie John Polidori. Dessen Lord Ruthven wurde prägend für den Archetyp des aristokratischen Vampirs, Percy Shelley. Dieser wiederum forderte mit seinem Atheismus und seinen republikanischen Überzeugungen die Ordnung seiner Zeit heraus. Außerdem war da noch George Byron, der von Caroline Lamb als „mad, bad and dangerous to know“ beschrieben wurde.
Die Psychologie des Horrors
Viel in dem kurzen Roman erfüllt die Anforderungen einer Horrorgeschichte nur zu gut: Hier begegnen uns etablierte Tropen, wie der des Wissenschaftlers, der während eines nächtlichen Gewitters besessen an einer widerwärtigen Schöpfung arbeitet, und der eines unerbittlichen Verfolgers, der beinahe unbesiegbar scheint. Die Drohung von Gewalt und Verlust schwebt immer wieder über den Figuren. Bedeutender jedoch sind die psychologischen Aspekte: Frankenstein ist oft anstrengend selbstmitleidig, aber seine Schuld und Scham, als seine Schöpfung seine Freunde und Verwandten in Gefahr bringt, und die Angst und Isolation, die er wegen seines dunklen Geheimnisses erlebt, sind eindringlich geschildert.
Vieles ist bereits über das Monster und die mögliche Anwendbarkeit von Frankensteins tragischer Geschichte auf unsere Zeit geschrieben worden. Die Idee, dass Wissenschaft und Technik unkontrollierbare Bedrohungen hervorbringen können, klingt bei allem fantastischen Potenzial, das sie auch mit sich bringen, nur zu vertraut.
Die Stärke von Shelleys Roman ist, dass er sich hier nicht klar auf eine Seite stellt. Wir sehen durch eine Vielfalt von Perspektiven eine Situation, die auch eine ganz andere Wendung hätte nehmen können. Was, wenn Frankenstein die Verantwortung für seine Kreatur übernommen hätte? Und selbst wenn seine Hybris letztlich in eine Katastrophe führt, sind seine letzten Worte doch die Frage, ob nicht ein anderer Wissenschaftler seine Forschungen erfolgreicher zu einem Ende führen könnte.
Dies ist scheinbar das große Thema des Romans, das zu Spekulationen und Diskussionen einlädt. Aber darin erschöpft sich der Roman nicht, denn auf einer persönlicheren Ebene ist er – zumindest mir – immer als ein Buch erschienen, das um eine fundamentale Wahrheit über uns Menschen kreist: Wir sind soziale Wesen.
Frankensteins Monster – ein soziales Wesen
Frankenstein hat seine Freunde und seine Familie jahrelang nicht gesehen, als er das Monster zum Leben erweckt, und es ist die Beobachtung menschlicher Nähe, die in seiner Schöpfung den Wunsch weckt, gut zu sein – und die Erfahrung von Einsamkeit und Zurückweisung, die diesen Vorsatz ins Gegenteil verkehrt. Shelley ist es meiner Meinung nach gelungen, ein eindrucksvolles Buch über die zerstörerische Wirkung von Isolation zu schreiben.
Und ich glaube, genau das macht ein gutes Buch aus: Es schaut gleichzeitig nach außen (siehe die großen philosophischen, entwicklungspsychologischen, sozialen und wissenschaftsethischen Fragen, die Frankenstein berührt – und dabei verblüffend moderne Ideen verbreitet), aber auch nach innen (im Fall von Shelleys Roman mit der sehr viel intimeren Geschichte über Freundschaft und Isolation, Geborgenheit und Zurückweisung, Verantwortung und Schuld).
Einerseits lädt das Buch zum Denken ein, insbesondere, weil Shelley klare moralische Urteile und einfache Antworten verweigert, andererseits zum Fühlen. Und noch eines macht für mich ein gutes Buch aus: die Eröffnung neuer Perspektiven. Und genau das gelingt Shelley, indem sie dem Monster eine Stimme gibt und Leser*innen damit indirekt dazu bringt, über ihre eigenen Vorurteile zu reflektieren.
Natürlich, die Sprache ist altertümlich und gerade die Frauenfiguren in ihrer sanften Aufopferungsbereitschaft deutlich weniger interessant als die moralisch eher grauen Charaktere von Frankenstein und seiner Kreatur, aber dennoch ist „Frankenstein“ ein Buch, das wegen genau der von mir angesprochenen Aspekte sicher nicht allzu bald an Popularität verlieren wird – und ein Beweis dafür, dass intelligente Phantastik nicht nur die Flucht aus der Realität ermöglichen, sondern auch einen neuen Blick auf diese ermöglichen kann.

Gastautorin Swantje Niemann
Swantje Niemann wurde 1996 in Berlin geboren und ist, abgesehen von mehrmonatigen Sprach- oder Studienaufenthalten in England und Norwegen, mehr oder weniger dort geblieben. Im Sommer 2018 machte sie ihren Bachelor der Kulturwissenschaften in Frankfurt (Oder), wo sie nun im Master Kulturgeschichte studiert. In ihrer Freizeit liest sie viel, trainiert Kendo und spielt Harfe. Ihr Romandebüt „Drúdir – Dampf und Magie“ verbindet klassische Fantasy mit der mitreißenden Dynamik einer industriellen Revolution: In einer Welt voller sozialer und politischer Spannungen geht der Zwerg Drúdir ein hohes Risiko ein, um die Wahrheit über den Tod eines engen Freundes herauszufinden. (Bild © Roger Steen)
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Hier geht's zum Motivations-Paket!Let’s talk about Psychopathinnen | Gastartikel von Sandra Vahle
Let's talk about Psychopathinnen
Gastartikel von Autorin Sandra VahleDas wertvollste an Literatur sind ihre Geschichten samt moralischer sowie gesellschaftlicher Botschaft. Aktuell sind wir im kapitalistischen Leistungsprinzip verankert, aber betrachtet man die Evolution der Menschheit, so wird der Kapitalismus in seiner jetzigen Form sicherlich nicht das letzte Gesellschaftsmodell sein, in dem wir Menschen leben werden. Und so hat jede Epoche ihre Literatur und jede Literatur ihren (feministischen) Auftrag.
In der Literatur existieren keine Grenzen. Gedanken sind frei und so darf auch das Frauenbild wandelbare Wagnisse beweisen. Wir müssen nämlich gar nicht zwingend dem Abbild des fragilen Geschöpfes entsprechen, das sodann auf wunderwirksame Weise im Laufe des Buches mit ganz unfassbar großem Aha-Effekt merkt, dass es auch selbst Bedürfnisse hat und diese auch berücksichtigen darf. Literarisch betrachtet dürfen wir sein, was immer wir wollen, und das völlig, gänzlich und wahrhaftig schwerelos.
Feminismus bedeutet Gleichberechtigung in jeder Hinsicht
Bücher, die ein differenziertes und komplexes Frauenbild zeichnen, leisten einen wichtigen Beitrag zum Feminismus – ich würde sogar so weit gehen, das dieser Beitrag auch geleistet wird, selbst wenn es gar ein psychopathisch gezeichnetes darstellt wie jenes in „Gone Girl“ oder das wohl gruseligste in „Misery“. So unerbittlich hier Seelen zerstört werden, demonstrieren diese beiden Werke gleichermaßen die facettenreiche Seele einer Frau, die über die Pflicht des willenlosen Geschöpfes, das bloß gut auszusehen hat, hinausgeht. Neben Annie Wilkes bösartiger Seite, jene sie zweifellos in sich trägt, keimt da eine ungeliebte Seele, die gleichsam der Liebe nicht befähigt ist – ebenso wie bei unserem gestörten Feger Amy.
Erwecke die Psychopathin in dir?
Literarisch betrachtet waltet hier Gleichberechtigung, denn wer einmal Richard Laymon gelesen beziehungsweise verschlungen hat, weiß, dass jene komplexe Psychopathen-Rolle männliche Protagonisten ebenso spannend und faszinierend gut kleidet. „Die Insel“ oder „Die Jagd“ bieten zwei aufschlussreiche Wechselbäder in die kranke Gedankenwelt und Abgründe von Psychopathen. In beiden Werken spielt dabei sexuelle Begierde eine große Rolle, und hier demonstriert insbesondere unser Gone Girl Amy, dass Frauen desgleichen sexuelle Begierde in Verbindung mit gewaltvollen Phantasien verspüren, die sich zuweilen schlecht steuern lässt. Bei Annie Wilkes hingegen waltet im Laufe der blutrünstigen Psychopathen-Jahre wohl eher sexuelle Gleichgültigkeit, die sich aber zwischendurch gegenüber ihrem Idol Paul durchaus und in Ansätzen als eine Art Begierde deuten lässt.
Wir müssen endlich aufhören, in Frauen die Hure zu sehen, sobald Sie sexuell agiert
In der Literatur wird gern und oft die unschuldige Jungfrau bevorzugt behandelt und als absolut ehrenwert dargestellt – „50 Shades of Grey“ lässt grüßen. Man darf und muss hier allerdings lobend erwähnen, dass gleichsam die Hure Madonna geliebt wird, und das war ja nahezu skandalös. Denn das passt ja doch eigentlich gar nicht zusammen in Anbetracht des Madonna/Huren-Komplex. Dabei sind Reinheit und Unschuld in der Realität nicht die einzigen Eigenschaften von Frauen.
Literarische Gleichberechtigung ist jedenfalls so wichtig, weil sie unsere Gesellschaft mit prägt. So war das Rollenbild der Frau zu Hitlers Zeiten beispielsweise davon gezeichnet, dass sie zum Wohle der Volksgemeinschaft mit Treue, Pflichterfüllung, Opferbereitschaft, Leidensfähigkeit und Selbstlosigkeit vor allem ihrer Pflicht als Mutter nachzukommen hat – und so hätte Adolf ganz sicher nicht gewollt, dass weibliche Psychopathen, sprich Psychopathinnen, die Bestsellerlisten stürmen. Geschweige denn Huren.
Heutzutage dürfen wir das. Wir dürfen literarisch betrachtet jede Rolle annehmen, die wir mögen und sei es eben die facettenreiche Rolle der kranken, verrückten Närrin, die jenseits des übersteigerten Widerstands gegen Unterdrückung, ein Aufbäumen und Verarbeitung seelischer Verletzungen impliziert, wenngleich einer jeden Frau unbedingt klar sein sollte, dass man in der Realität dafür keineswegs zur Annie oder Amy mutieren sollte. Obschon Gewalt waltet, zeichnet Literatur keine Gewaltverherrlichung, vielmehr sensibilisiert sie mitsamt dem wichtigen Auftrag dafür, dass das menschliche Wesen samt seiner Seele verwundbar ist. Weil eben jeder verletzlich ist. Punkt.
Das fragile Hilfsmittel der Axt, betörender Fesseln oder des wild gewordenen Rasenmähers transportiert im Rahmen einer Psychoanalyse zum Zweck der Selbsttherapie lediglich eine Botschaft in metaphorischer Form. In diesem Sinne – der Freiheit ihre Kunst und der Kunst ihre Freiheit und Gleichberechtigung.

Gastautorin Sandra Vahle
Sandra Vahle lebt als freie Autorin / Texterin / Bloggerin in der Fußballstadt Dortmund. Zum Thema Gleichberechtigung hat sie zusammen mit ihrer Co-Autorin Mary Green das Buch „(K)eine Frau zum Verlieben“ geschrieben. Anstelle einer Axt, Rasenmähers oder eines Eispickels walten hier eine ordentliche Portion Witz, Ironie und Sarkasmus als dienliche Helfer für literarische Freiheit. Den Autorinnen war es wichtig, die Realität zum Thema Liebe & Sex zu spiegeln, aber zugleich die gesellschaftlich geforderte Konditionierung hin zur heiligen Madonna zu entschärfen.
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